LOTTO-Pokal

„Millionäre aus Ottensen“ ziehen Osdorf den Stecker!

07. August 2021, 00:10 Uhr

Mats Facklam (re.) glänzte als Torschütze und Vorbereitet für den Viertligisten aus Ottensen. Foto: Heiden

Ein Wasserrohrbruch machte eine Austragung am Blomkamp unmöglich. Und so machte sich der TuS Osdorf rasch auf die Suche nach Alternativen. Doch dem Oberligisten wurde im Pokal-Match gegen den klassenhöheren FC Teutonia 05 „der Heimvorteil genommen“, waren die TuS-Verantwortlichen im Vorfeld außer sich. Der Grund: Eine Austragung in Groß Flottbek, wo Osdorf einst den historischen Oberliga-Aufstieg perfekt machte, wurde vom Hamburger Fußball-Verband „unerklärlicherweise nicht genehmigt“. Genauso wie eine Verlegung der Partie auf die kommende Woche. Stattdessen mussten die „Blomkampler“ in Lurup am Vorhornweg gegen den Regionalligisten ran…

„Lasst uns den Vorhornweg zum Blomkamp machen“, riefen die Osdorfer im Vorfeld zur Unterstützung „gegen die Millionäre aus Ottensen“ auf. Tatsächlich war das Stadion prächtig gefüllt – und sah einen überaus forschen TuS (alle Highlights im LIVE-Ticker). Torjäger Jeremy Wachter hatte nach nicht einmal 240 Sekunden die erste große Chance, den Underdog in Front zu bringen. Aber Yannick Zummack parierte stark. Dennoch: 17 Minuten lang stand die aggressiv zu Werke gehende Hintermannschaft der „Hausherren“ sicher und geriet nicht in Bedrängnis. Doch dann überlistete Fabian Istefo das Gebilde mit einem Chip-Ball. Can Düzel brach auf links durch und Mats Facklam vollendete mit etwas Glück (17.).

"Wirklich ärgerlich, in so einem Spiel Kontergegentore zu fressen"

Nico Matern (re.) machte nach der Pause mit dem Treffer zum 4:0 den Deckel drauf. Foto: Heiden

Eben jener Facklam war es auch, der wenig später in einer erneuten Kontersituation von Tim Jobmann nur durch ein Foulspiel zu stoppen war. Da dies im Osdorfer Strafraum der Fall war, gab es Strafstoß. Marcel Andrijanic stellte sicher auf 2:0 für den Favoriten (29.). „Sobald wir keinen Zugriff hatten – und das war zwei-, dreimal im Gegenpressing der Fall –, ging es schnell. Die Flügelspieler haben schon ganz gut Tempo und uns erwischt“, musste Philipp Obloch eingestehen. „Das ist wirklich ärgerlich, dass du in so einem Spiel Kontergegentore frisst“, befand der Osdorf-Coach.

"Das hat uns endgültig den Stecker gezogen"

Ganz bitter wurde es für die Obloch-Mannen in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs. Wieder war man hinten zu offen, abermals war Facklam nicht zu halten und in der Mitte traf der sehr unglücklich agierende Josip Dilber in die eigenen Maschen (45. +1). Ein ums andere Mal schob der Rechtsverteidiger der „Blomkampler“ zu hoch und machte die ganze Seite auf, was die „Kreuzkirchler“ prompt bestraften – dieses Mal allerdings über die linke Defensivseite. „Da sind wir schon halb in der Kabine. Das hat uns dann endgültig den Stecker gezogen“, analysierte Obloch – und entgegnete auf die Frage zur taktischen Ausrichtung: „Wir wollten schon unseren Stempel reinbringen, auch so spielen und eben nicht alles anders machen. Es waren schon Fehler da beim Gegner, die wir hätten ausnutzen können. Aber wir hätten vielleicht ein bisschen früher tiefer stehen müssen. Das hätten wir cleverer machen können“, ging man aber stattdessen weiter das Risiko.

"Am Ende des Tages waren die zu stark"

Kollektiver Jubel nach dem am Ende souveränen Weiterkommen. Foto: Heiden

Dennoch konstatierte der TuS-Trainer in der Pause auch, „dass es nicht drei Tore schlechter war“. Die Gäste war aber ungemein konsequent in ihrer Chancenauswertung – auch nach der Pause. Ein Abspielfehler von Jannik Ahrens brachte Kevin Weidlich in Aktion. Dessen Querpass vom rechten Strafraumeck schob Nico Matern ganz überlegt mit der Innenseite ins rechte Toreck – 0:4 (51.)! Der Viertligist wurde seiner Favoritenrolle gerecht. „Am Ende des Tages waren die zu stark“, erkannte Obloch die Klasse des Gegners neidlos an. „Ich find‘s cool, dass die Jungs am Ende sagen: ‚Kommt, wir gehen nochmal voll drauf. Wir wollen noch ein Tor machen.‘ Dafür liebe ich sie.“ Vor allem, weil es „schwer ist, sich nach so einem Pausenergebnis dann noch so zu wehren. Das haben die Jungs gut gemacht.“

"Da wäre sicher nicht für einen Teutonia-Spieler 'Happy Birthday' gespielt worden"

Osdorf-Coach Philipp Obloch ärgerte sich über die zu einfachen Kontergegentore. Foto: KBS-Picture.de

Um in so einem Spiel die Überraschung zu schaffen, müsse „schon sehr Vieles sehr gut laufen – und das dann vielleicht auch am Blomkamp und nicht hier, dann kann da was gehen. Aber sie haben die Fehler, die wir gemacht haben, zu gut bestraft“, war der unfreiwillige Heimrechttausch am Ende doch wieder ein Thema. „Wenn es jetzt 2:3 ausgegangen wäre, dann würde ich in diese Kerbe ordentlich reinhauen. Aber bei 0:4 ist das etwas blöd“, schmunzelte Obloch. „Aber natürlich hätten wir uns dort viel, viel wohler gefühlt und da wäre sicher auch nicht für einen Teutonia-Spieler ‚Happy Birthday‘ gelaufen“, sprach er darauf an, dass vom Stadionsprecher in der Halbzeitpause für Teutonen-Akteur George Kelbel Glückwunschbekundungen vom Band abgespielt wurden. „Wir können es nun mal nicht ändern und müssen es jetzt so hinnehmen“, urteilte er abschließend.

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Autor: Dennis Kormanjos