Oberliga
„Nicht als sicherer Sieger gesehen, aber man war eigentlich schon der gefühlte Gewinner“
Bramfeld gibt erneute Führung aus der Hand - Rabenhorst sieht „schlechteste Halbzeit“
Jassin Zabihi (li.) war an beiden Bramfelder Toren direkt beteiligt - während Sepehr Nikroo seinen „Rothosen“ mit einer mächtigen Fackel das 2:2 rettete. Foto: Kruber
Letztlich waren es aber "nur" Justin Sadownik, der eine herrliche Stafette über Christian Westphal und Jassin Zabihi veredelte (13.), sowie der Vorbereiter des Führungstreffers, der einen von Torben Wacker an Raoul Bouveron verursachten Foulelfmeter mit etwas Glück - Tino Dehmelt war noch dran - verwandelte (43.), die das Runde im Eckigen der Rothosen unterbringen konnten. Etliche weitere Chancen blieben ungenutzt - zudem wurde dem BSV ein weiterer Strafstoß verwehrt, als Marko Augustinovic gegen Bouveron zu spät kam (21.). "Das war wohl auch noch ein Elfmeter", gestand selbst Rabenhorst. Während Schulz den ersten Abschnitt kurz und knapp, aber treffend, wie folgt zusammenfasste: "Wir müssen 3:0, können sogar 4:0 führen und kriegen einen Elfmeter nicht, der ganz deutlich einer ist." Mit der Leistung sei man in der Pause "hochzufrieden" gewesen. "Wir hatten ein riesen Tempo im Umschaltspiel - genau das, was wir wollten. Hinten lassen wir gar nichts zu."
„Mit Abstand die schlechteste Halbzeit der Saison“
So positiv das Trainer-Gespann der Bramfelder die eigene Leistung wahrnahm, so deutlich wurde Rabenhorst, als es um die Darbietung seiner Schützlinge ging: "Das war die mit Abstand schlechteste Halbzeit der Saison! Unterirdisch und unerklärlich - das haben wir in der Halbzeit auch ganz klar thematisiert", hielt er mit Kritik nicht hinterm Berg. "In den ersten zehn Minuten haben wir zweimal eine Überzahlsituation, wo wir mehr Kapital draus schlagen müssen. Da schließen wir zu überhastet ab. Danach war es einfach unglaublich schlecht, total passiv, gar nicht das, was wir machen wollten und man hat ja gesehen, dass der Gegner nur das Mittel mit langen Bällen hatte und auf unsere Fehler gewartet hat." Dennoch sei er bei der Ansprache "eher ein Freund davon, sachlich zu bleiben. Klar war das eine oder andere unmissverständlich und vielleicht auch ein bisschen deutlicher. Aber grundsätzlich bringt es nichts, 15 Minuten lang drauf einzuschlagen, ohne dass man einen Fahrplan für die zweite Halbzeit hat", so Rabenhorst, der - zusammen mit Christian Rahn - offenbar den richtigen Fahrplan parat hatte.
Umstrittenes Anschlusstor: „Das passt zur Situation“
Mit einem Doppelwechsel - unter anderem belebte nun Marcell Jansen für den indisponierten Max Scholz das Offensivspiel - und veränderter Marschroute "haben wir dann angefangen, Fußball zu spielen", meinte Rabenhorst. "Man hat gesehen, was wir in der zweiten Halbzeit besser gemacht haben - nämlich das, was wir in der ersten nicht gemacht haben: Wir wollten immer breit spielen, aber es war klar, dass wir nur übers Zentrum kommen können, weil wir da immer eine Überzahlsituation hatten. Die hatten wir auch in der ersten Halbzeit, aber das haben die Jungs nicht erkannt. So sind wir dann auch zum Erfolg gekommen - über tiefe Laufwege." Erst war es Dominik Jordan, der diesen tiefen Laufweg machte und Jeonghoon Ahn das 1:2 ermöglichte (65.). Dann nagelte Sepehr Nikroo die Kugel aus 24 Metern zentraler Position rechts unterschrieben Gebälk - ein Traumtor (67.)! Aber: Beim Anschlusstreffer machten die Gäste ein "glasklares Handspiel" des Schützen aus, der das Leder "mit dem Arm" über die Linie gedrückt haben soll. "Das passt zurzeit zu unserer Situation" und soll manchmal einfach so sein", ärgerte sich Schulz - und fügte an: "Dann geht natürlich wieder das Gegrübel in den Köpfen los, was man alles zu verlieren hat. Im Endeffekt darf man aber nicht vergessen, dass man nur ein Fußballspiel zu verlieren hat", will er den Druck ein Stück weit rausnehmen.
„Es scheint inzwischen ein kleines Kopfproblem zu sein“
Am Ende konnten die Hausherren nach „der schlechtesten Halbzeit der Saison“ noch einen Punktgewinn feiern. Foto: Kruber
Letzten Endes ging der HSV III "mehr als zurecht noch mit einem Punkt nach Hause", wie Rabenhorst bilanzierte. "Ich glaube, wenn wir noch ein bisschen abgebrühter sind und noch etwas klarer nach dem 2:2, dann machen wir auch noch das dritte Tor. So haben wir das Spiel in der ersten Halbzeit 'verloren'." Sein Gegenüber zog folgendes Fazit: "Man hat sich nicht als sicherer Gewinner gesehen, aber man war nach der ersten Halbzeit eigentlich schon der gefühlte Gewinner." Aber "am Ende kriegt man es wieder nicht über 90 Minuten hin", trauerte Schulz der verpassten Siegchance hinterher, betonte aber zugleich: "Es hat nichts mit fehlender Kondition oder sonstigem zu tun. Daran liegt es nicht, auch wenn irgendwelche Fußballunwissenden das behaupten! In Kombination mit den letzten Spielen scheint es inzwischen einfach ein kleines Kopfproblem zu sein. Aber man muss sich immer vor Augen führen, dass es einfach nur Fußball ist." Schulz' abschließende Worte: "Mit Glück gewinnt man das, mit Pech verliert man es. Unterm Strich ist das Unentschieden verdient."