Landesliga 01

Riexinger redet Klartext: Abwanderungswelle zu Tesla trifft Inter hart!

05. Januar 2022, 15:32 Uhr

Philipp Riexinger (li.) spricht nach einer wahren Abwanderungswelle bei Inter Eidelstedt Klartext. Dem Trainer verbleiben nur noch sechs Spieler aus dem Kader der Hinrunde. Foto: privat

Nach dem Ausscheiden von Holger Bichel als Cheftrainer kehrte der einstige Erfolgsmacher von Inter Eidelstedt auf die Bank des Landesligisten zurück: Philipp Riexinger, der sich zwischenzeitlich beim ETV II und TBS Pinneberg ausprobiert hatte, übernahm die Geschicke bei den Mannen von der Hagenbeckstraße. Anfangs noch im Verbund mit Ünal Ünüvar. Doch der zog sich schnell aus „persönlichen Gründen“ wieder zurück. Mit lediglich drei Punkten auf der Habenseite weilt der Club nun am Tabellenende der Landesliga-Staffel 1. Und die Aussichten, dass in der Rückrunde der große Turnaround gelingen wird, sind nicht unbedingt besser geworden…

Grund: Gleich acht Spieler folgen den Lockrufen vom großen Konkurrenten im Abstiegskampf, dem FK Nikola Tesla! „Einige unserer Spieler wurden vom neuen Tesla-Trainer angesprochen, ob sie nicht dorthin wechseln wollen. Dann gab es wohl einige Probetrainings – und letztendlich haben diverse Jungs dem Verein die Zusage gegeben“, hadert Philipp Riexinger. „Natürlich haben wir durch einige strukturelle Umstellungen – unter anderem der kurzfristige Trainerwechsel – auch nicht alles richtig machen können. Die neuen Strukturen brauchen nun mal eine gewisse Zeit, bis sie sitzen und fruchten“, gibt er sich auch selbstkritisch.

"Heutzutage geht es vielen Spielern nicht mehr um den Fußball, sondern ums Finanzielle"

Der mit fünf Treffern beste Torschütze, Stephan Adjouman (Mi.), ist einer von acht Spielern, der den Lockrufen von Nikola Tesla folgt. Foto: Klaas Dierks

Allerdings geht der Inter-Coach mit einigen seiner Akteure auch hart ins Gericht: „Die Trainingsbeteiligung war grauenvoll. Und genau die Spieler, die sich am meisten beschwert haben, waren die, die am wenigsten am Training teilgenommen haben. Ein Phänomen, das ich nicht verstehen konnte“, ärgert sich Riexinger – und meint: „Heutzutage geht es vielen Spielern leider nicht mehr um den Fußball, sondern am Ende des Tages einzig um die finanzielle Ausbeute.“

Er hätte sich gewünscht, so Riexinger weiter, „dass die Spieler, die zum großen Teil erst im Sommer gekommen sind, die Saison durchziehen und Verantwortung übernehmen. Leider war es aber nicht so, sondern das Gegenteil. Die Spieler haben reihenweise gekündigt. Und nach Gesprächen mit Tesla haben wir die Jungs dann auch zu unserem Liga-Konkurrenten ziehen lassen. Denn das, was dieser Verein bieten kann, das wollen und können wir nicht“, betont er. Namentlich handelt es sich bei den Abgängen, die zum Widersacher wechseln, um: Stephan Adjouman, mit fünf Treffern bester Inter-Schütze, Emmanuel Adjouman, Erdinc Asar, Ibrahim Bah, Jalil Heitkämper, Leon Lauenroth, Fru Jeff Nde und Rashid Amoako. Zudem suchen Samuel Faqiri, Metekaan Yilmaz und Dennis Boakye nach einer neuen Herausforderung, während Issufi Camara und Darius Zalmay Eidelstedt mit unbekanntem Ziel verlassen haben.

"Uns ist bewusst, dass der Klassenerhalt ein fast unmögliches Unterfangen wird"

„Nun ist es so, dass wir in die Rückrunde mit den Jungs starten wollen, die alles für den Verein tun würden. Dazu gehören hauptsächlich Spieler der Zweiten und Dritten Herren“, erklärt Riexinger. „Uns ist natürlich auch bewusst, dass der Klassenerhalt zu einem fast unmöglichen Unterfangen geworden ist. Allerdings weiß man im Fußball ja nie. Und wir sind damals auch mit Herz, Charakter, Ehrgeiz und Liebe für das Logo auf unserer Brust hingekommen, wo wir jetzt sind. Also man wird sehen, wie es läuft“, gibt man sich noch nicht auf.

"Waren eine Auffangstelle für Spieler, die bei anderen Vereinen gescheitert sind"

Auch Fru Jeff Nde, der schon beim SV Eidelstedt mit einigen abwanderungswilligen Inter-Spielern zusammenkickte, verlässt das Tabellen-Schlusslicht. Foto: noveski.com

Rückblickend sieht Riexinger als „größten Fehler“ an, „dass jeder Spieler, der zu uns kommen wollte, auch sofort ein Trikot bekommen hat. Wir haben nicht großartig aussortiert, sondern nahezu jeden Spieler, ob Oberliga oder Kreisklasse B, ob charakterlich gut oder völlig daneben, direkt genommen.“ Man sei, wie Kapitän Emre Keles zu sagen pflegt, „eine Auffangstelle für Spieler, die bei anderen Vereinen gescheitert sind“, gewesen. Klare Worte. „Das wird es in Zukunft nicht mehr geben, denn wir haben aus unseren Fehlern gelernt“, betont Riexinger – und befindet: „Heutzutage ist es leider wirklich so, dass es den meisten Fußballern nicht mehr um die Spielklasse oder ein gutes Miteinander, sondern vor allem darum geht, wo man am meisten Geld bekommt. Diese Vereine machen es den kleineren Clubs enorm schwer, auch nur ansatzweise mitzuhalten. Entweder du bist ein riesiger Traditionsverein oder ein zwar kleinerer Club, aber dafür mit großen Sponsoren oder Geldgebern – sonst bist du auf verlorenem Posten.“

"Das freundschaftliche Verhältnis zu Tesla soll beibehalten werden"

Abschließend sei ihm wichtig, zu sagen: „Ich wünsche den Spielern tatsächlich nur das Beste! Aber ich finde es wirklich enttäuschend, nach einem halben Jahr in der Winterpause zu gehen. Das trifft einen kleinen Verein natürlich wie ein Schuss ins Mark!“ Inters Liga-Manager Serkan Ariduru entgegnet derweil auf Nachfrage: „Natürlich können wir die Schritte von Tesla verstehen und nachvollziehen. Die wollen alles dafür tun, um den Abstieg zu verhindern. Wir haben uns ganz bewusst gegen diesen Schritt entschieden.“ Aber: „Die Verhandlungen mit den Verantwortlichen von Tesla waren wirklich sehr angenehm und vorbildlich. Es besteht seit Jahren ein freundschaftliches Verhältnis, welches auch in der Zukunft beibehalten werden soll.“

Autor: Dennis Kormanjos