Regionalliga Nord

„Ob Algan dieses Konzept mitgetragen hätte – das halte ich für schwierig“

05. Mai 2020, 19:42 Uhr

Da war die Welt noch in Ordnung: AFC-Präsident Dirk Barthel (re.) und der bisherige Coach Berkan Algan beim Regionalliga-Aufstieg im letzten Jahr. Foto: KBS-Picture.de

Es war die erste offiziell vom Verein herausgegebene Mitteilung seit der Demission des bisherigen Pressesprechers Andy Sude – und sie hielt ungewollt ein Bonbon bereit, nach dem die Hamburger Amateur-Journallie gierig schnappte. Logisch, schließlich ist das ja auch der Job als Reporter. Da stand nun also in der Nachricht von Altona 93, in der der Nord-Regionalligist die Verpflichtung von Ex-Profi Richard Golz als neuem Sportlichen Leiter mitteilte, in einem Zitat von Golz, dass dieser es als seine erste Aufgabe sehe, einen neuen Trainer zu finden. So weit, so gut – oder aus AFC-Sicht eben schlecht. Denn: Offiziell wusste zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch niemand außerhalb des Vereins, dass Berkan Algan kein Trainer mehr ist...

Es habe, so räumte Neu-Manager Golz gegenüber dem Portal „amateur-fussball-hamburg.de“ fix ein, an dieser Stelle ganz offensichtlich ein Kommunikationsproblem gegeben. „Der Vorstand hat mit ihm (gemeint ist Algan, Anm. d. Red.) gesprochen und deswegen steht das Zitat von mir so auch so in der Mitteilung“, erklärte der 51-Jährige dort. Die Öffentlichkeit aber hatte der AFC aber eben (noch) nicht informiert, so dass sich der AFC eben ein selbst gemachtes (Problem)-Ei ins Nest legte. Apropos gesprochen haben: Nach übereinstimmenden Informationen unsererseits sowie von „amateur-fussball-hamburg.de“ soll es mitnichten der Fall gewesen sein, dass Verein und (Ex-)Trainer gesprochen haben. Algan wurde allenfalls per Mail informiert.

Barthel: „Wir haben uns jetzt eben anders entschieden“

In den letzten Jahren prägten Berkan Algan (re.) als Trainer und Manager Andreas Klobedanz das Bild beim AFC –in Zukunft wird das Bild in Altona anders aussehen. Foto: KBS-Picture.de

Nachdem Dirk Barthel zunächst nach unserer Meldung, dass Algan freigestellt sei, nicht erreichbar war, dann aber telefonisch doch bestätigte, dass „Berki“ nicht mehr Coach an der Griegstraße sei, bat er darum, genauere Informationen in einem späteren Telefonat nachschieben zu dürfen. Gesagt, getan: Also Anruf Nummer zwei beim AFC-Präsidenten und die Frage, warum Algan nicht mehr weiter mit an Bord sei. O-Ton Barthel: „Wir nehmen eine Neuausrichtung vor, bei der wir die Durchlässigkeit zwischen der Ersten Mannschaft, der Reserve und der Jugend erhöhen wollen. Das ist unser neues Konzept, das wir auf die Beine stellen wollen und bei dem wir Richard Golz als neuen Sportlichen Leiter dazu holen. Er war der Meinung, dass wir uns nochmal umsehen müssten.“ Ob dieses „Umsehen“ auch auf den Trainer bezogen ist, lässt Barthel explizit unkommentiert, sagt vielmehr: „Es muss eben zusammenpassen.“

Heißt im Umkehrschluss: Algan und das Konzept passten nicht zusammen? „Wir haben uns jetzt eben anders entschieden. Nämlich so, dass wir mit einem anderen Trainer in die nächste Saison gehen wollen“, konstatiert Barthel und lobt seinen bisherigen Chefcoach noch einmal ausgiebig: „Berkan hat tolle Verdienste. Er ist zwei Mal aufgestiegen, hat mit der Mannschaft die erste Hamburger Meisterschaft seit 69 Jahren geholt. Das ist alles richtig, aber manchmal endet etwas auch.“ Wichtig sei jetzt allerdings: „Wir richten uns jetzt anders aus. Ob Berkan Algan dieses Konzept mitgetragen hätte – das halte ich für schwierig“, gibt Barthel zu Protokoll, der noch vor wenigen Wochen bei uns erklärt hatte, dass der Coach einen bis zum Ende der Saison 2021 gültigen Vertrag habe und er davon ausgehe, dass „Berki“ selbigen auch erfüllen werde.

Golz: „Die Gespräche und Planungen gehen los, aber es gibt noch keine Tendenz“

Altonas neuer Sportlicher Leiter Richard Golz. Foto: KBS-Picture.de

Dass dies nun nicht mehr so sein wird, steht seit heute fest. Warum Berkan Algan und der AFC für die Zukunft nicht mehr ein Herz und eine Seele sein können und aus welchen Gründen der Trainer nicht mehr weiter an Bord sei – das lässt Barthel auch bei der dritten Nachfrage in diese Richtung weiterhin im Trüben, sondern geht vielmehr auf die Geschehnisse bei der vergangenen Jahreshauptversammlung und die anschließend öffentlich gewordenen Diskussionen ein, die zum Abschied von Manager Andreas Klobedanz am Saisonende und Pressesprecher Andy Sude per sofort führten: „Da haben die Medien was von einem Beben in Altona getitelt und es hat sich so angehört, dass wir drei Personen (zusätzlich ist Ex-Schatzmeisterin Jessica Weinert gemeint, Anm. d. Red.) weggejagt haben. Der Manager und auch Herr Sude wollten von sich aus aufhören. Wir haben niemanden weggejagt“, fühlt sich Altonas Präsident missverstanden.  


Auf Richard Golz wartet derweil eben jene Aufgabe, die er selbst in seinem Zitat als die dringlichste formuliert hat: die Suche nach einem neuen Trainer. „Die Gespräche und Planungen gehen los, aber es gibt noch keine Tendenz und es werden auch noch keine Namen diskutiert. Wir müssen uns jetzt auf alles vorbereiten und dann auch mit den Spielern sprechen“, agte der 51-Jährige gegenüber „amateur-fussball-hamburg.de“. Die ersten Namen hat die Gerüchteküche trotz der Zurückhaltung des neuen Sportlichen Leiters in diesem Punkt dennoch bereits ausgespuckt: Mit Sören Titze (zuletzt Teutonia 05) und Marco Stier (zuletzt BU) sind zwei Ex-Coaches von Oberliga-Spitzenteams frei verfügbar auf dem Markt. Eine Verbindung besteht zudem zwischen Golz und dem in der Hansestadt bestens bekannten und ebenfalls Oliver Zapel (zuletzt SG Sonnennof Großaspach)– beide werden auf der Seite der Hamburger „Team One Sportsmanagement“ als Klienten geführt, die diese Agentur berät. Die Wege wären also kurz...