Ohe verpasst Vorentscheidung - dann kommt Ljubisavljevic!

Vize-Meisterschaft? „Warum nicht?!“ - Glückwünsche nach Meiendorf

25. April 2018, 00:07 Uhr

Milos Ljubisavljevic (li.) glänzte nicht nur als Torschütze, sondern spielte den Ohern vor allem in der zweiten Halbzeit auch Knoten in die Füße. Foto: Zerbian

„Er war der Matchwinner – wir haben ihn nicht in den Griff bekommen. Punkt.“ Auch Ohes Daniel Walek wusste ganz genau, wer seinem Team am meisten wehtat und letztendlich dafür verantwortlich war, dass der Bramfelder SV im Kampf um den zweiten Platz in der Hansa-Staffel die drei Punkte an der Ellernreihe behielt: Milos Ljubisavljevic. „Er hat wirklich ein richtig gutes Spiel gemacht. Ich weiß nicht, ob er das alle Tage macht“, so Walek, der seinem Team verletzungsbedingt fehlte, aber als „Sprachrohr“ neben Co-Trainer Jonas Murach auf dem Trainerstuhl Platz nahm, da Rainer Seibert wegen des Geburtstages seiner Frau verhindert war. „Wir klauen Claudia ihren Mann so oft im Jahr, da hat sie es zumindest an ihrem Geburtstag verdient, Zeit mit ihm verbringen zu dürfen. Blöd nur, dass wir ihr kein Geburtstagsgeschenk machen konnten.“

Dei frühe Oher Führung durch Marcel Anton (li.). Foto: Zerbian

Als die 64. Minute anbrach und Marko Sumic nach einer einmal mehr herausragenden Einzelaktion des alles überragenden Milos Ljubisavljevic den Ball aus kurzer Distanz über das verwaiste Gehäuse jagte, glaubten wohl nur noch die wenigsten Bramfeld-Anhänger an die große Wende. Zu sehr passte jene Situation ins Bild. Denn der BSV tat sich mit in der Anfangsphase bärenstarken Ohern verdammt schwer. „In der ersten Halbzeit haben wir überhaupt nicht stattgefunden. Wir hatten zwar viel Ballbesitz, aber kaum Bewegung ohne Ball und haben den Gegner mit unseren Fehlern stark gemacht“, befand Hausherren-Trainer Carsten Henning. Während Walek, der nach dem Spiel Rede und Antwort stand, meinte: „Entscheiden ist ein bisschen viel gesagt – aber nach den ersten 20 Minuten dachte ich, wir haben hier alles im Griff.“ Nicht nur er. Denn die Reinbeker legten los wie die Feuerwehr, gingen nach nicht einmal fünf Minuten in Führung, als Marcel Anton ein Kaufmann-Zuspiel per Flachschuss ins lange Eck veredelte, und hätten in der Folge gut und gerne höher führen können. Der einmal mehr starke Johann von Knebel traf keine 60 Sekunden später per Distanzschuss den Außenpfosten (6.), ehe er nach Stafette über Voigt und Braesen an Steven Pagenkop hängenblieb (10.), der wiederum kurz darauf etwas zu spät kam gegen von Knebel, woraufhin Anton aus 16 Metern knapp am linken Eck vorbei zielte (18.).

Ohe kontert Bramfeld - Ljubisavljevic nicht zu bremsen

Marcel Schwarck (li.) rüttelte seine Teamkollegen im ersten Durchgang mehrfach lautstark wach. Foto: Zerbian

Ein regelrechtes Chancen-Feuerwerk der Reinbeker. „Man hat gemerkt, dass wir seit fünf Spielen nicht verloren haben. Schade, dass wir nicht das Zweite oder Dritte machen und uns im Endeffekt nicht dafür belohnen“, brachte es Walek auf den Punkt. Der Tabellenzweite, der durch Marko Sumic eine gute Möglichkeit hatte (33.), stellte in der Pause um. „Das hat gefruchtet. Wir waren präsenter und wacher“, konstatierte Henning, der Patrick Lüth für Niklas Remark brachte. Eben jener Lüth war es dann auch, der einen Angriff über Nick Mohr und Christopher Skalnik, der von links in den Rücken der Abwehr spielte, aus elf Metern ins kurze Eck veredelte – 1:1 (55.)! Sollte das Spiel nun etwa kippen? Mitnichten! Die Antwort der „Amselstiegler“ fiel folgendermaßen aus: Adrian Voigt bediente von Knebel und dieser ließ Pagenkop diesmal mit einem strammen Flachschuss keine Abwehrchance – 1:2 (56.)! Es folgte jene Szene, in der Sumic mit seinem Fehlschuss dafür sorgte, dass nicht nur das Trainer-Gespann die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Doch dann: Milos Ljubisavljevic drehte so richtig auf, ließ sich von nichts und niemandem stoppen, war in keiner Phase von den Gästen vom Ball zu trennen und spielte diesen Knoten in die Beine.

