„Nächstes Mal bitte elf Regio-Spieler, damit wir auf Augenhöhe sind!“

Berne setzt sich an die Tabellenspitze und frotzelt - EN II-Coach reagiert cool

12. März 2017, 20:35 Uhr

Beim TuS Berne freute man sich nicht nur über den Sieg gegen einen Gegner, der mit fünf regionalligaerfahrenen Spielern auflief, sondern auch über den Sprung an die Tabellenspitze. Archivbild: timelash.de

„Beim nächsten Mal bitten wir Norderstedt, nicht so respektlos zu sein und nur mit fünf Regionalligaspielern zu kommen, sondern gefälligst mit elf. Damit wir wenigstens auf Augenhöhe sind!“ Peng, der hat gesessen! Berne-Coach Frank Neben staunte nicht schlecht, als er vor dem Spiel gegen die Zweitvertretung von Eintracht Norderstedt einen Blick auf den Spielberichtsbogen warf. „Man ist ja eigentlich nicht mehr überrascht, aber heute waren wir schon etwas überrascht, dass es nicht mehr drei oder vier, sondern schon fünf Regionalligaspieler sind. Das muss man einfach mal so sagen, weil es eben auch Wettbewerbsverzerrung und allen anderen Teams gegenüber unfair ist. So empfinde ich es zumindest. Deshalb sollte Norderstedt sich mal hinterfragen.“

Das Tor bei den Gästen hütete Lukas Benner. Außerdem standen Marcus Coffie, Rene Jozic, Fynn Rathjen und Ante-Akira Kutschke in der Startelf der Garstedter. Um es vorweg zu nehmen: Werbung konnte keiner der fünf Akteure für sich machen! „Die Idealvorstellung ist natürlich, dass die Jungs hierher kommen, sich den Arsch aufreißen und damit für die Liga empfehlen. Ob sie das heute getan haben, soll jeder selbst beurteilen“, wollte Übungsleiter Daniel Lopez zunächst nicht allzu sehr ins Detail gehen, erklärte dann aber auf Nachfrage: „Letzten Endes muss man einfach sagen: Wenn man in so einem Spiel nicht auffällt, dann hat man vielleicht auch nicht das gebracht, was gefordert wurde.“

Marco Theis (re.) bereitete das erste Tor vor und machte das zweite höchstselbst. Archivbild: timelash.de

Vielmehr waren es „die Jungs aus den eigenen Reihen, die heute aufgefallen sind“, so Lopez, der die Kritik von der Gegenseite ganz cool zur Kenntnis nahm: „Dass sich der Gegner und die Zuschauer darauf einschießen, dass wir mit fünf Regionalligaspielern kommen, würde ich wahrscheinlich genauso machen an deren Stelle. Das kann ich völlig nachvollziehen. Aber bei dieser Diskussion sollte man auch gewisse Dinge bedenken. Zum Beispiel: Was kommen da für Regionalligaspieler? Ich will die Jungs überhaupt nicht abwerten oder bewerten, aber das sind größtenteils 19-, 20-jährige Spieler, die eben nicht in der Regionalliga zum Einsatz kommen. Somit stelle ich mir als Fußballfan ja auch die Frage: Wo sollen die Jungs spielen, wenn nicht bei uns?! Und: Wenn ein Verein seinen Spielern 50 Euro Aufwandsentschädigung gibt, ist das dann auch schon wettbewerbsverzerrend? Also, wo fangen wir diese Diskussionen an?!“

Ex-Osdorfer Müller im Abschlusspech – Theis serviert und trifft selbst

Genug des leidigen Themas – denn die Regeln geben es nun mal so her. Und: Wirklichen Einfluss haben die erwähnten Spieler – wie bereits erwähnt – nicht aufs Spiel genommen. Stattdessen war es ein ehemaliger Osdorfer, der immer wieder im Blickpunkt stand: Norderstedts Winter-Zugang – wohlgemerkt für die Zweite – Sven Müller hatte gleich diverse Großchance, scheiterte aber entweder am starken Berner Schlussmann Jan Mehlhorn (13., 15., 33.), hatte Pech, dass Sascha Tracht auf der Linie rettete (11.), oder aber das eigene Unvermögen stand einem Torerfolg im Weg (11.47.). „Sven macht sich momentan ein bisschen zu sehr verrückt. Er hat ja nun lange nicht mehr im Sturm gespielt, sondern zuletzt in der Abwehr. Ich kenne ihn schon so lange und weiß, wenn das erste Ding nicht drin ist, und auch im zweiten Versuch das Glück fehlt, dann ist er irgendwie auf so einem Zaun drauf. Das geht auch Bundesliga-Spielern so“, nahm Lopez die Last von seinem Neuen, den er auch schon zu gemeinsamen Zeiten bei Roland Wedel trainierte.

