Oberliga
„Ob es aussichtslos ist oder nicht, interessiert mich nicht – ich helfe“
Am vergangenen Wochenende sah Neu-Coach Can Ersen die Meiendorf-Spiele beim Wandsbek-Cup von der Tribüne aus. Foto: Heiden
„Ich kenne Mert schon so lange, da war er noch ein kleiner Junge“, lacht Ersen. „Er hat mich bei unserem Telefonat gefragt, ob ich Zeit und Lust hätte, dem Meiendorfer SV zu helfen. Ich hatte kurz vorher erst gelesen, dass er da die Aufgabe als Sportlicher Leiter übernommen hat. Ich helfe ihm und dem Verein. Das ist der Grund, warum ich zugesagt habe. Ob die Lage aussichtslos ist oder nicht, interessiert mich nicht – ich helfe gerne. Wenn es gut geht, geht es gut“, berichtet der neue MSV-Coach über seine doch relativ schnell gefällte Entscheidung, die ihn nun bis zum Ende der laufenden Saison in dieses Amt spült. „Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich nur bis zum 30. Juni zur Verfügung stehe, weil ich für die nächste Saison andere Pläne habe. Wenn ich bis dahin helfen kann – warum nicht!?“, hat Ersen kein Problem damit, dass seine Aufgabe an der B75 befristet ist und er im Sommer von Gökhan Acar und dessen Mitstreitern Dennis Kreutzer und Peter Iwosa abgelöst wird.
„Der Kader ist gut genug, um in der Oberliga zu bleiben“
Aber wer ist dieser Can Ersen überhaupt? Zumindest in der Oberliga geht er als noch unbeschriebenes (Trainer-)Blatt durch. Das aber ist er im Gesamt-Kontext betrachtet gar nicht wirklich. „Ich bin seit der Saison 1992/1993 als Trainer tätig. Zwischendurch war ich mal in Schleswig-Holstein oder hab mal aufgehört“, so Ersen, der verrät: „In meiner Trainer-Karreire bin ich neun Mal aufgestiegen.“ So viel zu den Zahlen, doch wie tickt der neue Mann auf Meiendorfs sportlicher Kommandobrücke, von dem der Spitzname „General“ bekannt ist, genau? „Ich weiß, woher dieser Spitzname kommt“, grinst Ersen und schiebt fix hinterher: „Aber General ist ja nicht gleich etwas Negatives. Das hört sich immer so schlimm an, wenn das Wort kommt. General heißt nichts anderes, als dass einer das Sagen hat und die Jungs versuchen sollen, das so befolgen. Vielleicht passt es ja. Man muss gucken, was passiert, wenn sie mitziehen.“ Alles in allem aber, so Ersen sei er „ein sehr umgänglicher Mensch“ – trotz des Rufes, dass der Coach einer ist, der verstärkt auf Disziplin setzt.
„Wenn man etwas erreichen möchte, dann muss man hart abeiten – dafür stehe ich. Ich verlange von keinem Spieler, dass er versucht, spektakulär Fußball zu spielen. Ich setzte auf einfachen, laufintensiven Fußball. Laufen ist das einfachste. Wir alle lernen im Leben laufen und wir versuchen, das zu perfektionieren. Die Jungs haben aber auch fußballerische Fähigkeiten“, umreißt Ersen seinen Stil und hat sich bereits ein erstes Bild von seiner neuen Mannschaft gemacht. Das gilt auch für die Lage des MSV. „Wenn man sich die Ergebnisse anguckt und die Spielverläufe verfolgt, dann stellt man fest: Leider Gottes waren es immer die letzten Minuten, in denen Meiendorf die Spiele verloren hat. Ich weiß nicht, woran das liegt. Wir müssen versuchen, dass die Jungs wieder Spaß und ein paar Erfolgserlebnisse haben. Ich denke, der Kader ist gut genug, um in der Oberliga zu bleiben. Wenn es hinhaut, haut es hin und wenn nicht, dann nicht. Mehr kann ich dazu nicht sagen“, befindet der Neu-Coach.
„Alles ist machbar – man muss nur an sich glauben“
Ersen glaubt daran, dass er mit seiner neuen Mannschaft den Klassenerhalt schaffen kann. Foto: Screenshot/AUS.TV
Davon, dass ihm am Ende das Kunststück gelingt, den MSV in der Oberliga zu halten, ist Can Ersen irgendwie aber doch überzeugt – sonst hätte er die Aufgabe wohl nicht angenommen. „Man hat mir keinen großen Druck gegeben“, sagt er. „Wir müssen jetzt erst einmal gucken, wie sich der Kader verändert. Einige Spieler gehen, aber es werden auch neue Spieler dazukommen. Vielleicht haben wir auf den ersten Blick an Qualität verloren, aber wir haben einen großen Kader. Die Spieler müssen zeigen, wer spielen möchte und wer das System vernünftig umsetzt. Wenn wir das hinbekommen, dann sehe ich die Sache recht positiv“, versprüht Ersen, der „außer einmal in meiner Trainerkarriere nie etwas mit dem Abstieg zu tun gehabt hat“, Optimismus. Dieses eine Mal war beim ASV Hamburg, bei dem er als Gründungsmitglied – ähnlich wie jetzt beim MSV – als Helfer in der Not einsprang. „Ich kann mich daran erinnern, dass wir nur ein Spiel verloren haben damals. Gegen den Klub Kosova, der später aufgestiegen ist. Dazu kam ein Unentschieden und den Rest der Spiele haben wir gewonnen“, erzählt Ersen.
Das soll nichts anderes heißen als: „Es ist alles machbar. Man muss nur an sich glauben und hart arbeiten. Wie heißt es doch so schön: Ohne Fleiß kein Preis – das ist bei der normalen Arbeit so und beim Fußball ist es nochmal extremer. Wir haben das Glück, dass talentierte Spieler im Kader sind. Wenn sie fleißig sind, hart arbeiten und an sich glauben, dann können wir den Klassenerhalt schaffen“, nimmt Ersen weiter die Rolle es Optimisten ein. Und wenn es am Ende doch das passiert, woran der Übungsleiter keinen Gedanken verschwenden will? Sprich: Das Unternehmen Klassenerhalt geht schief – was dann? „Dann wird die Mannschaft so fit sein, dass sie mit den neuen Trainern was Ordentliches zustande bringt. Ich versuche, der Mannschaft für die letzten 13 Spiele ein Gesicht zu geben und dafür zu sorgen, dass die Truppe nicht auseinanderfällt. Das darf einem Traditionsverein wie Meiendorf nicht passieren“, konstatiert Ersen abschließend.
Jan Knötzsch