„Nach fünf Minuten muss es 2:0 stehen - am Ende verlierst du 1:6 und bist noch gut bedient!“

Bambur-Hattrick bei halbem Cordi-Dutzend - Henke verliert deutliche Worte

13. Mai 2018, 21:40 Uhr

Glänzte als Dreifach-Schütze: Concordias Benjamin Bambur, der dem Verein auch in der kommenden Saison erhalten bleiben wird. Foto: KBS-Picture.de

Für Torsten Henke war es das vorletzte Spiel - der vorletzte Auftritt nach sagenhaften 16 (!) Jahren als Trainer des SV Curslack-Neuengamme. Auch wenn es für seine „Deichkicker“ um keinen Titel mehr geht, so hat Henke nach einer derart langen Vereinszugehörigkeit und nach alldem, was er für den Verein getan, erreicht und bewegt hat, einen würdevollen Abschied verdient. Seine Mannschaft scheint ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung zu machen. Denn der Auftritt des SVCN bei Concordia führte dazu, dass Henke kurz vor seinem Abdanken als Chefcoach noch einmal deutliche Worte verlieren musste: „Ich bin von der Mannschaft maßlos enttäuscht! Das, was wir in den zweiten 45 Minuten abgeliefert haben, ist eine Frechheit gewesen!“

„Normalerweise muss es nach fünf Minuten 2:0 stehen“, so Torsten Henke, „und am Ende verlierst du 1:6 und bist sogar noch gut bedient!“ Eine Aussage, die das Geschehen vor kümmerlichen 67 Zuschauern am Bekkamp kaum treffender hätte zusammenfassen können. Erst scheiterte Timo Lenz am Pfosten, ehe Niklas Hoffmann den Abpraller über das verwaiste Gehäuse bugsierte (3.). Dann vergab Mike Beldzik, als er von Adrian Sousa auf die Reise geschickt wurde und den Ball freistehend weit über die Latte jagte (5.). Und dennoch: Curslack blieb zunächst am Drücker. Freistoß Vitali Wilhelm aus dem Halbfeld, Kopfball Beldzik - drin (14.)! Doch die Antwort von Cordi folgte prompt. Ein toller Spielzug über Cem Cetinkaya und den starken Jaques Rodrigues de Oliveira, der den Verein verlassen wird, sich trotzdem nicht hängen ließ und in dieser Situation clever ablegte, wurde von Benjamin Bambur abgeschlossen (15.)! „Cem (Cetinkaya; Anm. d. Red.) kam in der Halbzeit zu mir und meinte: ‚Das erste Tor war genau so, wie wir das immer trainieren.‘ Der Entgegenkommende reißt eine Lücke, in die der Dritte reinlaufen muss“, verriet Florian Gossow und fügte an: „Ich habe ihm gesagt, dass es mich freut - aber ein bisschen spät kommt. Aber besser spät als nie. Schön, dass es überhaupt mal funktioniert“, so der Cordi-Coach mit einem Augenzwinkern.

Henke: "Ich bin mega enttäuscht"

Torsten Henke musste auf seiner "Abschiedstour" eine herbe Niederlage einstecken und fand anschließend klare Worte. Foto: KBS-Picture.de

Seine Schützlinge stellten das Spiel und das Geschehen noch vor der Pause auf den Kopf, als Martin Werner von halblinks quer legte und Ronny Buchholz am Sechzehner völlig umbedrängt mit links Maß nehmen und flach aus 15 Metern einschießen konnte (44.)! „Wir sind sehr, sehr gut ins Spiel gekommen und haben es 35 Minuten lang wirklich gut gemacht“, befand Henke. „Das 1:1 war ein Geschenk, auch beim 1:2 verteidigen wir schlecht. Trotzdem hatten wir selbst auch unsere Chancen und müssen nach 45 Minuten eigentlich mit einer Führung vom Platz gehen.“ Stattdessen war das Gegenteil der Fall. Und es sollte noch viel schlimmer kommen. Denn nach der Pause präsentierte sich Curslack komplett wehrlos. „Ich bin mega enttäuscht! In der zweiten Halbzeit haben wir kein Bein mehr auf den Boden bekommen“, so Henke.

