Oberliga
„Ohne meinen Bruder würde ich jetzt wahrscheinlich nicht in der Oberliga spielen – sondern Schach“
Wer hat dich deiner Meinung sonst noch in deiner Karriere geprägt und weiter gebracht?
Schmid: Es gab sicherlich einige tolle Trainer und viele wichtige Weggefährten in meiner Fußballlaufbahn. Aber einer, der von Anfang an und immer dabei war, ist mein Bruder. Keiner hat mich so weit gebracht wie er. Ob bei Oma und Opa im Garten oder dem Kirchplatz vor unserem Haus, wir haben uns von klein auf fast jeden Tag, an jedem Ort und bei jedem Wetter mit der Pille duelliert. Und obwohl er fast drei Jahre jünger ist als ich, gibt es niemanden, der mir so viel abverlangt hat wie er, da er niemals aufgegeben, sondern immer alles gegen mich gegeben hat. Und das hat mich besser gemacht. Ohne ihn würde ich jetzt wahrscheinlich nicht Oberliga sondern Schach spielen. Und dafür kann ich mich nicht oft genug bei ihm bedanken.
Von 2015 bis 2020 – das ist eine lange Zeit beim SCV. Wie hat sich deiner Meinung nach die Mannschaft in diesen fünf Jahren (weiter)entwickelt?
Schmid: Da hat sich wirklich einiges getan. Das Team, das Team ums Team, ja selbst der Platz hat sich seitdem verändert. Aber egal ob auf Natur- oder Kunstrasen, mit Dreier- oder Viererkette, am Ende hat jeder der fünf Trainer in meiner Zeit hier alles dafür gegeben, die Mannschaft bestmöglich weiterzuentwickeln. Das hat uns in einer Saison in ein denkbar knappes Pokalhalbfinale geführt und in einer anderen die Vizemeisterschaft in Hamburgs höchster Spielklasse beschert. Dass ’n Dorf in Schleswig-Holstein dann am Ende beide Male die Nase vorn hatte, ärgert einen natürlich, ist dann aber auch absolut nicht unverdient. Man übersieht dabei nur schnell, was man ja trotzdem geleistet hat. In der Saison 2017/18 beispielsweise waren wir von den Punkten her das beste Victoria des letzten Jahrzehnts, besser noch als in den Meister-Jahren 2010 und 2011. Das spricht dann schon auch für eine erfolgreiche Weiterentwicklung.
Wie siehst du inzwischen deine eigene Rolle innerhalb des Teams? Trotz deiner 24 Jahre bist du ja bei Vicky schon so etwas wie ein alter Hase…
Schmid: Auf jeden Fall bin ich der dienstälteste Hase. Aber auch wenn ich kein ganz junger Hüpfer mehr bin, reicht es noch, um hier und da mal einen Haken zu schlagen. Hasen sind ja bekanntlich gute Läufer und auch ich gehe in Sachen Laufbereitschaft sowie Einsatz- und Spielfreude gern voran. Mitspielern auch mal die Ohren lang zuziehen, überlasse ich dann lieber „Longo“ (Marc Lange, Anm. d. Red.) oder anderen Kollegen, die noch ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel haben als ich. Übrigens: spielen wir im Training Alt gegen Jung muss ich immer durchzählen, ob ich nun als Jüngster bei Alt oder als Ältester bei Jung bin. Aber wie sagt Stromberg (Charakter in der gleichnamigen TV-Serie, Anm. d. Red.) so schön über sich selbst: Er sei ja quasi „die perfekte Mischung aus jung, aber sehr erfahren“ und das gäbe es „sonst in der Form ja nur auf dem Straßenstrich“. Und auf dem Fußballplatz, würde ich hinzufügen.
Auch, wenn der genaue Startzeitpunkt noch offen ist: was ist für euch in der kommenden Saison drin?
Schmid: Platz drei, vier, zwei und vier – das sind die Saison-Endplatzierungen von Vicky seit dem ich hier bin. Zugegeben, ich war nie wirklich gut in diesen Logik-Tests, wo man irgendwelche Zahlenreihen vervollständigen oder wissen muss, ob nach dem roten Dreieck und dem blauen Quadrat ein gelber Kreis oder ein grüner Stern kommt. Logisch ist jedoch, dass mir bei den genannten Tabellenrängen natürlich eine Zahl feht. Und das ist nicht die Fünf! Ob das dann am Ende der Saison auch drin ist kann man nur dann sehen und mit gutem Gewissen bewerten, wenn man vorher alles dafür tut. Das haben wir vor.
Und wohin soll der Weg des Julian Schmid in der Saison 2020/2021 und darüber hinaus führen? Es gibt ja nicht wenige, die dir auch mehr als Oberliga zutrauen…
Schmid: Mein großer Traum ist es, einmal das Hamburger Pokalfinale zu spielen. Am liebsten natürlich im eigenen Stadion. Ansonsten möchte ich einfach kicken, wo und solange es mir Spaß macht. Vielleicht irgendwann nochmal mit meinem langjährigen ETV-Weggefährten Lucky Singh, den leider immer wieder das Verletzungspech plagt. Oder mit meinem Bruder, da hätte ich Bock drauf. So als Ausklang und um den Kreis zu schließen. Ob das dann in der Regionalliga sein wird oder doch eher bei Oma und Opa im Garten wird man sehen...
< Vorherige Seite | Seite 1 / 2 |