Oberliga 01
Mit einem Makel den „Stachel gezogen“: Cordi „kriegt Hinspiel-Niederlage aus den Köpfen“ und setzt „Ausrufezeichen“
Nach dem Sieg versammelte sich die gesamte Cordi-Mannschaft vor der BU-Anzeigetafel und posierte für ein Triumphfoto mit der Rückennummer "4" für Berkant Aydin. Foto: noveski.com
Veli Sulejmani (li.) und Hischem Metidji (re.) zelebrieren den Jubel nach dem Blitztor zur Führung. Foto: noveski.com
„Es ist besser, intelligent zu sein als clever“, wollte Baris Saglam gar nicht groß darauf eingehen, sondern sprach im übertragenen Sinne auf das Abschalten der Anzeigetafel an, ehe er erklärte: „Clevere Menschen begeben sich in gefährliche Situationen, weil sie davon überzeugt sind, sich aus jeder Affäre ziehen zu können. Intelligente Menschen sehen eine gefährliche Situation und vermeiden sie.“ Ein zumindest kleiner Seitenhieb in einem Spiel mit einer besonderen Brisanz und Vergangenheit. Denn: Nach sieben Jahren am Stück – gekrönt mit dem Pokalsieg – traf Cordi-Coach Frank Pieper-von Valtier in fünf Partien auf seinen Ex-Club. Die Bilanz: Kein Sieg, ein Remis im ersten Wiedersehen und vier Schlappen nacheinander.
Eine Ausbeute, die ihn beschäftigt? „Das ist mir tatsächlich egal“, entgegnete Pieper-von Valtier prompt. „Die ersten Spiele gegen einen Ex-Club sind vielleicht nochmal eher etwas besonders. Aber ich bin jetzt auch schon in der vierten Saison bei Cordi, hier so wahnsinnig herzlich aufgenommen worden und es ist sehr familiär – auch im Team ums Team. Wir hatten viele erfolgreiche Jahre bei BU“, macht er keinen Hehl daraus, betont aber zugleich: „Es gehört genauso zu meiner Vergangenheit wie meine Landesmeister-Titel im Schwimmen. Und an die denke ich auch nicht so oft zurück. Ich bin im Hier und Jetzt – und bin froh und glücklich.“
"Kann Zufall, aber auch Übung sein"
Zum Spiel: Immer wieder hat er es probiert, immer wieder kamen die Bälle wie auf dem Reißbrett – und immer wieder konnte Ian-Prescott Claus die herrlichen „Diagos“ von Seyhmus Atug nahezu unbedrängt aus der Luft pflücken. Zunächst konnte Cordi jedoch kein Kapital daraus schlagen. Doch dann: „Sey setzt sich unter Druck und auf engstem Raum durch und hat die Übersicht, diagonal auf Ian zu spielen. Der hat wiederum die Qualität, den Ball sauber zu verarbeiten, seinen Gegenspieler zu vernaschen und aus eine der Zonen, aus denen wir gestern im Abschlusstraining Torschussübungen gemacht haben, abzuschließen“, erläuterte Saglam, der zusammen mit Pieper-von Valtier ein Trainer-Gespann bildet, die Entstehung des zweiten Tores. „Das kann Zufall, kann aber auch Übung sein. Es macht einen jedenfalls noch stolzer und glücklicher, wenn man es vorher trainiert hat“, strahlte der Coach nach Claus‘ „Streichler“ kurz vor der Pause (40.).
Grade lässt BU wieder hoffen
Gerret Grage (re.) brachte BU nach einem blitzschnell ausgetragenen Konter in Folge eines Cordi-Freistoßes auf 1:2 heran. Foto: noveski.com
Bereits nach nicht einmal 120 Sekunden konnte sich Saglam über „die besprochenen Laufwege“ seiner Mannen freuen – und das nach „einer Umstellung bei Standardsituationen“. BU lief nach einem eigenen Eckball in einen verhängnisvollen Konter. Vedat Düzgüner steckte für Veli Sulejmani durch – und der überwand Rene Heide zur frühen Cordi-Führung (2.). Auch im zweiten Abschnitt drückten die beiden Torschützen der ersten 45 Minuten dem Spiel ihren Stempel auf. Doch bevor es so weit war, meldete sich BU zurück. Wie auf der anderen Seite, war es ein Freistoß von Hischem Metidji, der wie ein Bumerang zurückkam. Lasse Lüttgen schickte Gerret Grage auf die Reise. Dieser umkurvte Johannes Höcker und schob eiskalt zum Anschluss ein (51.). In der Folge hatte der Gast „eine nicht so glückliche Phase“ und „ein bisschen die Ordnung verloren“, befand Pieper-von Valtier.
