„Oldie but goldie“: Super-Senioren, Senioren und Alte Herren ermitteln Titelträger

Spannende Spiele und 1000 Zuschauer beim „Holsten-Tag des Fußballs“

18. Juni 2017, 20:33 Uhr

Der SC Condor 1. AH freute sich über den Gewinn des Otto-Hacke-Pokals durch einen Treffer in letzter Sekunde zum 2:1-Sieg. Foto: Mathias Merk

Das war's nun aber wirklich endgültig: Die letzten Entscheidungen im Hamburger Fußball sind – zumindest auf der Ebene der Super-Senioren, Senioren und der Alten Herren – gefallen. Im Rahmen des „Holsten-Tag des Fußballs“ standen auf der Anlage des Hamburger Fußballverbandes in Jenfeld diverse Pokalfinals und zum krönenden Abschluss das Altherren-Endspiel um die Meisterschaft auf dem Programm. Letzteres gewann der Bramfelder SV. Weitere Titelträger waren vor den 1000 Zuschauern, die den Tag über die Anlage säumten, der SC Condor (Otto-Hacke-Pokal, Alte Herren), HSV III (Heini-Jöns-Pokal, Senioren Ü40), Billstedt-Horn II (Super-Senioren Ü55) und HSV II (Heinzi-Will-Pokal, Super-Senioren Ü50).

Die Freude bei Mirko Schulz kannte keine Grenzen mehr. Der Mittelfeldspieler der Alten Herren des Bramfelder SV rannte auf und davon. Richtung Eckfahne, Richtung Schatten. Schulz riss sich auf dem Weg dorthin das Trikot vom Leib, warf es in die Luft und jubelte. Soeben hatte er mit einem sehenswerten Schuss ins obere Eck des Tores von Gegner SG Holsatia Elmshorn/Sparrieshoop getroffen. Es war das 2:1 – und wenige Minuten vor dem Schlusspfiff zugleich auch der Siegtreffer zugunsten des Clubs von der Ellernreihe. „Nachdem er schon das 1:0 vorbereitet hat, möchte ich nicht wissen, mit welchem Höhenflug der jetzt zum Trainingsauftakt unserer Ersten Mannschaft kommt...“, frotzelte draußen am Rande des Rasenplatzes Matthias Albrecht, seines Zeichens Ligamanager der BSV-Ligamannschaft, bei der Schulz als Co-Trainer fungiert.

„Last-Minute-Treffer“ standen in den Spielen hoch im Kurs

Söhren Grudzinski präsentierte stolz das Shirt eines Pokalsiegers. Foto: Mathias Merk

Dem 34-Jährigen dürfte diese kesse Bemerkung in jenem Moment egal gewesen sein. Für ihn und seine Teamkollegen stand erst einmal die Freude über den Gewinn der Hamburger Meisterschaft und die Vorfeude auf die anschließende Siegerehrung und das eine oder andere Kaltgetränk im Mittelpunkt. Und vergönnen konnte das keiner den Kickern, die ebenso wie die Finalisten der anderen Spiele in der sengenden Sonne in Jenfeld ihr Bestes gaben. Und den Bramfeldern sowie dem VfL Lohbrügge, der im Endspiel des Otto-Hacke-Pokals auf den SC Condor traf, war das an diesem Tag besonders hoch anzurechnen. Beide Teams hatten – ebenso wie der HSV Barmbek-Uhlenhorst, der in Jenfeld nicht vertreten war – tags zuvor noch bei der inoffiziellen Deutschen Altherren-Meisterschaft der Ü32-Fußballer gespielt. Der BSV war sogar erst am Spieltag nach Hamburg zurückgereist. „Mit dem Titelgewinn heute hat sich das Wochenende für die Jungs dann wenigstens insgesamt gelohnt“, befand „Grete“ Albrecht nach dem Schlusspfiff und dem 2:1-Erfolg gegen Holsatia/Sparrieshoop

Während dem BSV ein „Last-Minute-Treffer“ den Sieg bescherte, hatte der VfL da weniger Glück. Die Mannen vom Binnenfeldredder konnten zwar gegen Condor die 1:0-Führung der „Raubvögel“durch Timur Pinar in Person von Zlatko Bezbradica ausgleichen, doch am Ende sollte es nicht reichen. Denn während der VfL zuvor gleich mehrfach am starken Condor-Keeper René Peim scheiterte, bekamen die Mannen vom Berner Heerweg in der letzten Minute noch einmal ihre Chance. Lohbrügges Kazim Ayanoglu riss im Strafraum am Trikot von SCC-Stürmer Nils Roschlaub. Der ging zu Boden – Elfmeter! Robert Brüning lief an und traf an Michael Arps vorbei ins von ihm aus gesehen linke untere Eck. Danach war Schluss und der Pokalsieg ging an den SC Condor. „Wir mussten schon alles geben. Auch wenn Lohbrügge – anders als wir – schon die Spiele von der Deutschen Meisterschaft in den Beinen hatte, wussten wir, dass ein angeschlagener Boxer immer der schwierigste Gegner ist“, erklärte Condors Söhren Grudzinski.

