Testspiel

Nach Testkick: „Piepel“ schwärmt von Wachter - doch der fehlt!

25. Januar 2020, 14:30 Uhr

Jeremy Wachter konnte zwar nicht mitwirken, war aber anschließend eines der beherrschenden Themen und brachte Kiezkickerchen-Coach Philipkowski ins Schwärmen. Foto: KBS-Picture.de

Wenn die U23 eines Zweitligisten in einem Testspiel auf einen Oberligisten trifft, dann sind es normalerweise die Spieler aus dem Profi-Nachwuchs, die im Fokus stehen. Nicht so am Samstagvormittag an der Kollaustraße, wo die "Zweite" des FC St. Pauli den Oberligisten TuS Osdorf empfing (die Highlights im LIVE-Ticker). Alle Augen waren auf Jeremy Wachter gerichtet - zumindest von Seiten der "Kiezkicker-Späher". Doch schon beim Warmmachen verbreitete sich die "Hiobsbotschaft" schnell: Denn Wachter war nicht dabei, nahm stattdessen in zivil am Spielfeldrand Platz und lieferte sich Mitte der ersten Halbzeit ein kleines verbales Scharmützel mit St. Paulis Co-Trainer Ferydoon Zandi. Hat man den Gegner etwa vor Wachter "verschont"? "Nein, wir haben 'Jerry' versteckt", witzelte Osdorf-Coach Philipp Obloch.

Referee Luca Jürgensen (li.) zeigt dem meckernden Niclas Nadj (Mi.) die Ampelkarte. Foto: Heiden

In Wirklichkeit fehlte der "Blomkamp-Bomber", der in dieser Saison in seinen 20 Einsätzen stolze 26 Treffer erzielte und damit erfolgreichster Torjäger aller Oberligen in ganz Deutschland ist, aufgrund seiner anhaltenden Leistenbeschwerden, wie Obloch verriet. "Das ist inzwischen schon ein leidiges Thema. Wir versuchen, ihn ab und an in Absprache mit den Physios zu schonen, um es zur Rückrunde im Griff zu haben. Aber es ist schwierig. Im Moment macht es jedenfalls keinen Sinn, denn er kann kaum gerade gehen", gesteht der TuS-Trainer - uns fügt mit Bedenken an: "Die Befürchtung, dass er länger ausfällt, ist auf jeden Fall da. Da muss man das Risiko abwägen und dann entscheiden. Ich glaube, er hat die ganze letzte Rückrunde unter Schmerztabletten gespielt. Deshalb würde ich sagen: Wenn wir nicht in arge Not nach unten geraten, sollte man versuchen, das vermeiden, wenn man das Problem damit endgültig lösen kann. Aber dafür habe ich zu wenig medizinischen Sachverstand. Da bedarf es dann der Meinung und Einschätzung der Ärzte und unserer Physios."

Philipkowski: „Ich hätte mir gerne ein Bild von ihm gemacht“

Maximilian Franzke wechselte im Winter vom FC Bayern II zu den "Kiezkickerchen". Foto: Heiden

Nicht nur beim Oberligisten hätte man ein Mitwirken von Wachter, den Manager Cemil Yavas einst aus der Bezirksliga von Rugenbergen II „aus dem Hut zauberte“, nur allzu gerne gesehen, auch "Kiezkickerchen"-Übungsleiter Joachim Philipkowski hätte sich "gefreut, wenn er dabei gewesen wäre", wie er zugab, ehe "Piepel" sogar gestand: "Er war bei uns vor anderthalb oder zwei Jahren schon ein Thema. Da wollten wir ihn schon zum Training einladen. Das hat nie funktioniert, aus welchen Gründen, das weiß ich nicht. Aber er ist ein Spieler mit einer guten Torquote und ich hätte ihn gerne gesehen." Ob er in den Planungen des Regionalligisten noch immer eine Rolle spielen würde, wisse er nicht, so Philipkowski. "Ich habe ihn lange nicht mehr spielen sehen. Letztes Jahr habe ich mir ein Spiel gegen Dassendorf angeguckt - aber da hat er nicht von Anfang an gespielt, sondern ist nur reingekommen. Deshalb hätte ich mir gerne ein Bild von ihm gemacht. Denn wenn man so eine Torquote hat, auch wenn es 'nur' in der Oberliga ist, dann spricht das für die Qualität, die er hat", schwärmte Philipkowski regelrecht vom 27-Jährigen, der seinem Team spürbar fehlte. "Ich finde, dass wir es nicht so gut gemacht haben, wie wir es hätten machen können", bilanzierte Obloch nach der 1:5- Pleite. Dabei sah es über weite Strecken des ersten Durchgangs recht ordentlich aus, wie der Oberliga-Achte dem Regionalliga-Nord-14. Paroli bot - und sogar in Führung ging. Robin Schmidt köpfte eine Ecke von Felix Spranger zum überraschenden 1:0 für den "Underdog" ein.

