Regionalliga Nord

Mazzagatti: „Das ist auch für mich persönlich eine Niederlage“

15. Mai 2023, 14:24 Uhr

Liborio Mazzagatti übernimmt vie volle Verantwortung für die Entscheidung des Trainerwechsels beim FC Teutonia 05 und gibt sich auch sehr selbstkritisch. Foto: noveski.com

Hinter dem FC Teutonia 05 liegen mal wieder sehr turbulente Tage. Am vergangenen Donnerstagvormittag, zwei Tage vor dem Spiel bei Primus Hamburger SV II (0:1), gaben die Verantwortlichen von der Kreuzkirche in einer kurzen und knappen Mitteilung die Trennung von Chefcoach David Bergner bekannt – ohne dabei groß ins Detail in Bezug auf die Gründe zu gehen. Co-Trainer Richard „Richie“ Krohn übernahm die Geschicke – und soll den Nord-Regionalligisten möglichst zum Sieg im LOTTO-Pokalfinale gegen den TSV Sasel (03.06.23, 12:15) führen, um für einen zumindest versöhnlichen Saisonausklang zu sorgen.

Nach einer absolut enttäuschenden Hinrunde war der FC Teutonia 05 zuletzt sportlich im absoluten Hoch. Dennoch musste Chefcoach David Bergner (Mi.) seinen Hut nehmen. Foto: noveski.com

Als er von der Trennung erfahren habe und gefragt wurde, ob er den Posten bis Saisonende übernehmen würde, holte sich Krohn unter anderem auch das Go von Bergner ab. „Natürlich hatten wir telefonischen Kontakt zueinander. Er hat mir klar gesagt, dass ich es aus Solidarität zu den Jungs zu Ende bringen soll. Danach stand es für mich nicht mehr zur Debatte“, so Krohn nach seinem Debüt als Cheftrainer am vergangenen Wochenende, als personell arg geschwächte Teutonen dem Tabellenführer alles abverlangten. „Ich bin stolz auf die Mannschaft, wie sie sich präsentiert hat“, erklärte Krohn nach der „unglücklichen Niederlage“.

Für ihn selbst war es eine ganz neue Rolle – und vor allem auch „eine andere Situation“, wie er zugab. „Aber es hat sich nicht viel verändert. Die Abläufe waren gleich“, will er den Weg in den verbleibenden Spielen zu Ende bringen. Das Ziel ist klar: Der Pokalsieg. Und wie es in der kommenden Spielzeit für den einstigen Co-Trainer des ehemaligen Drittligisten Viktoria Berlin weitergeht, steht aktuell noch in den Sternen. „Das wird man sehen“, erwiderte Krohn nur.

Mazzagatti lobt Krohn - und übt Selbstkritik

Richie Krohn (re.) ist nun aus dem zweiten ins erste Glied bei den "Kreuzkirchlern" vorgerückt. Und Mazzagatti hält große Stücke auf ihn. Foto: noveski.com

Fakt ist aber, dass Liborio Mazzagatti große Stücke auf den Interimscoach hält: „Richie ist ein fantastischer Trainer, dem wir total vertrauen. Er ist einer der talentiertesten und angesehensten Trainer in Norddeutschland und hat gezeigt, dass er die Mannschaft gut einstellen kann. Ich glaube, man hat auch eine sehr lebendige Truppe auf dem Platz gesehen. Trotz der vielen Ausfälle, wodurch die Durchschlagskraft nach vorne ein bisschen gefehlt hat. Aber ihm gilt es jetzt, zu vertrauen. Was in der Zukunft wird, das wird sich zeigen.“

Der Sportliche Leiter der Teutonen stand nach dem für viele Außenstehende überaus überraschenden Trainerwechsel – immerhin führte Bergner das Team nach einer sehr enttäuschenden Hinserie mit einem eindrucksvollen Lauf aus der bedrohlichen Zone bis auf den vierten Tabellenplatz vor und eben in das Pokalfinale – massiv in der Schusslinie. „Welcher Zeitpunkt ist nicht unglücklich und ungünstig für so eine Entscheidung?“, hätte sich Mazzagatti den Schritt am liebsten erspart – und äußert auch Selbstkritik: „Natürlich ist der Zeitpunkt nicht gut. Es ist auch eine Niederlage für mich! Ich kann es ja nicht für gutheißen, wenn man in drei Saisons drei verschiedene Trainer hat. Da habe auch ich eine Menge verkehrt gemacht. Aber ich bin von dem Kader sehr überzeugt.“

"Ich übernehme für diese Entscheidung die totale Verantwortung"

"Da habe auch ich eine Menge verkehrt gemacht", gesteht Mazzagatti ganz offen, sah sich aber nach "unterschiedlichen Auffassungen" zu dem Schritt gezwungen. Foto: noveski.com

Man habe den Entschluss nach einer „sachlichen Analyse“ gefasst und sich „zu diesem unüblichen Zeitpunkt“ dazu durchgerungen, dann auch gleich durchzugreifen. „Es gab eben unterschiedliche Auffassungen in Bezug auf diese, aber auch über die nächste Saison. Es geht jetzt nicht mehr darum, was wir in dieser Saison hätten erreichen können, sondern in einer Personalie, bei der es sich um die wichtigste Position im Verein handelt, eine Entscheidung zu treffen, bei der wir sagen, dass wir uns zukünftig so positionieren müssen, dass wir dort endlich mal die richtigen Entscheidungen treffen. Denn noch einmal: Es ist auch für mich eine Niederlage. Aber so ist das in diesem Geschäft manchmal.“

Mit „vollem Fokus“ wolle man in die noch zwei ausstehenden Spiele in der Liga gehen. „Damit könnten wir die Saison gut abschließen. Das ist sicherlich nicht das, was wir vor der Saison erwartet haben. Aber nach der Hinrunde mehr als gedacht“, gesteht Mazzagatti, der auch selbst „die richtigen Lehren daraus ziehen“ möchte. „Wenn man wieder so eine Entscheidung trifft, dann sieht das nicht nur in Hamburg, sondern generell schlecht aus. Aber ich muss im Sinne des Vereins und der Mannschaft handeln und eine Entscheidung treffen. Diese habe ich getroffen – und muss dafür auch die totale Verantwortung übernehmen.“

Autor: Dennis Kormanjos