Landesliga Hammonia

Rantzau-Serie reißt gegen die Alsterbrüder

10. Oktober 2022, 09:58 Uhr

Alsterbrüder-Jubel nach dem zwischenzeitlichen 4:1: Philipp Strüder (2. v. re.) ist als erster Gratulant beim Torschützen Lenny Akpu. Foto: Klaas Dierks

Am Sonntagnachmittag empfing der Tabellendritte SSV Rantzau die Alsterbrüder auf ihrer schönen Anlage auf der Düsterlohe in Barmstedt bei angenehmen Spätsommerwetter. Der sympathische Vorsitzende des SSV, Hans Hansen, lässt es sich nicht nehmen, als Stadionsprecher die Mannschaftsaufstellungen zu verlesen und im Verlaufe der Partie die Torschützen und Auswechselungen übers portable Mikrofon zu vermelden. Gespielt wird auf leicht unebenem Naturrasen, einem ungewohnten Geläuf für die sechsplatzierten Hamburger. Beide Mannschaften sind in der Liga zuletzt fünfmal in Serie erfolgreich gewesen. Mindestens eine der beiden Serien droht zu reißen. Bei einem Sieg könnten die Schleswig-Holsteiner bei für sie günstigem Verlauf der Parallelspiele als Spitzenreiter vom Platz gehen, bei einem Sieg der Alsterbrüder würden diese an Rantzau vorbei in der Tabelle nach oben klettern, mit Sichtkontakt zu Platz eins.

Jorrit Thieme (Mi.) spitzelt die Hausherren in Führung. Foto: Klaas Dierks

Entsprechend gespannt sind auch die Zuschauer, unter ihnen gut 30 Fans des Gästeteams. Die Heimmannschaft beginnt engagiert und profitiert nach einer abgewehrten Ecke von einem Ballverlust der Alsterbrüder in deren eigener Hälfte. Lennart Keßner chippt den Ball mit Übersicht auf den rechten Flügel, wo Bennet von Schassen den Ball von der Grundlinie scharf nach innen auf den kurzen Pfosten bringt. Von dort befördert ihn der eingelaufene Jorrit Thieme am Alsterbrüder-Keeper Daniel Göbel zur frühen Führung ins Netz. Eine Szene, die Alsterbrüder-Trainer Jörg Großkopf in der Pause so kommentiert: „Da war die halbe Mannschaft in Gedanken wohl noch in der Kabine!“

Der SSV macht weiter Druck. In der siebten Minute erreicht ein weiter Ball aus Rantzaus Hälfte einen durchgestarteten Mitspieler auf der rechten Angriffsseite. Der befördert den Ball von der Grundlinie in den Sechzehner. Dort verpasst ein Angreifer aus vielversprechender Position die Chance durch einen Stockfehler bei der Ballannahme. Aber schon folgt der nächste Angriff der Platzherren, diesmal spiegelverkehrt über links. In der Mitte stehen zwei Rantzauer völlig blank. Aus fünf Metern schießt Alexandros Kotzapanagiotou aufs Tor, doch Göbel verhindert das zweite Gegentor. Der direkte Gegenstoß der Alsterbrüder: Antonio Pabst kommt aus der eigenen Hälfte über links, schaltet den Turbo ein, erreicht den gegnerischen Strafraum und flankt am Verteidiger vorbei auf Konrad Janta, der den Ball am linken Eck des Fünfmeterraumes mit dem Rücken zum Tor gekonnt mitnimmt und Torwart Semir Svraka im Fallen zum Ausgleich in der achten Minute tunnelt.

Der Ausgleich: Konrad Janta (Mi.) überwindet Semir Svraka zum 1:1 Foto: Klaas Dierks

Der SSV ist nicht entmutigt und setzt die Angriffsbemühungen fort. Mit langen Bällen werden die Spitzen auf den Flügeln gesucht, die, wenn gefunden, den Ball von der Grundlinie nach innen bringen. Aber bis auf den einen oder anderen Eckball springt nichts Zählbares heraus. Auch, als Göbel eine flache Hereingabe nach einer Ecke nach vorne prallen lässt, kann die Heim-Elf kein Kapital daraus schlagen (17.). Aber auch die Alsterbrüder können von den Fehlern ihrer Gegner nicht profitieren. So entwickelt sich zwar zwischen den Toren ein munteres Spiel, das Tor selbst wird jedoch nicht getroffen. In der 27. Minute, als Semir Svraka einen Schuss aus 16 Metern, wohl aufgrund einer Sichtbehinderung durch einen eigenen Abwehrspieler, nur nach vorne abprallen lassen kann, ist es fast soweit. Allerdings ist ein weiterer Verteidiger zur Stelle, der eine Fußspitze vor dem heranstürmenden Gegner am Ball ist und das Spielgerät in höchster Not knapp über die Latte zur Ecke drischt, die nichts einbringt.

