Oberliga

Osdorf kann’s noch: „TK9“ steckt Messi und Ronaldo in die Tasche - auch die Trümpfe sitzen!

Bramfeld verliert erneut - Henning nimmt sich „Abwanderer“ zur Brust

28. September 2019, 01:38 Uhr

Torben Krause (re.) bejubelt seinen genialen Freistoßtreffer zum 2:1 für die Gäste, der die Weichen auf Sieg stellte. Foto: Kruber

Eine gute Stunde war an der Ellernreihe vorüber (alle Highlights im LIVE-Ticker), als Osdorf-Coach Philipp Obloch zwei Asse im Ärmel hatte und mit Papa Ndiaye und Mehmet Eren zwei frische Kräfte ins Rennen warf. „Wir wissen, dass uns Papa mit seiner ganzen Physis und dem Glauben ans Positive und Memo mit seiner Ruhe und Erfahrung nochmal guttun“, erklärte der zuletzt arg gebeutelte Übungsleiter, der mit den „Blomkamplern“ seit dem Auftaktspiel bei Teutonia 05 (2:1) kein Spiel mehr gewinnen konnte und zuletzt sogar fünf Niederlagen am Stück hinnehmen musste. Doch zurück zu den „Jokern“, von denen Obloch noch einen weiteren auf der Hand hatte – nämlich Joel Weiß.

„TK9“ und seine Freistoßkünste... Foto: Kruber

Während Ndiaye und Eren keine sechs Zeigerumdrehungen auf dem Platz waren, als Erstgenannter einen Freistoß links am gegnerischen Sechzehner zog, verfolgte Weiß das Geschehen zu jenem Zeitpunkt noch von der Bank aus. Torben Krause legte sich die Kugel 22 Meter vor dem Tor von Victor Medaiyese zurecht, schlenzte sie in allerbester Messi-Manier über die Mauer und ließ sie im Stile eines Cristiano Ronaldo links oben im Knick einschlagen (67.) – ein absolutes Meisterwerk, zu dem es beinahe nicht gekommen wäre, wie uns „TK9“ anschließend im Video-Interview verriet!

Das Osdorfer „Urgestein“ hatte sein Tagwerk in der 81. Minute vollbracht und machte für Joel Weiß Platz. Dieser war keine 120 Sekunden drauf, da brachte er den Ball von links auf den am Sechzehner lauernden Ndiaye, dessen Linksschuss aus 15 Metern noch abgefälscht wurde und zum 3:1 für die Gäste in den Maschen landete (83.). Obwohl der Trainer mit seinen Einwechselungen ein glückliches Händchen bewies, wollte Obloch „keinen großen Anteil“ seinerseits gesehen haben. „Die Aktionen machen ja die Spieler“, erklärte er – und fügte an: „Es ist natürlich so, dass wir uns vor dem Spiel genau überlegen: Wer kann, auch wenn er reinkommt, nochmal richtig was bewirken? Speziell mit dem Doppelwechsel war die Hoffnung groß, nochmal einen Impuls zu setzen. Das war schon der Plan. Sowohl Papa als auch ‚Memo‘ (Eren; Anm. d. Red.) haben das gut gemacht – auch Joel hat gut funktioniert“, so Obloch, der betonte: „Es ist wichtig, dass die Jungs auch wissen, dass es keine Bestrafung ist, wenn sie nicht starten, sondern dass es einfach ein Teil des Matchplans ist, dann irgendwie das Spiel noch entscheiden zu können, wenn der Gegner auch schon ein bisschen müde ist. Es freut mich sehr, dass es heute funktioniert hat.“

„Kein gutes Oberligaspiel in der Phase, aber wir haben Paroli geboten“

Ein Tor, eine Vorlage: Die Einwechslung von Papa Ndiaye (2. v. re.) machte sich bezahlt. Foto: Kruber