Nadj fliegt - Obloch: „Am Ende wurden uns relativ deutlich die Grenzen aufgezeigt“

Im Kampf um den Ball: St. Paulis Moritz Frahm (li.) und Daniel Tönges. Foto: Heiden

Dennoch war Obloch der Meinung: "Wir können besser Fußball spielen. Es waren zu wenig Phasen, wo wir uns getraut haben. Wir haben ein bisschen zu viel Respekt gezeigt." Und weiter: "Auch in der ersten Halbzeit war spielerisch zu wenig von unserem Selbstverständnis, das wir Schritt für Schritt auf den Platz kriegen, zu sehen. Das können wir besser machen - auch wenn es natürlich nicht der alltägliche Gegner für uns war. An dieses Tempo müssen wir uns erstmal gewöhnen. Das ist ja auch das Ziel von so einem Spiel." Obwohl nach anfänglichen Schwierigkeiten "eine große Unzufriedenheit beim Gegner" zu spüren war. Diese äußerte sich vor allem bei Niclas Nadj, der nur kurz nach seinem Ausgleichstreffer die Gelbe Karte sah, daraufhin nicht aufhörte, sich zu beschweren und zu meckern - trotz mehrfacher Beruhigungsversuche von der Bank -, woraufhin er die Ampelkarte sah (39.) Wohlgemerkt in einem Testspiel - eine selten dämliche Aktion! Trotz der anschließenden numerischen Überzahl wurden dem TuS im zweiten Durchgang "relativ deutlich die Grenzen aufgezeigt", wie Obloch befand. "Das muss man so deutlich sagen. Sowohl in mannschaftstaktischer Natur als auch individuell an vielen Stellen." Er habe gehofft, dass man am Ende "nicht ganz so viele Tore fangen" würde. Doch der starke Claus Hencke musste noch viermal hinter sich greifen. Cemal Sezer (46., 59.), Jakub Bednarczyk (51.) und Christian Stark (78.) schraubten das Resultat auf 5:1 in die Höhe.

„Probespieler“ mit Erstliga-Erfahrung bei den „Kiezkickerchen“

Neben dem bereits fix verpflichteten Maximilian Franzke vom FC Bayern II (Philipkowski: „Man sieht ja, wo er herkommt. Er hat eine gute Geschwindigkeit, spielt sich außen immer gut durch. Heute ist der finale Pass nicht immer geglückt. Aber der Junge bringt uns schon nach vorne“) mischten beim Kiez-Nachwuchs mit Moritz Kloß (ETV U19) und Melvyn Lorenzen (zuletzt vereinslos, davor unter anderem Karpaty Lviv, ADO Den Haag und Werder Bremen). Der 25-Jährige - mit Erstliga-Erfahrung ausgestattet - konnte sich zwar nicht selbst in die Torschützenliste eintragen, war aber an drei Treffern direkt beteiligt. Ob es zu einer Verpflichtung kommen wird, wollte Philipkowski noch nicht verraten. „Darüber werden wir erst einmal intern sprechen.“ Nur eines steht fest: An einer Verpflichtung von Jeremy Wachter werden sich die Braun-Weißen wohl auch weiter die Zähne ausbeißen...

Autor: Dennis Kormanjos