Ob Freistoß oder Ecke: Spranger springt in Krauses Bresche!

Condor verpatzt Heimdebüt - und verpflichtet Sousa

29. Juli 2018, 20:42 Uhr

Der Siegerkreis nach dem Spiel: Der TuS Osdorf bejubelt das Comeback und den perfekten Saisonstart.

Piet Wiehle machte keinen Hehl aus seiner Verwunderung: „Ich war schon erstaunt, dass die letzte Konsequenz immer ein Foul rund um den Sechzehner war, wo man eigentlich weiß, dass wir davon leben.“ Und weiter: „Ich weiß nicht, was bei den ganzen anderen Standards noch rausgekommen wäre, wenn Torben hätte spielen können.“ Womit Wiehle den Osdorfer „Standard-Gott“ Torben Krause meinte, der angeschlagen jedoch nicht mitwirken konnte. Also, so der TuS-Trainer, „musste ein anderer Spieler in die Bresche springen“. Dieser andere Spieler war Felix Spranger, der am Sonntagvormittag am Berner Heerweg den „TK9“ machte – und wie er das tat: „Er hat das sehr gut gemacht!“, befand nicht nur sein Übungsleiter.

Instruktionen von Condors neuem Co-Trainer Fabian Boll.

Doch bevor er sein Können zum Besten gab, musste auch Spranger mit ansehen, wie sich seine Osdorfer beim nahezu runderneuerten SC Condor zunächst schwer taten. Bei den „Raubvögeln“ gab das neue Trainerteam um Olufemi Smith und St. Pauli-Legende Fabian Boll immer wieder lautstarke Anweisungen – während der Dritte im Bunde, Jasper Wehrt, das Geschehen eher stoisch ruhig beobachtete. Nach 27 Minuten durfte das neue SCC-Triumvirat das erste Mal jubeln, weil „TJ“ einen Angriff super einleitete und „MJ“ mit etwas Glück finalisierte. Genauer gesagt: Tim-Julian Pahl, nur „TJ“ gerufen, spielte mit dem ersten Kontakt einem herrlichen Ball auf den rechten Flügel zu Sean Paul Vinberg. Dieser nutzte den großen Freiraum, brachte die Kugel ins Zentrum, wo zunächst Incheol Choi verpasste, aber Michael Löw – aufgrund seines zweiten Namens „Jordan“ vom Trainer-Gespann „MJ“ genannt – erwies sich als dankbarer Abnehmer und stocherte die Pille über die Linie (27.)! Ein Angriff, an dem ausschließlich Neuzugänge beteiligt waren.

Smith: „Als hätte man uns den Stecker gezogen“

Melvin Bonewald (vo.) musste sich bei seiner Auswechslung einige Sprüche seiner Ex-Teamkollegen anhören.

„Es ist natürlich umso schwieriger, bei solchen Temperaturen einem Rückstand hinterher zu laufen“, befand Wiehle. „Vor allem, wenn man mal sieht, wie bescheuert das Tor aus unserer Sicht gefallen ist.“ Dennoch: „In der ersten Halbzeit fand ich Condor ein bisschen präsenter und aggressiver.“ Wenngleich „Oldie“ Antonio Ude den Ausgleich auf dem Kopf hatte, als er nach einer Flanke des frisch verpflichteten David Vetterlein jedoch aus kurzer Distanz am verwaisten Gehäuse vorbei nickte (37.). „Die erste Halbzeit war in Ordnung. Da haben wir das, was wir uns vorgenommen haben, umgesetzt – und es hat auch funktioniert“, konstatierte Smith. Doch dann: „In der zweiten Halbzeit war es so, als hätte man uns den Stecker gezogen!“ Urplötzlich ging bei den Farmsenern kaum noch etwas zusammen. „Wir haben extra in der Halbzeit noch gesagt, dass wir genau an den Stellen weiter arbeiten und die Konzentration sowie Intensität beibehalten müssen. Leider war all das nicht mehr da. Und dann war es irgendwann fast schon zwangsläufig, dass wir viel zu viele Standards zugelassen haben. Dass sie da gefährlich sind, ist nichts Neues. Das hat Osdorf in den letzten Jahren bewiesen, dass sie das können – und das haben sie auch heute gezeigt.“

Wiehle: „Wir haben in der Halbzeit ein paar deutliche Worte gefunden“

Nach Schlusspfiff: Die Osdorfer bedanken sich für den Support bei ihren Anhängern.

