Neues „Blomkamp-Duo“: Osdorf bindet Wiehle – und holt Obloch!

Gleichberechtigtes Gespann beim TuS – „Wir sind das Team für das Team“

18. Dezember 2018, 22:58 Uhr

FussiFreunde: Philipp, vielleicht kannst du uns zunächst einmal verraten, wie der Kontakt zum TuS Osdorf zustande kam – und vor allem, warum du dich letztendlich, trotz einiger anderer Anfragen, für den Club entschieden hast?

Philipp Obloch spricht mit uns über seine neue Trainer-Aufgabe beim Oberliga-Sechsten. Foto: Roland Wedel

Obloch: „Ja, das stimmt durchaus, dass es in den letzten zwölf Monaten ein, zwei oder auch drei Anfragen gab. Osdorf ist für mich einfach ein sehr interessantes Gesamtpaket, das dort in den letzten Jahren ‚gebaut‘ wurde. Es ist ein sehr eingeschworener Haufen – sowohl die Mannschaft als auch der Verein. Das ist zumindest meine Wahrnehmung. Es macht als Außenstehender den Eindruck, dass sie versuchen, ans Maximum zu kommen und sich so weit zu strecken, wie es nur irgendwie geht, um ans Limit zu kommen. Das sollte im Sport eigentlich normal sein, wird aber nicht überall so gelebt. Das hat mich beeindruckt – zumal auch die Gespräche mit Cemil und Piet sehr gut waren. Ich bin in die erste Gesprächsrunde eigentlich sehr ergebnisoffen reingegangen. Aber es war sofort eine gute Harmonie zu spüren, man war schnell auf einer Wellenlänge – so dass die nächsten Termine schon sehr zielführend waren und man sich einig wurde.“

Nun hat Piet beim TuS in den letzten Jahren als alleinverantwortlicher Cheftrainer überaus erfolgreiche Arbeit geleistet. Hattest du deshalb anfangs vielleicht auch leichte Bedenken, inwieweit es als gleichberechtigtes Duo funktionieren könnte?

Obloch: „Natürlich war es ehrlicherweise auch ein Gedanke, mit dem ich mich beschäftigt habe. Aber in den Gesprächen war sehr schnell zu spüren, dass man es als Chance sieht. Er ist ja auch beruflich sehr eingespannt und ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass es in irgendeiner Art und Weise Probleme gibt, die Aufgaben zu teilen. Es ist ein kleines Risiko, keine Frage. Aber es hat halt auch ungemein viele Vorteile – und das hat am Ende ganz klar überwogen. Ich neige sowieso dazu, die Chance größer als das Risiko zu sehen. Zumal ich dann mit Piet jemanden an meiner Seite habe, der den Verein, die Mannschaft und die Liga kennt. Er hat es geschafft, eine solch eingeschworene Truppe aufzubauen und zusammenzuhalten. Insofern freue ich mich darauf und hoffe, von ihm noch zu lernen und weitere Impulse für die Zukunft zu bekommen.“

Wenn man mit Spielern spricht, die du – unter anderem auch bei Roland Wedel – trainiert hast, dann geraten diese regelrecht ins Schwärmen, wenn man über deine Person spricht. Woher kommt das?

Obloch: „Das ist schwer zu sagen. Ich habe schon mit 25 Jahren angefangen, als Trainer im Herrenbereich zu arbeiten, aber auch schon weit davor begonnen, wie ein Trainer zu denken. Das mag an der Torwart-Position gelegen haben, wo man ja auch mal ein wenig Zeit hat, über gewisse Dinge nachzudenken und von hinten zu strukturieren. So fing das eigentlich alles an. Ich hatte immer mit die beste Defensive, obwohl ich mit Abstand nicht der beste Torwart war. Aber es ging um’s Organisieren. Das hat schon eine gewisse Wirkung hinterlassen, denn das Organisieren ist ein elementarer Teil, den ich dann immer ein Stück weiterentwickelt habe. Ich hatte in meiner aktiven Zeit auch Trainer, die nicht schlecht waren, aber irgendwie hat mir immer irgendwas gefehlt – so dass ich mir gesagt habe, da könnte man noch ein bisschen was verbessern. So habe ich relativ früh angefangen, mich damit zu beschäftigen – und wenn man sich über 20 Jahre mit gewissen Dingen beschäftigt, dann merkt man das irgendwann hoffentlich auch. Warum es mit den Jungs so gut funktioniert, das kann ich tatsächlich nur schwer beantworten. Mir war es immer nur wichtig, dass man mal auseinandergehen kann und ein Spieler auch sagen darf: ‚Der hat keine Ahnung.‘ Ich wollte aber nicht, dass man auseinandergeht und sagt: ‚Das ist ein guter Trainer, aber er ist vom Typ her ein Arschloch, hat mich belogen und hingehalten.‘ Darauf versuche ich zu achten. Und vielleicht ist das auch ein Stück weit der Lohn dafür.“

Es ist zu hören, dass du vom Typ her extrem detailverliebt bist und auch in der Bezirksliga jedes Spiel deiner Mannschaft per Video ausgiebig analysierst. Ist das auch ein Aspekt, den du bei Osdorf einbringen kannst und wirst?