Spiel gedreht: Antonio Pabst (re.) bringt die Alsterbrüder mit 2:1 in Führung. Foto: Klaas Dierks

Mit fortschreitender Spieldauer erarbeiten sich die Alsterbrüder zunehmend die Spielkontrolle. In der 38. Minute wird ein Angriffsversuch der Platzherren abgefangen. Mit zwei Pässen überbrücken die Alsterbrüder das Mittelfeld. Aus dem rechten Halbfeld kommt eine Flanke an den Fünfmeterraum. Dort ist Pabst, der seine Tore oft mit Köpfchen, aber selten mit dem Kopf macht. Nun ist es soweit. Seinem Bewacher entwischt, schädelt er ungehindert zur Führung ein. Kurz vor Schluss der ersten Halbzeit wird es für die Barmstedter nochmal gefährlich. Lennart Duve mit feinem Doppelpass; sein Flachschuss aus elf Metern streift knapp am rechten Pfosten vorbei ins Aus. So geht es in die Pause.

Nach dem Wiederanpfiff zeigt sich Rantzau sofort bemüht, Druck nach vorne zu entwickeln, steht dabei hinten aber recht offen. Das wird bei einem abgefangenen Angriff bestraft, als die Alsterbrüder mit einem langen Ball ihren Konter ins Rollen bringen. Ein weiterer gut getimter Ball auf Gian Luca Verago durch Janta folgt. Der ist seinem Bewacher enteilt und lässt Svraka aus 14 Metern zentraler Position keine Chance (47.). Trotz dieses Dämpfers steckten die Barmstedter nicht auf und binden die Alsterbrüder in deren eigener Hälfte. In der 53. Minute fällt ein Rantzauer im Duell mit einem Alsterbruder im Strafraum, aber die Pfeife des Schiedsrichters bleibt stumm. Den hätte man auch pfeifen können.

Das 1:3: Diesmal ist es Gian Luca Verago (li.), der Svraka aus halblinker Position keine Abwehrchance lässt. Foto: Klaas Dierks

In der 61. Minute ertönte sie allerdings, als Keßner beim Versuch, in den Alsterbrüder-Strafraum einzudringen, davor freistoßwürdig gebremst wird. Aus knapp 25 Metern zwingt der eingewechselte Tim Hartlieb mit seinem Schuss, der unter die Latte gepasst hätte, Göbel zu einer guten Parade. In der 67. Minute erneut ein Freistoß, diesmal kommt der Ball aus halbrechter Position in den Strafraum. Aus 14 Metern köpft Luis Witt den Ball als leichte Bogenlampe auf die Latte. Dann bringt einer der seltenen Entlastungsangriffe der Alsterbrüder noch einmal Gefahr für das Rantzauer Tor. Aber Dechow setzt seinen Kopfball nach einer Ecke an die Latte. In der 80. Minute ist es wieder eine Standardsituation, die für Gefahr sorgt. Der Freistoß für Rantzau findet einen Abnehmer in der Box der Alsterbrüder, aber auch hier geht der Kopfball von Keßner knapp rechts neben das Tor.

Lennart Keiner (re.) betrieb mit seinem Treffer zum 2:4 nur noch Ergebniskosmetik aus Rantzau-Sicht. Foto: Klaas Dierks

Acht Minuten vor Schluss einer der seltenen Konter der Gäste in der zweiten Halbzeit. Statt selbstbewusst in den Strafraum zu sprinten, nimmt der Angreifer das Tempo heraus und versucht, einen Mitspieler in Szene zu setzten, was misslingt. Dann ist wieder Rantzau dran. Wieder mit einem Freistoß, wieder von rechts. Göbel faustet den Ball direkt auf den Fuß von Bennet von Schassen, der volley abzieht und den Ball knapp rechts neben den Pfosten setzt. Drei Minuten später macht der kurz zuvor eingewechselte Lenny Akpu dann alles klar. Er verwandelt einen von Konrad Janta auf der linken Seite getretenen Freistoß mit dem Kopf freistehend aus fünf Metern (86.). Zwar gelingt dem Heimteam kurz darauf noch ein sehenswerter Spielzug, jedoch ohne Torerfolg.

Nach Schlusspfiff richtete FCA-Coach Jörn Großkopf (Mi.) einige Worte an seinen treffsicheren Joker Lenny Akpu (re.). Foto: Klaas Dierks

Den Schlusspunkt setzt Lennart Keßner in der Nachspielzeit. Onur Tiryaki fängt einen Göbel-Abschlag ab und setzt Rantzaus Nummer 10 in Szene. Fast mühelos geht der an vier Alsterbrüdern vorbei und tunnelt den gegnerischen Keeper. Das bleibt heute nur Ergebniskosmetik, denn unmittelbar danach ist Schluss.

Die Alsterbrüder, nun punktgleich mit Rantzau, sind an ihrem Gegner aufgrund des besseren Torverhältnisses vorbeigezogen. Jörn Großkopf stellt zufrieden fest: „Ich bin tierisch stolz auf die Mannschaft!“ Immerhin stehen sie als Aufsteiger momentan auf dem vierten Platz. Beide Teams liegen nur zwei Punkte hinter Spitzenreiter BU. Für die Alsterbrüder könnten die nächsten vier Wochen wegweisend werden. In diesem Zeitraum spielen sie gegen die ersten drei der Tabelle. Für Rantzau ist trotz der Niederlage der Abstand zur Spitze fast gleichgeblieben. Sie empfangen am nächsten Spieltag die Mannschaft von Hansa 1911 und können wieder Boden gut machen, wenn Hansa sie lässt.

Klaas Dierks

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