Relevanz der Beinachsenstabilität – Teil 1

Sportarzt - November 2012

31. Januar 2013, 14:46 Uhr

Die Beinachsenstabilität spiegelt die propriorezeptiven Fähigkeiten und das Zusammenspiel von Hüft-, Knie- und Sprunggelenk wider. Diese sind nicht nur im Sinne der Rehabilitation und Verletzungsprophylaxe relevant, sondern stellen auch leistungsbestimmende Faktoren für alle schnellkräftigen Bewegungen dar.

Beinachsenstabilität unter therapeutischen Gesichtspunkten

Bevor wir in folgender Ausgabe auf die leistungsspezifischen Aspekte eingehen wollen wir in diesem Artikel die Beinachsenstabilität unter therapeutischen Gesichtspunkten betrachten

Aus therapeutischer Sicht ist die Verbesserung der Beinachsenstabilität gerade bei vorgeschädigten Knie- und auch Sprunggelenksverletzungen außerordentlich wichtig. Bei mangelnder oder fehlender Stabilisation der Gelenk durch die Bandstrukturen muss diese Aufgabe vermehrt durch die Muskulatur übernommen werden. Dabei spielt weniger die Maximalkraft sondern eher die Kraftausdauerleistungsfähigkeit der entsprechenden Muskelgruppen die entscheidende Rolle. Studien zeigen, dass Knieverletzungen vermehrt mit fortgeschrittener Spielzeit auftreten, was diesen Aspekt unterstreicht. In der Praxis bedeutet dies, dass z.B. verschiedene Übungen im Einbeinstand durch Variationen von Zusatzgewicht, Kniewinkelstellung, unebenen Untergründen etc. sukzessive erschwert werden. Zu beachten ist dabei, dass das Knie im Zuge der Beugung und Streckung sogenannte „starke“ und „schwache“ Momente besitzt. Dies bedeutet, dass die Stabilisation der Kniegelenke, vor allem was die seitliche Führung anbelangt, nicht in allen Kniewinkelpositionen gleich gut ist. Somit sollte in der Praxis in unterschiedlichen Gelenkstellungen (von stark bis leicht gebeugt) geübt werden.

Eine weitere Unterscheidung liegt in der statischen und dynamischen Stabilisation. Betrachtet man fußballtypische Bewegungsabläufe so zeigt sich der hohe Stabilisationsbedarf vor allem bei exzentrischen Bewegungen wie z.B. dem einbeinigen Aufkommen nach einem Kopfball. In diesem Falle muss das Knie in der Bewegung, also während der Beugung, stabilisiert werden. Dies zeigt, dass in der Trainingspraxis statische Übungen zum Einstieg oder der Heranführung nach einer Verletzung sicherlich sinnvoll sind, es aber langfristig zu zielgerichteten dynamischen Stabilisationsübungen, wie z.B. kontrollierten Einbeinsprüngen, kommen sollte.

Linearer Sprung einbeinig unilateral

In der Therapie werden häufig Sprünge favorisiert indem Absprung- und Landebein identisch sind. Also von rechts auf rechts oder von links auf links. Bei dieser Sprungform kann man durch Festlegung der zu überwindenden Distanz erkennen, inwieweit der Sportler in der Lage ist, seine Beinachse bei der Landung zu stabilisieren. Bei allen Sprüngen sollte im Regelfall auf eine weiche Landung Wert gelegt werden. Dies bedeutet zum einen, dass der initiale Bodenkontakt mit dem Fußballen erfolgt und das Knie bei der Landung gebeugt wird um den Stoß abzufangen. Der hier dargestellt lineare Sprung ist dabei eine der einfacheren Übungsvarianten.

Seitlicher Sprung einbeinig unilateral

Im Gegensatz zum linearen Sprung stellt der seitliche (oder laterale) Sprung wesentlich mehr Anforderungen bzgl. der Kniestabilität. Hier gilt es zu unterscheiden ob man eher die Außenseite (Sprung nach außen) oder die Innenseite (Sprung zur Körpermitte) beanspruchen möchte. Gerade bei Sprüngen zur Körpermitte muss das Längsgewölbe des Fußes bewusst aktiviert werden um das Kniegelenk stabil zu halten. Sprünge nach außen eignen sich eher um fußballtypischen Außenbandverletzungen vorzubeugen.

Sprünge mit dem Kasten

Bei Sprüngen mit dem Kasten (oder einer Treppe) gilt es zu unterscheiden ob man den Schwerpunkt auf die konzentrische oder exzentrische Phase der Sprungbewegung setzen möchte. Initial bietet es sich an ersteinmal auf einen Kasten (konzentrisch) und im späteren Verlauf des Trainingsprozesses von einem Kasten (exzentrisch) zu springen. So kann man nicht nur die Anforderungen bzgl. der Beinachsenstabilität sukzessive steigern, sondern auch schon frühzeitig mit den geringer belastenden Sprüngen auf dem Kasten in das Sprungtraining einsteigen.

Abbildungen: evoletics.de