Norderstedt mit halbem Regionalligateam im Kreisliga-Spitzenspiel

Sasel lässt Fall prüfen – Eintracht sieht Protest gelassen entgegen

24. Februar 2016, 15:09 Uhr

Marco Schultz (l.) entschied das Spitzenspiel in der Kreisliga 6 fast im Alleingang. Foto: noveski.com

Ist das Einsetzen höherklassiger Spieler in Reserve-Mannschaften Wettbewerbsverzerrung oder legitim? Diese Diskussion ist so alt wie der Amateurfußball selbst. Auch am vergangenen Wochenende gab es diesbezüglich in der Kreisliga 6 wieder ordentlich Gesprächsstoff. Im Spitzenspiel zwischen dem zweitplatzierten TSV Sasel II und dem Tabellenführer Eintracht Norderstedt II setzten sich die Gäste deutlich mit 4:0 durch, bedienten sich dabei aber auch ordentlich im eigenen Regionalligakader.

Acht Viertligaspieler an der Zahl standen hierbei für den Spitzenreiter in der Startformation. Beim TSV sah man dagegen ausschließlich bekannte Kreisliga-Gesichter. Auf der einen Seiten steht eine Mannschaft, die sich einen deutlichen Vorteil verschafft und auf der anderen Seite ein Team, welches versucht eine Demütigung, zu vermeiden und meist nicht die Möglichkeiten hat, selbst die Akzente zu setzen.

"Als ich den Spielberichtsbogen sah, wusste ich: Das wird kein normales Kreisligaspiel"

Bereits vor Anpfiff der Partie war für Sasel-Trainer Tom Woltemath daher vieles klar: „Als ich auf dem Spielberichtsbogen acht Kreuze sah, die die Vertragsspieler markieren, wusste ich genau, dass es kein normales Kreisligaspiel geben wird. Meiner Mannschaft habe ich daraufhin gesagt, dass sie die kommenden 90 Minuten wie ein Pokalspiel sehen, mutig auftreten und ihr Spiel spielen soll. Wir alle wussten, dass unsere Siegchancen sehr gering sind.“

Und das waren sie am Ende tatsächlich. Die Gastgeber, welche vor der Partie sieben Punkte Rückstand auf die Eintracht und ein Spiel weniger auf dem Konto gehabt hatten, waren gegen die Geelhaar-Elf chancenlos. Marco Schultz entschied das Spiel mit allen vier Toren quasi im Alleingang. Nach dem frühen 1:0 (2.) erinnerten sich dabei viele schnell an das 7:3-Hinspiel zurück, welches der Tabellenerste ebenfalls mit vier Toren Unterschied gewann. Auch in diesem Match gab es einige Kreuze auf dem Spielberichtsbogen zu sehen und auch hier war es Marco Schultz, der sich mit vier Treffern in die Torschützenliste eintrug.

"Ich hätte mich gerne mit Norderstedt II gemessen"

TSV-Coach Woltemath sieht die Vorgehensweise in den besagten zwei Spielen kritisch: „Ich hätte mich gerne in beiden Spielen mit Norderstedt II gemessen und finde es schade, dass durch solch eine Maßnahme die Saison entschieden wird. Mein Gefühl sagt mir hierbei, dass es nicht gemacht wurde, um Spielern Spielpraxis zu geben, sondern dass die Verantwortlichen in uns eine Gefährdung für das Projekt 'Aufstieg' sahen.“

Eintracht-Trainer Wolfgang Geelhaar hält jedoch dagegen: „Unsere Aufgabe bei Norderstedt ist es nun mal, die Regionalligamannschaft zu unterstützen und wir haben die Pflicht, die Spieler aufzunehmen und an eine größere Aufgabe heranzuführen. Der Spielplan der Regionalliga ist so eng terminiert, da müssen alle Spieler in Topform sein.“ Doch wo die einen Akteure Spielpraxis sammeln, gibt es andere, die sich Woche um Woche aufdrängen und dann am Wochenende die Schuhe nicht schnüren dürfen. „Meine Spieler haben die Entscheidung mit Fassung aufgenommen. In 80% der Spiele mussten wir ohne Regionalligaspieler auskommen und da standen elf Spieler der Reserve auf dem Platz. Von großer Wettbewerbsverzerrung kann man also nicht sprechen“, so Geelhaar.

Für zusätzliche Brisanz sorgt unterdessen die Tatsache, dass vier der eingesetzten Norderstedter Spieler bereits eine Woche vorher das Regionalligaspiel gegen ETSV Weiche Flensburg bestritten. Laut §17 Abs. 4 der HFV-Spielordnung dürfen lediglich drei Spieler eingesetzt werden, die in einem vorangegangen ausgetragen und ordnungsgemäß beendeten Punktspiel einer höheren Mannschaft zum Einsatz gekommen sind. „Aus diesem Grund lassen wir prüfen, ob es regelkonform war“, so Woltemath. Der Sasel-Coach weiter: „Das ist jedoch nicht unser erster Ansatz gewesen. Wir hatten im vergangenen Spiel auch einen Landesligaspieler im Kader, der zuvor ein Jahr im Ausland war und es gab in der Vergangenheit auch Spiele, wo es zwei Spieler waren, jedoch muss es eine Grenze geben und die ist bei acht Spielern definitiv überschritten.“

Für den Tabellenführer aus Norderstedt, der mit elf Punkten Vorsprung kaum noch einzuholen scheint, könnte derweil §17 Absatz 8 von großer Bedeutung sein. Der Paragraph besagt, dass die Schutzfrist gemäß Absatz 4 nicht für Spieler gilt, die am 1.7. der laufenden Serie das 23. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Es bleibt also abzuwarten, ob es noch einmal spannend im Rennen um den Bezirksliga-Aufstieg wird.

Autor: Daniel Meyer