Oberliga

„Schiro“ verlässt HUFC: „Ich empfinde nur Dankbarkeit gegenüber dem Club, aber der Spaß auf dem Platz fehlt“

01. April 2020, 12:01 Uhr

Alessandro Schirosi verabschiedet sich nach der Saison aus dem Hammer Park. Foto: Bode

Wann auch immer die neue Saison im Hamburger Amateurfußball in der Nach-Corona-Zeit starten wird: Für Alessandro Schirosi beginnt dann ein neues Kapitel in seiner fußballerischen Laufbahn. Denn wie uns „Schiro“ exklusiv mitteilt, wird er nach sieben Jahren im Trikot von Hamm United den Verein nach der Beendigung der aktuellen Spielzeit verlassen und befindet sich auf der Suche nach einem Verein. Wir haben mit dem 28-Jährigen über seine Zeit beim HUFC, die Gründe für den Abgang und seine Pläne für die Zukunft gesprochen.

„Es gibt sicherlich bessere Momente als jetzt in der ganzen Corona-Krise bekanntzugeben, dass man den Verein wechselt. Aber den richtigen Zeitpunkt, um Tschüss zu sagen, gibt es eigentlich nie“, sagt Schirosi irgendwann im Gespräch mit der FussiFreunde-Redaktion nachdenklich – doch die Entscheidung des Offensivspielers, sich eine andere sportliche Heimat für die Fortsetzung seiner fußballerische Karriere zu suchen, steht fest: „Ich habe unserem Trainer Sidnei Marschall schon vor mehr als einem Monat gesagt, dass es sein könnte, dass ich wechseln werde – auch wenn er mich gerne behalten würde. Auch gegenüber unserem Manager Jassi Huremovic und Präsident Jörn Heinemann habe ich das frühzeitig angedeutet. Ich habe nun allen final Bescheid gesagt. Den Präsidenten habe ich gestern am Telefon endgültig informiert. Er hat nach einer halben Minute aufgelegt. Aber das nehme ich ihm in keinster Weise übel. Ich bin genau so ein emotionaler Typ wie er und kann ihn verstehen“, erklärt „Schiro“.

„Ich werde nie auch nur ein schlechtes Wort über den Verein verlieren“

Seit sieben Jahren spielt Schirosi (li. hier gegen BUs Nico Schluchtmann) inzwischen für den HUFC. Foto: Bode

„Ich bin mir ganz sicher, dass er und ich in Zukunft auch wieder ganz normal miteinander reden werden“, stellt der 28-Jährige mit Blick auf HUFC-Boss Heinemann fest und ergänzt: „Der Trainer hat mir gesagt, dass er es schade findet, dass ich nicht bleiben möchte, aber dass er meine Beweggründe verstehen kann. Er hat das Ganze relativ entspannt und professionell aufgenommen. Auch Jassi Huremovic wusste Bescheid und kann den Schritt nachvollziehen.“ Warum er besagten Schritt nun so geht, wie er ihn geht, verrät uns Schirosi ganz offen. Es gebe zwei Gründe: „Ich wohne momentan in Wedel und arbeite in Osdorf. Bei meinem neuen Arbeitgeber habe ich direkt Verantwortung übernehmen dürfen und habe dort eine Abteilung. Es ist einfach ein riesiger Aufwand. Man muss früh raus, dann arbeitet man dort, anschließend muss man noch zum Training nach Hamm – da ist man abends oft erst um 23 Uhr zuhause und muss am nächsten Tag schon wieder um vier Uhr raus, weil die Arbeit ruft“, verdeutlicht Schirosi den Aufwand, den er derzeit betreibt und sagt: „Das ist alles sehr anstrengend.“

Und Grund Nummer zwei? „Mir ist im Großen und Ganzen der Spaß abhanden gekommen. Ich habe noch nie ein Team erlebt, mit dem ich außerhalb des Platzes so viel Spaß hatte, aber auf dem Platz macht es mir wenig Spaß“, erläutert der Italiener, der seinem Verein nun schon seit sieben Jahren die Treue hält. „Ich bin bei Hamm United in den letzten Jahren gereift – menschlich wie sportlich. Ich werde nie auch nur ein schlechtes Wort über den Verein verlieren. Ich konnte mir hier viel erarbeiten. Der Verein hat mir immer geholfen und unter die Arme gegriffen. Ich empfinde nur Dankbarkeit gegenüber dem Club, aber der Spaß auf dem Platz fehlt eben“, sagt der 28-Jährige ohne Groll und mit jeder Menge Ehrlichkeit und fügt hinzu: „Ich habe sieben Jahre lang alles mitgetragen, habe viel auch vom Vorstand weggehalten, was die Kritik einzelner Spieler an manchen Dingen und Situationen angeht – aber irgendwann hat man einfach auch keine Kraft mehr, die alle mitzuziehen, wenn einige Jungs nicht zuhören.“

Neuer Verein? „Das Umfeld muss stimmen, ich muss mich wohlfühlen“

Einen neuen Verein hat der 28-Jährige (re.) bislang noch nicht ist aber für Anfragen offen. Foto: Bode

Was ihn in der nächsten Spielzeit erwarten wird, darüber ist sich „Schiro“ noch nicht im Klaren: „Einen neuen Verein gibt’s noch nicht“, teilt er uns mit, sagt aber: „Ich bin für alles offen – allerdings muss es nicht unbedingt die Kreisklasse oder die Kreisliga sein. Aber wenn zum Beispiel ein Bezirksligist kommt, der eine Idee beziehungsweise eine klare Zielsetzung hat und ein cooles Projekt ist – warum nicht?“ Für ihn sei, so Schirosi, „wichtig, dass das Umfeld stimmt. Ich muss mich wohlfühlen.“ Vorher aber hat der langjährige Leistunsträger der „Geächteten“ noch einen Wunsch: „Ich hoffe natürlich, dass die aktuelle Saison noch zu Ende gespielt werden kann. Er wäre schon schade und würde mich traurig stimmen, wenn ich mich so, wie es jetzt ist, von Hamm United verabschieden müsste – quasi ohne ein echtes letztes Spiel. Aber: Ich kann nicht wegen der Corona-Krise einfach noch ein Jahr dableiben, nur um ein Abschiedsspiel zu haben“, sagt er und betont noch eimal, dass seine Entscheidung feststeht. Auch, wenn es eben bessere Momente gibt als einen Wechsel in der jetzigen Situation bekanntzugeben...