"Das frühe 1:0 hat uns nicht so gutgetan"
Dabei habe man „von der ersten Minute an gemerkt, dass die Jungs das, was sie sich vorgenommen haben, auch auf den Platz bekommen haben“. Aber eben „mit einem wellenförmigen Verlauf was die letzte Konsequenz angeht. Das frühe 1:0 hat uns nicht so gutgetan, weil wir den Fuß vom Gaspedal genommen haben. Wir hatten trotzdem überwiegend Ballbesitz, haben es aber oft ein bisschen zu kompliziert gespielt und uns immer mal wieder locken lassen.“ Dennoch schien das 2:0 vor der Pause komfortabel. Das änderte sich allerdings nach dem Anschlusstreffer, als abermals Grage durchstartete, aber wegen Abseits zurückgepfiffen wurde (53.). Stattdessen „zog das 1:3 den Stecker“, wie BU-Übungsleiter Jan Haimerl konstatierte.
"Veli brennt seit Wochen - er ist auf dem Geläuf eigentlich nicht zu stoppen"
Ein geknickter Yannick Albrecht (re.) - und ein jubelnde Ian Claus (Mi.), der sein 3:1 mit Vedat Düzgüner feiert. Foto: noveski.com
Der überragende Sulejmani flankte von rechts – und erneut war Claus als Dankbarer Abnehmer zu Stelle (59.). Toll herausgespielt, aber hier wurde es den Gästen auch deutlich zu einfach gemacht! Zehn Zeigerumdrehungen darauf besorgte Sulejmani mit einem satten 16-Meter-Flachschuss den Treffer zum 4:1-Endstand (69.). „Veli brennt seit Wochen. Es gibt keinen Spieler, der im Training mehr läuft und dem man es so sehr anmerkt, dass er möchte. Natürlich ist er auf dem Geläuf eigentlich gar nicht zu stoppen“, lobhudelte Pieper-von Valtier seinen Doppeltorschützen und freute sich auch für Claus, der von der Community den Vorzug vor Marc Bölter erhielt, „sehr“ über dessen zwei Tore. „Schade war, dass wir in den letzten 20 Minuten so viele Bälle erobern und in so vielen aussichtsreichen Situationen sind, dass wir den vorletzten und letzten Ball nicht optimal spielen, um das Ausrufezeichen noch dicker zu markieren.“
Denn, so Pieper-von Valtier, in Bezug auf den „wellenförmigen“ Auftritt: „Was in all diesen Phasen zu sehen war: Die Mannschaft hat sich vorgenommen, das Hinspiel aus den Köpfen kriegen und nochmal ein Ausrufezeichen setzen zu wollen. Und man hat ebenfalls gesehen, dass die ganzen Prozesse der letzten Wochen die Mannschaft noch mehr zu einer Einheit geformt haben.“
"Sie haben uns nicht 90 Minuten vor sich hergetrieben"
Haimerls Fazit: „Ich glaube trotz der Niederlage, dass wir uns sehr teuer verkauft haben für die Situation, wenn Spieler aus der Dritten und der Zweiten zum Einsatz kommen“, sprach er auf die Personalnot an. Jüngster Ausfall: Der gerade erst zurückgekehrte und immer besser in Tritt kommende Marcel Perz zog sich einen Achillessehnenanriss zu. So durfte unter anderem Frederik Herlitius, Torjäger der eigenen „Dritten“, in den letzten zehn Minuten mitmischen. Wichtigste Erkenntnis: „Sie haben uns nicht 90 Minuten vor sich hergetrieben und hatten auch keine weiteren 100-prozentigen Torchancen. Alle Schüsse waren gefühlt drin und unhaltbar. Am Ende war‘s die individuelle Qualität. Aber wir haben auch heute in Phasen gezeigt, dass wir da mithalten können.“