Ausgerechnet Sumic trifft - Bahn rettet und sorgt dann für Diskussionsstoff

Erst die vergebene Großchance, dann das Siegtor: Marko Sumic (Mi.) ließ seinen BSV jubeln. Foto: Zerbian

20 Zeigerumdrehungen vor dem Ende ließ sich der bis dato unglaublich starke Kim Liebermann den Ball von Lüth abluchsen. Dessen Hereingabe von der linken Seite verlängerte Daniel Gläser unglücklich nach hinten, wo Ljubisavljevic lauerte und aus 13 Metern ins linke untere Toreck einschoss. Der Ausgleich (70.)! Für den ehemaligen Meister-Akteur des FC Elmshorn aber erst der Anfang. Denn keine Minute später leitete er die Kugel in den Lauf von Lennard Bahn weiter. Dessen Flanke köpfte Sumic am zweiten Pfosten ins Glück (71.)! Ausgerechnet Sumic, der zuvor noch den Hochkaräter vergab und für den angeschlagenen Top-Torjäger Robin Polzin in die Startelf rückte. Doch zurück zu Vorbereiter Bahn: Denn dieser servierte dem einstigen Altonaer nicht nur das 3:2 auf dem Silbertablett, sondern rettete hinten auch zweimal in allerhöchster Not. In Minute 78 aber ging er wohl etwas zu rustikal gegen von Knebel zu Werke – und das an der Strafraumgrenze. „Ich glaube, es war kein Elfmeter, sondern knapp außerhalb“, gestand Walek, „aber aus meiner Sicht zieht er ihn bestimmt fünf bis sieben Meter lang und das als letzter Mann. Ich möchte es definitiv nicht auf den Schiri schieben, aber bei der Entscheidung hat er komplett daneben gelegen. Wir haben auch viele Fehlpässe gespielt, aber das war eine klare Fehlentscheidung, die hätte das Spiel vielleicht nochmal beeinflusst. Trotzdem ist er nicht Schuld, dass wir das Ding verloren haben.“ Letztlich waren auf beiden Seiten einige sehr seltsame Entscheidungen von Referee André Rosin dabei.

Vize-Meisterschaft? „Warum nicht?!“ - Glückwünsche nach Meiendorf

Lennard Bahn (li.) rettete hinten zweimal in höchster Not, bereitete das Siegtor vor und sorgte dann noch für einen weiteren Aufreger. Foto: Zerbian

Dem BSV konnte es am Ende des Tages egal sein. Die drei Punkte waren im Sack, der zweite Tabellenplatz wurde verteidigt. Nicht zuletzt dank eines glänzend aufgelegten Milos Ljubisavljevic. „Er hat allemal ein super Spiel gemacht“, fand auch sein Trainer lobende Worte. „Er ist sehr robust und tankt sich auch durch zwei, drei Leute hindurch, vergisst dann nur ab und zu in seinem Tunnelblick, den er dann hat, den Ball abzuspielen. Aber er ist einfach eine Waffe! Schnelligkeit, Ballführung, Dribbling – das macht er schon sehr gut“, fügte Henning an, ehe er die „Charakterstärke“ seiner Mannen hervorhob, „wie schon in der letzten Woche wieder zurückzukommen“. Währenddessen befand Walek: „Uns hat so ein bisschen die Präsenz gefehlt, die Bramfeld uns in der Phase voraus hatte.“ Trotz der Niederlage ist der Traum von der Vize-Meisterschaft am Amselstieg noch immer noch ausgeträumt. „Man muss mal überlegen, wo wir herkommen. Nach vier Spielen hatten wir einen Punkt. Aber natürlich ist das Thema jetzt aufgekommen. Wir haben Spaß, spielen eine geile Rückserie und sind zu Hause eine Macht. Also, warum nicht?!“ Vorsichtiger geht man an der Ellernreihe an die Sache ran – trotz der augenblicklichen Konstellation, dass man eben jenen zweiten Rang belegt. „Die Ausbeute in der Rückrunde ist allemal top! Aber die anderen haben auch noch Nachholspiele und wir mit Meiendorf und Dersimspor jetzt zwei Kracher vor der Brust. Mal gucken, wie wir da rauskommen. Wir hatten über zehn Punkte Rückstand. Deshalb wollten wir den dritten Platz verteidigen, das war unser oberstes Ziel“, so Henning, dessen Bramfelder SV dem Meiendorfer SV zur errungenen Meisterschaft und dem damit verbundenen Oberliga-Aufstieg gratuliert!

Autor: Dennis Kormanjos