Berne-Coach Frank Neben kritisierte das Einsetzen von fünf Regionalligaspielern beim Gegner. Foto: noveski.com

„In der ersten Halbzeit war es ein Spiel mit absolut offenem Visier“, befand auch Neben, der nach einer Viertelstunde an der Seitenlinie bereits unkte: „Es kann auch schon 4:4 stehen.“ Zu diesem Zeitpunkt führten seine „Berner Boys“ jedoch mit 1:0, weil der abermals glänzend aufgelegte Marco Theis genau im richtigen Moment für den startenden Kilian Oelrich durchsteckte – und dieser ganz lässig aus halblinker Position per Chip ins lange Eck vollstreckte (4.)! Der Torschütze ist eigentlich noch in der A-Verbandsliga des TuS aktiv und spielte nur, weil die Hausherren drei Urlauber und vier Verletzte zu beklagen hatten. Als Coach Neben seinen Jungspund nach einer guten Stunde vom Platz holte, dankte er diesem fürs Aushelfen. In Berne wächst etwas heran!

„Diese herausgespielten Tore sind nicht nur schön, sondern auch der verdiente Lohn“

Nachdem die Fingerkuppen von Benner in Folge eines strammen Schusses von Andre Fernandes Mendes einen zweiten Einschlag verhinderten und der Ball an die Latte klatschte (15.) und Coffie auf der gegenüberliegenden Seite ebenfalls im Alu-Pech war (20.), zeigten die Gastgeber, weshalb sie wieder an der Spitze des Nord-Tableaus stehen. Ein Angriff wie aus dem Bilderbuch über Jonathan Zinn wurde von Theis traumhaft abgeschlossen. 2:0 (30.)! „Es ist toll, zu sehen, wie wir die Tore auch rausgespielt haben. Das ist der Lohn für die Arbeit“, strahlte Neben, der aber auch konstatierte: „Wenn du ganz großes Pech hast, kann es auch 0:2 stehen.“ Stattdessen hatten seine Mannen eine Zwei-Tore-Führung inne, die nach der Pause – ohne großartig in Bedrängnis zu geraten – ganz abgezockt und clever verwaltet wurde. „Fußballerisch haben wir einiges drauf, das wissen wir. Wir haben das System mittlerweile gut verinnerlicht und sind auch in der Lage, so etwas runterzuspielen“, befand Neben, dessen Team allerdings auch immer wieder gefährliche Nadelstiche setzte, so dass der Trainer bereits lautstark forderte: „Jetzt müssen wir den Deckel aber mal drauf machen!“ Gesagt, getan. Nach einem Norderstedter Eckball und der scheinbar vergebenen Konterchance, blieb die Situation heiß, weil Lars Richter und Tom Wohlers nachsetzten. Letztgenannter spielte Fernandes Mendes frei, der wiederum aus neun Metern zum 3:0 einschob (74.)!

„Schöner kann der Sonntag nicht werden“

Daniel Lopez reagierte ganz entspannt auf die Worte von der Gegenseite. Foto: noveski.com

EN II-Coach Daniel Lopez bilanzierte hinterher: „Ich glaube, das Spiel war offener als ein 0:3. In der Summe ist es verdient – vom Geschmäckle her nicht. Berne ist wirklich eine top Truppe in dieser Liga. Da gibt‘s überhaupt nichts dagegen zu sagen. Aber ich finde, wir verlieren das Spiel heute selber. Wir hatten die großen Chancen, das Spiel viel offener zu gestalten. Selbst wenn wir das 1:2 gemacht hätten, glaube ich, dass es ein heißer Tanz geworden wäre. Aber Berne hat verdient gewonnen, weil sie drei Tore gemacht haben und wir nun mal nicht.“ Neben dem Sieg hatten die drei Punkte noch ein ganz anderes süßes „Geschmäckle“, um es mit den Worten von Lopez zu sagen, für den TuS Berne: Da Konkurrent Bergstedt zur selben Zeit völlig überraschend beim 1. FC Quickborn verlor (0:2), grüßen die Kicker aus dem „Berner Beu“ nun von der Tabellenspitze: „Herrlich, einfach wunderbar. Schöner kann der Sonntag nicht werden“, freute sich Neben – und hatte all die Diskussionen und Scharmützel um sämtliche Regionalligaspieler auf dem Platz längst vergessen.