Besser als die eigenen Profis: HSV-Teams sichern sich gleich zwei Titel

Ex-Profi Erik Meijer feixte als Stargast und stand während einer Talkrunde Rede und Antwort auf der Bühne. Foto: Mathias Merk

Auch das Spiel zwischen den Senioren Ü40 vom Hamburger SV III und dem SC Victoria – bei Letzterem stand mit Vahid Hashemian immerhin ein Ex-Bundesliga-Profi auf dem Kunstrasen – war an Spannung nicht zu toppen. Bis in die Nachspielzeit führte Vicky mit 1:0. Klaus Schmaeing, Marketing-Mann der Holsten-Brauerei, die den „Tag des Fußballs“ erneut als Namenssponsor begleitete und diverse Gewinne mit auslobte, hatte gerade abseits des Spielfelds in Anlehnung an die Bundesliga-Mannschaft der „Rothosen“ konstatiert, „dass der HSV ja ein Team der späten Tore ist“, da glich Harry Lang in der fünften Minute der „Overtime“ aus. In der anschließenden Verlängerung passierte dann nicht mehr viel, so dass das Elfmeterschießen schließlich die Entscheidung herbeiführen musste. Und in dem wurde HSV-Keeper Alfred Schauer zum „Matchwinner“: Gleich drei Elfer konnte er abwehren, so dass der HSV mit 4:1 triumphierte. „Ich hatte halt einfach im Urin, wohin die schießen“, freute sich der Schlussmann bescheiden über den Erfolg.

Bei der anschließenden Siegerehrung stieß dann auch Erik Meijer verbal ins gleiche Horn, wie „Holsten-Mann“ Schmaeing: „Das ist typisch für den HSV: Scheißegal, wie lange noch zu spielen ist, der HSV macht einfach noch ein Tor“, konstatierte der Ex-Bundesliga-Profi, der vor dem Spiel im Rahmenprogramm der Veranstaltung auf der Bühne als Talkgast für einige Unterhaltung bei den Zuschauern gesorgt hatte. Und auch bei der Siegerehrung des HSV, der den Heini-Jöns-Pokal entgegennehmen durfte, bewies der Holländer, der in 58 Bundesliga-Spielen elf Treffer für den HSV erzielte, Entertainer-Qualitäten: Als der unterlegene SC Victoria gerade auf der Bühne geehrt wurde, gab Meijer den Vicky-Akteuren mit Blick auf seine eigene Karriere mit auf den Weg: „Ich habe jahrelang bei Bayer Leverkusen gespielt. Glaubt mir: Ich weiß, wie sich das anfühlt, wenn man am Ende nur Zweiter wird...“

Bestes Wetter, 1000 Zuschauer, spannende Partien – Byernetzki: „Der Tag hat sich gelohnt“

Den E.W. Schröder-Pokal sicherten sich die Super Senioren (Ü55) Von Billstedt-Horn II. Foto: Mathias Merk

Mit diesem bitteren zweiten Platz musste nach dem Finale der Super-Senioren Ü55 um den „E.W. Schröder-Pokal“ auch Thorsten Beyer – in der kommenden Saison Trainer beim Nord-Bezirksligisten Eimsbütteler TV – Vorlieb nehmen: Als Akteur der Spielgemeinschaft der Teams vom SC Vier- und Marschlande/SV Altengamme/SV Curslack-Neuengamme unterlag er nach Verlängerung der SpVgg Billstedt-Horn mit 2:3. Den Siegtreffer für „Bille-Horn“ besorgte fünf Minuten vor dem Ende Thomas Boskugel gegen die da nach einer Gelb-Roten Karte in Unterzahl spielende SG. „Diese Niederlage musste nicht sein“, befand Beyer nach dem Spiel. Auch im Finale um den „Heinzi-Will-Pokal“ hatte die Spielgemeinschaft aus den Super Senioren Ü50-Kickern von Vier- und Marschlande und Altengamme das Nachsehen: Gegen den HSV III gab es eine 1:2-Niederlage.

„Wir hatten über den Tag verteilt 1000 Zuschauer auf der Anlage, hatten gutes Wetter und haben spannende Spiele gesehen. Der Tag hat sich gelohnt“, bilanzierte HFV-Pressesprecher Carsten Byernetzki, der ebenso den ganzen Tag auf der Anlage in Jenfeld verbrachte, wie Joachim Dipner, der Spielausschuss-Vorsitzende des HFV oder beispielsweise Manfred von Soosten in der Turnier-Leitung. Auch der gerade erst auf dem Verbandstag wiedergewählte HFV-Präsident Dirk Fischer ließ es sich nicht nehmen, vorbeizuschauen und die Leistungen der Spieler auf den beiden Plätzen in Jenfeld zu würdigen. Dipner übrigens war auch derjenige, der nach den jeweiligen Spielen die Ehrung der Sieger übernahm, die nicht nur die jeweiligen Wanderpokale, sondern auch noch Pokale von Holsten, die im Besitz der Gewinner bleiben, und 250 Euro von Holsten und dem HFV für die Mannschaftskasse erhielten. Bei den sommerlichen Temperaturen aber fast noch viel wichtiger: Holsten spendierte den Siegern elf und den jeweils unterlegenen Teams fünf Kisten Bier. Genau das richtige für die durstigen Kicker-Kehlen...

Jan Knötzsch