Nun schlug sie also, die Stunde des Felix Spranger. Nach einem minimalen Kontakt von Tarik Dikenli gegen Bennet Krause sprach Schiedsrichter Christian Okun (BSV 19) den „Blomkamplern“ einen Freistoß in aussichtsreicher Position zu (Wiehle: „Für mich war das ein klares Foul“). Linksfuß Spranger legte sich das Leder zurecht, schlenzte es aus 20 Metern über die Mauer hinweg und ließ es im rechten Winkel einschlagen – 1:1 (57.)! SCC-Keeper Stanislaw Lenz blieb wie angewurzelt stehen und konnte dem Ball nur noch hinterherschauen. Osdorf war nun das bessere, aktivere und griffigere Team. Aus der Dominanz der Hausherren in der ersten Hälfte im Zentrum, wo neben Pahl der langjährige Osdorfer Melvin Bonewald – lieferte sich einige heiße Duelle mit den ehemaligem Kameraden – agierte, war längst nichts mehr übrig. „Wir haben es nicht mehr hinbekommen, das Zentrum zu kontrollieren. Wir waren immer einen Schritt zu spät, haben die Zweikämpfe nicht mehr gewonnen und den Gegner so zurück ins Spiel geholt“, meinte Smith. Und so war es erneut ein ruhender Ball von Spranger, der das Ergebnis auf den Kopf stellte, dem neuen Condor-Gespann den Start vermieste und die TuS-Fans jubeln ließ: Sein Eckball wurde am ersten Pfosten noch ganz leicht von Jan Collet verlängert, ehe Tim Jobmann aus dem Gewühl heraus einschoss (79.)! Die Ampelkarte gegen Özgür Bulut wegen Meckerns (!) in der Schlussminute hatte nur noch statistischen Wert.

„Wir haben in der Halbzeit ein paar deutliche Worte gefunden und dann auch einen ganz anderen Auftritt hingelegt“, verriet Wiehle, ehe er präzisierte: „Wir haben ein paar Sachen angesprochen, die wir ändern müssen: Ein bisschen präsenter in den Zweikämpfen sein, etwas aggressiver von der ganzen Spielanlage her, deutlich konsequenter nach vorne spielen und Abschlüsse suchen. Einfach, dass wir nicht so verhalten spielen und immer dem Gegner die Entscheidung überlassen sollen, sondern dass wir selbst präsenter werden müssen.“ Ein Erfolgsrezept, das belohnt wurde. „Unterm strich war es aufgrund der zweiten Halbzeit völlig verdient“, bilanzierte Wiehle. Während sein Gegenüber die Niederlage nicht überbewerten wollte: „Wenn wir jetzt schon die Flinte ins Korn werfen oder Panik verbreiten würden, dann wäre was falsch. Es ist natürlich ärgerlich und wir hätten uns einen besseren Saisonstart gewünscht, aber das war eins von 34 Spielen.“

Sousa ab sofort Condoraner!

Adrian Sousa (li.) wechselt vom SVCN zum SCC. Foto: KBS-Picture.de

Allerdings war dem Smith-Ensemble deutlich anzumerken, dass es im Sturmzentrum an der Durchschlagskraft und Torgefährlichkeit fehlte. Das soll sich jedoch schon bald ändern. Denn: Der SC Condor hat Adrian Sousa vom SV Curslack-Neuengamme verpflichtet! „Es war ja schon zum Ende der letzten Serie, als sich Jannick (Martens, Kreuzbandriss; Anm. d. Red.) verletzt hat, klar, dass wir da definitiv etwas machen müssen. Denn da fehlt uns ein Spieler, der 20 Tore pro Saison schießt“, so Smith. „Wir haben uns umgeguckt – aber es war leider nicht schneller möglich. Jetzt haben wir mit ‚Adi‘ jemanden gefunden, der Qualität hat und uns in diesem Bereich weiterhilft. Deswegen ist es der Wechsel, den wir brauchten und den wir den ganzen Sommer über gesucht haben“, verspricht sich Smith viel von seiner jüngsten Neuerwerbung. Der 24-jährige Sousa ging schon für BU, Concordia, Poppenbüttel, TuRa Harksheide und eben zuletzt Curslack auf Torejagd. Nun soll er am Berner Heerweg daran anknüpfen...

Autor: Dennis Kormanjos

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