Savitchev tritt zurück: „Habe meine Entscheidung getroffen!“

Germania-Coach Savitchev schmießt die Brocken hin – „Sehe keine Perspektive“

18. Dezember 2014, 10:00 Uhr

Sagt in Schnelsen Lebewohl: Jouri Savitchev. Foto: KBS-Picure.de

Was bereits seit Wochen gemunkelt wurde, ist nun Gewissheit: Jouri Savitchev hat Germania-Präsident Jörg Wohlgemuth davon in Kenntnis gesetzt, den Verein mit sofortiger Wirkung verlassen zu wollen. Damit reagiert der Übungsleiter, der erst im August das Zepter von Vorgänger Florian Gossow übernahm, auf die anhaltende sportliche Talfahrt sowie die dünne Personaldecke. „Ich sehe in Schnelsen keine Perspektive, deswegen habe ich meine Entscheidung getroffen“, verriet Savitchev gegenüber den FussiFreunden.

Der Rücktritt des Trainers stellt den Höhepunkt einer ohnehin schon grauenhaften Hinserie des TuS Germania Schnelsen dar. Nach zwei Siegen und drei Niederlagen in den ersten fünf Spielen wurde Florian Gossow nach internen Streitigkeiten unter großem Medieninteresse vor die Tür gesetzt. Eine Zäsur in der Saison der Schnelsener. Ganze acht Spieler, die laut Gossow im Sommer nur aufgrund seiner Vertragsverlängerung dem Verein treu geblieben waren, nahmen das Angebot des Vorstands zu einer sofortigen Vertragsauflösung an und begaben sich auf die Suche nach einem neuen Verein. Darunter waren neben anderen Leistungsträgern auch die Toptorschützen Jeton Arifi und Jörg Tunjic. Erst nach langen Besprechungen fiel die Entscheidung, die Saison dennoch in der Oberliga fortzusetzen. Neuer Trainer wurde der vorherige Co-Trainer Jouri Savitchev, assistieren sollte ihm Spieler Dennis Theissen. Nachdem man in den restlichen Spielen bis zur Winterpause nur noch vier Punkt holte, verlassen nun auch diese den Verein.

„Das Team ist zu jung für die Oberliga"

„Ich sehe keine Perspektive auf einen Verbleib in der Liga“, erklärte Savitchev, unter dessen Regie zuletzt sieben Niederlagen in Folge zu Buche standen: „Deswegen habe ich Jörg Wohlgemuth gesagt, dass wir Verstärkungen brauchen. Unser Kader ist zu jung. Seine Antwort war, dass es keine geben wird. Deswegen habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich gehen will.“ Im Gegensatz zu seinem Vorgänger trennt sich Savitchev jedoch im Guten vom Verein. „Ich habe ein gutes Verhältnis zu Jörg, aber was Verstärkungen angeht, habe ich zu wenig Unterstützung erhalten. Es gab aber keinen Ärger. Ich bin seit drei Jahren im Verein und es ist schon ein komisches Gefühl, jetzt zu gehen. Aber vielleicht klappt es ja mit einem neuen Trainer. Ich wünsche dem Team den Klassenerhalt.“

Der Präsident steht nun vor der Aufgabe, erneut einen Trainer suchen zu müssen. Dieser muss wohl auch gewillt sein, mit der Germania den Gang in die Landesliga anzutreten. Denn was personelles Nachrüsten angeht, steht sein Entschluss: „Jouris Verbleib war an die Verstärkung des Kaders geknüpft. Aber das kostet viel Geld, wir können uns das nicht leisten. Wir sind nicht Elmshorn, wo man gesehen hat, wohin das führt. Und ich bin nicht der Typ, der Jouri anlügt und ihm irgendetwas verspricht, was nicht gehalten werden kann.“ Über den Rücktritt des Trainers erfuhr er per Telefon: „Er hat mich angerufen und gesagt, er wolle persönlich mit mir sprechen. Aber da war ja schon völlig klar, was los war. Das konnte ja nichts Gutes bedeuten.“ Nach dem enttäuschenden Saisonverlauf könne er die Entscheidung des ehemaligen Co-Trainers sogar nachvollziehen: „Er sieht keine Perspektive, das kann ich verstehen. Er hatte wohl nicht mehr das Gefühl, dass er die Spieler noch nach vorne bringen kann. Deshalb mochte er nicht mehr weitermachen.“

„Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied...“

Auch Co-Trainer Dennis Theissen wird im Winter seine Koffer packen und Schnelsen in Richtung Altona verlassen. Intern offenbar ein sensibles Thema. „Es ist schade mit Dennis. Vor allem, wie das gelaufen ist. Dennis war erst verletzt und ist dann nicht wieder rein gekommen. Vielleicht hat er sich da schon für einen neuen Verein geschont. Uns hat er dann mitgeteilt, dass er nicht mehr bleiben möchte. Wir geben ihn zwar nicht gerne ab, aber wir können nichts dagegen machen. Wir verzichten auch darauf, ihn jetzt sperren zu lassen.“ Mit Theissen verlässt also auch der Co-Trainer das sinkende Schiff der Germania.Ob nach dem Rücktritt nun der Abgang weiterer Akteure bevorsteht, bleibt abzuwarten. Auf die Nachfrage reagiert Wohlgemuth mit frei interpretierbarer Aussage: „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied ...“ Man merkt: Dem Vorstand steht ein harter Winter bevor.