Erst erhöhte Bambur, als dieser nach Balzis-Steilpass Leon Giese umkurvte und einschob (51.), dann traf auch noch Martin Werner, nachdem Rodrigues de Oliveira das Spielfeld mit einem traumhaften Ball erst öffnete, dann die Hereingabe von Balzis mit der Brust für Bambur ablegte und Papses Klärungsversuch beim „Sechser“ der Hausherren landete, der aus 14 Metern trocken links unten finalisierte (54.)! Und auf einmal lief es bei den „Bekkamplern“ wie am Schnürchen - oder anders gesagt: Wie fast die ganze Saison nicht. Das 5:1 war ein Paradebeispiel dafür: Buchholz aus der eigenen Hälfte auf Rodrigues de Oliveira, der auf rechts Kevin Zschimmer in Szene setzte, dessen uneigennützigen Querpass Bambur zu seinem Hattrick über die Linie drückte (68.)! Schließlich machte Balzis das halbe Dutzend voll, als er einen Pass vom stärksten Concorden, Jaques Rodrigues de Oliveira, ins kurze Eck einschoss (82.)!

"Die Saison ist noch nicht zu Ende und wir werden nichts abschenken"

„Die Stimmung war eigentlich immer gut in der Mannschaft“, meinte Gossow anschließend. „Aber ab dem Teutonia-Spiel hat die Truppe immer mehr das umgesetzt, was wir eigentlich trainieren und machen wollen. Das System ist halt ein bisschen kompliziert und nicht jeder hat es sofort verstanden. Aber jetzt merkt man, dass es immer besser wird. Leider ein bisschen spät.“ Und weiter: „Ich habe den Jungs gesagt, dass wir heute Zehnter oder Siebter werden können. Auch wenn der siebte Platz nicht das ist, was wir wollten, aber immer noch besser als der zehnte. Mich persönlich wurmt es immer, wenn ich nicht gewinne. Ich bin viel zu ehrgeizig und mich macht das total fertig. Deshalb: Die Saison ist noch nicht zu Ende und wir werden nichts abschenken.“ Dass es ausgerechnet jetzt so gut läuft, scheint angesichts folgender Tatsache umso überraschender zu sein: „Wir machen im Training eigentlich nichts mehr, haben nur noch ein bisschen Spaß. Neulich haben wir zum Beispiel Minigolf gespielt. Jetzt, wo wir nichts mehr machen, klappt es auf einmal. Aber so ist das.“

"Der eine oder andere Spieler muss sich hinterfragen, ob er in der Oberliga richtig aufgehoben ist"

Obwohl er den Verein verlassen muss, zeigte Jaques Rodrigues de Oliveira eine starke Performance. Foto: KBS-Picture.de

Währenddessen bekannte Henke: „Wir haben nur noch Begleitschutz gegeben, ansonsten überhaupt nicht mehr dagegengehalten und kein Zweikampfverhalten an den Tag gelegt. Da hätte ich ja bei Concordia mit rumlaufen und Tore schießen können. Das ist unfassbar gewesen!“ Eine Chance, den Trainer vernünftig zu verabschieden, haben die „Deichkicker“ noch in zwei Wochen beim letzten Spiel gegen Buchholz 08. „ Es geht hier weniger um meine Wenigkeit und meinen Ausstand - aber so stelle ich mir keine Mannschaft vor. Klar möchte man sich nochmal gut verabschieden, aber wir brauchen uns nichts vorzumachen: So wie die Situation momentan ist, gibt’s da wenig Hoffnung - auch wenn viele Vereine diese Probleme mit vielen Verletzten und Urlaubern haben. Nichtsdestotrotz muss sich der eine oder andere Spieler irgendwann mal hinterfragen, ob er in der Oberliga Hamburg richtig aufgehoben ist!“ Wie man sich richtig verabschiedet, zeigte Schiedsrichter Marco Kulawiak (SC Teuton 10), der nach dem Schlusspfiff auf Henke zu marschierte und sich für das jahrelang „faire und sportliche Miteinander“ bedankte. Davon könnten sich die Spieler des SVCN eine Scheibe abschneiden…

Autor: Dennis Kormanjos

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