Bezirksliga Ost

„Poschi“ übernimmt Barsbüttel: „Einige Spieler wissen noch gar nicht, wozu sie in der Lage sind“

19. März 2020, 18:34 Uhr

Ab Sommer übernimmt Olaf Poschmann das Ruder als Coach beim Barsbütteler SV. Foto: Bode

Betim Haxhiajdinis Nachricht kam überraschend – und sie war kurz. Der Barsbütteler SV geht mit einem neuen Trainer in die kommende Saison, teilt uns der Ligamanager der „weißen Schwäne“ mit: Als Nachfolger des aktuellen Trainerduos Zoran Nestorovic und Murat Gülec übernimmt ab dem Sommer Olaf Poschmann den Posten als Coach am Soltausredder. Wir haben mit „Poschi“, der Oliver Kunkel als Trainer mitbringen wird, über das Zustandekommen des Engagements, seine Eindrücke vom BSV und das, was er vorhat, gesprochen. 

Er sei selbst „etwas verwundert gewesen, als die Anfrage aus Barsbüttel kam“, gesteht Poschmann, „ich habe dann nochmal auf die Tabelle geschaut und gesehen: Die stehen wirklich nicht schlecht da. Auf den ersten Blick habe ich also gar keinen Grund gesehen, warum der BSV einen neuen Trainer verpflichten wollte.“ Dennoch: „Poschi“ verschloss sich der Bitte um ein Treffen nicht, auch wenn er erklärt: „Der BSV war anfangs in meinem Gesamtkonzept gar nicht vorgesehen. Ich wollte in eine andere Richtung gehen, aber das ist nicht zustande gekommen, weil die Person, von der das abhängt, ein bisschen in der Luft hängt.“ In den Gesprächen mit den BSV-Verantwortlichen sei dann „aufgefallen, dass in der Mannschaft und auch im Umfeld noch mehr Potenzial steckt. Das auf den Platz zu bringen, wird die Herausforderung sein.“

Kunkel: „Als Einstieg ist es eine Konstellation, wie man sie sich nur wünschen kann“

Ex-Hamm United-Stürmer Oliver Kunkel (re.), der unter Poschmann beim SCVM spielte, wird Co-Trainer des künftigen BSV-Übungsleiters. Foto: Bode

„Ich habe zwei, drei Spiele der Mannschaft gesehen. Einige Spieler wissen noch gar nicht, wozu sie in der Lage sind. Manchmal spielen sie richtig tollen Hurra-Fußball, aber manchmal sind sie in der Umschaltbewegung gegen den Ball zu ungenau. Wir wollen die positiven Dinge weiter festigen. Ich werde neue Ideen reinbringen und sicher auch einiges verändern. Dann muss man mal sehen, wie die Mannschaft das Ganze umsetzen kann“, sagt Poschmann, der weiß, „dass es bestimmt auch mal Probleme und Niederlagen geben wird.“ Entsprechend will er über Ziele in Form einer Platzierung in der Tabelle noch gar nicht reden. „Dazu ist es zu früh. Ich habe mich nach der Anfrage intensiv mit dem BSV beschäftigt – der Verein hat eine Tradition in der Ober- und Landesliga. Das Umfeld ist auch richtig gut. Wenn man Ahrensburg, die aufsteigen werden, mal raus gerechnet, dann ist die Spitze oben eng zusammen und jeder kann gegen jeden verlieren. Wir wollen mutigen Fußball zeigen, aber wissen, dass wir Zeit brauchen“, so „Poschi“ der Oliver Kunkel als „Co“ an seiner Seite haben wird: „Ich kenne ihn als meinen Spieler beim SVCM. Er ist eine absolute Vertrauensperson. Wir liegen von der Fußball-Philosophie und unserem Denken auf einer Wellenlänge.“

„Als Einstieg ist es für mich eine Konstellation, wie man sie sich absolut nur wünschen kann: Ich treffe auf einen erfahrenen und dennoch jung gebliebenen Trainer, der neben seiner fachlichen Kompetenz auch menschlich herausragende Qualitäten mit sich bringt“, sagt Kunkel, der aktuell noch bei Borussia Möhnsen in Schleswig-Holstein seine aktive Fußballer-Karriere ausklingen lässt, zu seiner künftigen Aufgabe. „Da wir bereits beim SCVM im Verhältnis Trainer und Spieler zusammengearbeitet haben, kennt man die Erwartungen, weiß welche Idee dahinter steckt. Es ist klar, dass die eigene Meinung auch Gewicht hat und wertgeschätzt wird. Als die Anfrage kam und der Austausch mit den Verantwortlichen über die Gegebenheiten in Barsbüttel abgeschlossen war, war für mich sehr schnell klar, dass ich diese Möglichkeit unbedingt wahrnehmen möchte“, erklärt der 32-Jährige, der in Hamburg unter anderem für Altona 93, Hamm United, den SCVM und den SC V/W Billstedt spielte. 

Münster: „Wir wollen 2021 aufsteigen und in der Saison darauf den Klassenerhalt in der Landesliga schaffen“

BSV-Stürmer Betim Haxhiajdini (li.), der inzwischen Ligamanager ist, vermeldete den Trainwechsel – und soll ihn auch vorangetrieben haben. Archivfoto: noveski.com

Ulrich Münster, der Fußball-Obmann der Barsbütteler, erläutert derweil die Beweggründe für den Trainerwechsel: „Wir haben uns vor drei Jahren das Ziel gesetzt, im Jahr 2020 in die Landesliga aufzusteigen. Das wird nicht funktionieren“, sagte er dem „Hamburger Abendblatt“. Der Grund dafür: Die Mannschaft, die das Trainerduo Nestorovic/Güler aufgebaut hat, habe zwar Potenzial, „aber die Problematik gegen die Teams aus der unteren Tabellenregion bleibt. Deshalb haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir neue Reize setzen und das Potenzial verbessen können“, erklärt Münster im Hinblick auf die Ablösung der bisherigen Coaches im Sommer, die Ligamanager Betim Haxhiajdini mit initiiert haben soll. Was er von Poschmann, dessen „Co“ Kunkel und der Mannschaft, die das Duo in der kommenden Saison zur Verfügung haben wird, erwartet, formuliert Münster so, wie man es eindeutiger nicht tun kann: „Wir wollen 2021 aufsteigen und in der Saison darauf den Klassenerhalt in der Landesliga schaffen.“

Überrascht und enttäuscht zeigt sich indes fraglos das amtierende Trainer-Duo. „Wir haben erst spät und durch einen anderen Verein erfahren, dass die Abteilungsleitung einen neuen Trainer sucht. Das ist traurig, zumal wir schon so lange beim BSV sind“, konstatiert Zoran Nestorovic, der mit seinem Kompagnon Murat Gülec vor der Amtszeit als Coach der „Ersten“ (seit 2017) bis 2015 jahrelang im Nachwuchs des Vereins vom Soltausredder arbeitete, gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“. „Eine Woche vorher haben wir noch mit dem Verein gespochen, da schien alles in Ordnung zu sein. Und dann heißt es plötzlich, dass wir nicht weitermachen dürfen. Man darf nicht vergessen, dass wir die Mannschaft damals mit zwei Spielern übernommen und in kürzester Zeit einen Kader zusammengestellt haben. Jetzt, wo wir langsam die Früchte ernten, werden wir abgesetzt“, äußerte sich Gülec im „Abendblatt“.

Jan Knötzsch