Obloch: „Auf jeden Fall. Man hat immer das Streben nach dem Maximum. Wir wollen das rausholen, was sowohl vom Budget als auch vom Zeitaufwand möglich ist. Aber es wird jetzt nicht so sein, dass dass wir uns 18 Stunden am Tag mit Videoanalysen beschäftigen werden (lacht). Aber das, was machbar ist, versuche ich schon rauszukitzeln – und da gehört die Videoarbeit mit dazu. Denn ich finde, dass das schon einen extremen Unterschied ausmacht, wenn man sich spezielle Spielszenen auch nochmal schwarz auf weiß angucken und dem Spieler aufzeigen kann, wo er vielleicht anders hätte agieren müssen. Sicherlich war das schlussendlich auch ein Aspekt, der zu der Verpflichtung geführt hat.“

Du hast bereits das „Streben nach dem Maximum“ angesprochen. Als Außenstehender hat man den Eindruck, dass in Osdorf in den letzten Jahren aus den vorhandenen Möglichkeiten das absolute Maximum herausgeholt wurde. Wie geht denn da noch mehr?

Mit Piet Wiehle (li.) und Cemil Yavas soll Obloch in der kommenden Saison das neue Triumvirat beim TuS bilden. Foto: KBS-Picture.de

Obloch: „Ich glaube, dass genau das auch ein gewisser Gefahrenpunkt für die nächste Saison ist. Wenn wir Sachen verändern wollen, und das ist schon auch der Ansatz des Vereins, dass die Spielanlage verändert werden soll, dass das dann ein gewisses Gefahrenpotenzial birgt. Wenn man in dieser Saison Fünfter, Sechster oder Siebter wird und dann geht es in der kommenden Spielzeit die ersten drei Wochen schief, dann kommen immer die ersten Stimmen aus dem Umfeld, die sich dann aufs letzte Jahr beziehen. Das war und ist bei Roland Wedel natürlich deutlich einfacher. Von daher würde ich Weiterentwicklung im ersten Schritt auf eine Philosophie und das Spielerische münzen, wissend, dass die aktuelle Platzierung nur schwer zu toppen ist. Da muss schon viel passieren. Von daher habe ich riesigen Respekt davor, was die Jungs in den letzten Jahren unter Piet geleistet haben. Das ist echt stark! Umso bemerkenswerter ist es ja, dass der Verein – obwohl er gut dasteht – einen neuen dauerhaften Impuls setzen will. Das finde ich beeindruckend. Und deshalb denke ich auch, dass das der Hauptansatz sein wird, dort spielerisch eine Philosophie reinzubekommen, die man mittelfristig in die Liga tragen kann.“

Kommen wir mal zu deiner Person. Wir hörten davon, dass du für „DAZN“ unter anderem Spielanalysen für RB Leipzig machst. Stimmt das?

Obloch: „Nicht ganz (lacht). Mein Arbeitgeber ist ‚Perform‘ und dazu gehört unter anderem auch ‚DAZN‘, aber eben auch ‚Opta‘, ein Datenanalyst. Heißt: Alle Spieldaten, die man bei ‚sky‘ oder auch ‚DAZN‘ sieht – zum Beispiel Passquoten oder gelaufene Kilometer – kommen von uns. Meine Aufgabe ist es dort, den professionellen Fußballmarkt zu entwickeln. Vor fünf Jahren, als ich damit angefangen habe, hat sich – bis auf vielleicht zwei Ausnahmen – keiner mit dem Scouting und der Analyse beschäftigt. Unser Auftrag war dann, etwas zu entwickeln, so dass die Scouts merken, dass sie zwar weiter Spieler beobachten müssen, aber eben auch eine gewisse Hilfe in Form von Daten haben. Der Markt ist so groß, das es natürlich in Sachen Effizienz und Effektivität extrem hilft, wenn man allein anhand von Daten eine Vorauswahl interessanter Spieler treffen kann. Darin besteht meine Aufgabe. Es kommt schon mal vor, dass auch für ‚sky‘ oder ‚DAZN‘ eine Analyse dabei ist – aber das ist eigentlich eher eine Randerscheinung.“

Blicken wir abschließend nochmal auf deine neue sportliche Herausforderung: Piet hat dort in den letzten sieben Jahren eine Ära als Trainer geprägt, die ja noch längst nicht zu Ende ist. Die Frage zielt nur darauf ab, ob du mit einem ähnlichen Ansinnen, dort etwas aufzubauen und zu prägen, das Engagement antrittst?

Obloch: „Das ist jetzt zu weit gedacht. Tendenziell hofft man das natürlich und es spielt auch in der Entscheidungsfindung eine große Rolle, wenn ich das Gefühl habe, ein Verein setzt auf Konstanz. Ich hatte auch schon Clubs, wo man das Gefühl hatte, wenn man aus den ersten vier Spielen nur zwei Punkte holt, dass du dann schon nach dem fünften Spiel weg sein kannst. Natürlich strebt man eine längere Zeit an, aber man weiß ja auch, wie seltsam der Fußball manchmal ist und sein kann. Hinzu kommt, dass es ja auch noch eine gewisse Zeit bis zu meinem Amtsantritt hin ist. Und dann schauen wir mal, was im ersten Jahr schon gut funktioniert und was noch nicht.“

Autor: Dennis Kormanjos