Während der Übungsleiter des TuS Dementsprechend glücklich und froh war, dass „ein paar Steine aus dem Rucksack raus sind, was unserem Spiel mit Sicherheit sehr guttut“, waren Frust und Enttäuschung auf der anderen Seite spürbar groß: Erneut konnte Bramfeld aus einem deutlichen Chancenplus im ersten Durchgang zu wenig Kapital schlagen, lief früh einem Rückstand – Jeremy Wachter donnerte das Leder ach Zuspiel von Samuel Amoah in den linken Giebel (9.) – hinterher und kam durch Raoul Bouveron, der einen Pass von Robin Polzin im zweiten Anlauf an Tjark Grundmann vorbei beförderte (38.), „nur“ zu einem Treffer. Nach der Pause allerdings präsentierte sich der Aufsteiger vor des Gegners Tor erschreckend harmlos. „Bis zur 65. Minute haben wir wenig bis gar nichts zugelassen. Sicherlich hatten wir selbst in der zweiten Halbzeit wenig Aktionen nach vorne. Aber es war ein Mittelfeld-Geplänkel, wo man sagen kann: Weder wir noch der Gegner haben groß dominiert. Es war kein gutes Oberligaspiel in der Phase, aber wir haben Paroli geboten“, befand Mirko Schulz. „Wenn wir dann gezielt Nadelstiche setzen, wie wir das in der ersten Halbzeit getan haben, dann können wir auch mithalten.“ Man brauche auch „ein bisschen Matchglück“, so der eine Part des BSV-Gespanns.

Obloch gesteht: „Das Spiel hätte ich nicht spielen wollen“

Selbst sein Gegenüber sprang ihm zur Seite, meinte in Richtung des Bramfelder Trainerduos: „Man soll sich ja nicht über den Gegner äußern. Aber in der ersten Halbzeit habt ihr uns vorne richtig wehgetan. Ich war sehr, sehr froh, dass wir nicht in Rückstand geraten sind. Denn das Spiel hätte ich nicht spielen wollen, mit eurem Tempo nach vorne, anrollen zu müssen, ohne das richtig absichern zu können“, gestand Obloch. Dem entgegnete Schulz: „Wir kommen aus der Landesliga und sind auch ein Stück weit erfolgsverwöhnt. Jetzt sind wir in einer Phase, wo man eben nicht dreieinhalb von vier Spielen gewinnt. Das müssen die Jungs erstmal verarbeiten und damit auch umgehen können.“

Henning: „Die Spieler gehen den Weg des geringsten Widerstandes“

Carsten Henning fand auf der PK nach dem Spiel deutliche Worte - vor allem in Richtung der abgewanderten Spieler. Foto: Kruber

In eine ganz andere Kerbe schlug Carsten Henning: „Alle wollten Verstärkungen haben, die wir vor der Saison geholt haben. Einige sind mit dem Konkurrenzdruck, sich beweisen zu müssen, nicht klargekommen – und haben vielleicht etwas anderes erwartet. Aber im Endeffekt sitzen wir alle im selben Boot und müssen das Wasser rausschiffen, was momentan drin ist. Dazu gehört jeder einzelne Spieler – ganz egal, ob derjenige spielt, eingewechselt wird oder auf der Bank sitzt. Dafür müssen sie sich unter der Woche den Arsch aufreißen, damit sie uns zeigen, sie wollen spielen. Und das nicht nur über eine, sondern vielleicht auch mal über drei oder vier Wochen“, ehe er sich die kurzfristig abgewanderten Akteure zur Brust nahm: „In Hamburg ist es immer ein einfacher Weg, schnell den Verein zu wechseln, weil es hier viele Vereine gibt. Das ist in ländlicheren Gegenden um Hamburg herum nicht so einfach. Aber hier gehen die Spieler den Weg des geringsten Widerstandes und können sich nicht den Arsch aufreißen. Das fehlt – und ist bei vielen Spielern ein Mentalitätsproblem. Deshalb müssen wir enger zusammenrücken und alles dafür tun, als Mannschaft die Spiele zu gewinnen.“ Abschließend betonte Henning: „Man wünscht sich einfach, dass sie sich zusammenreißen, den Arsch bewegen und für etwas kämpfen. Das fehlt uns so ein bisschen.“

Was die Trainer noch zu den 90 Minuten zu sagen hatten, seht Ihr im Video von der PK!

Autor: Dennis Kormanjos