Landesliga Hammonia

Last-Minute-Remis: Niendorfs „Dreier“ dem Erdboden GLEICH gemacht

Lokstedts Torjäger trifft beim 3:3 gegen die NTSV-Reserve doppelt

28. Juli 2019, 19:44 Uhr

Den berühmten Schritt schneller: Der zweifache Eintracht-Torschütze Luis Gleich (re.) ist seinem Gegenspieler einteilt. Foto: Knötzsch

Constantin Lustermann hatte gerade alles gezeigt, was er kann. Im Spiel gegen Eintracht Lokstedt (Hier gibt’s den Live-Ticker der Partie zum Nachlesen) lag der Keeper des Niendorfer TSV II in der Schlussminute bei einem Freistoß von Luis Gleich quer in der Luft und schnellte im genau richtigen Moment die Arme hoch, um das Geschoss des Lokstedters zur Ecke abzuwehren. Die ließ Referee Emil Larsen Richerz (TuRa Harksheide) noch ausführen – und es sollte der bittere letzte Dolchstoß für die Hausherren werden. Der Ball kam hoch vor das Gehäuse, Gleich setzte zum Kopfball an und dann lag der Ball im Netz. 3:3 – die Gäste hatten es soeben tatsächlich doch noch geschafft, das Resultat zu egalisieren. Und das, wo der NTSV II doch schon mit 3:1 geführt hatte....

Entsprechend überschwänglich waren die Emotionen bei Anto Jospoivic. Hatte der Coach der Lokstedter im Kreis noch Torhüter Jan Giesecke gelobt und ihm Respekt für seine Leistung gezollt, weil der „Goalie“ gleich mehrere Hochkaräter der Niendorfer „Zweiten“ zunichte gemacht hatte, so jubilierte er anschließend: „Es ist eine wahnsinnige Qualität einen Gegner zu bestrafen, der den Sack nicht zu macht.“ Denn genau das war der NTSV-Zweitvertretung in den 90 Minuten auf dem Kunstrasen am Sachsenweg widerfahren: Die Mannen des Trainer-Duos Sebastian Loether und Jan Ramelow gingen im Abschuss etwas zu leichtfertig mit ihren Einschussmöglichkeiten um. „Klar kann man jetzt sagen: Wenn wir die eine oder andere Überzahlsituation besser ausgespielt hätten, dann hätten wir noch ein weiteres Tor gemacht. Aber: Wenn wir uns in der Defensive cleverer angestellt hätten, dann hätte auch ein 1:0 gereicht“, bilanzierte Loether nach dem Match, in dem seine Equipe zunächst durch Emmanuel Adjouman (7.) und Fernando Roesler, der seine Gegner im Strafraum wie Slalomstangen umkurvte und das Leder dann ins Netz lupfte (35.), mit 2:0 in Führung. Ein Zwischenstand, der auch zur Pause noch Bestand hatte.

Josipovic: „Es ist eine Qualität, den Gegner zu bestrafen, wenn er den Sack nicht zumacht“

Ins Straucheln gekommen: Lokstedts Gleich im Duell mit den Niendorfern Evailton Fernandes (re.) und Emmanuel Adjouman (verdeckt). Foto: Knötzsch

„Ich habe versucht die Jungs zu motivieren und zu fokussieren. Aber leider hat man in den ersten 20 Minuten gemerkt, dass unsere 1:5-Niederlage aus dem LOTTO-Pokal gegen den SC Eilbek noch in den Köpfen war. Wir sind nicht gut ins Spiel reingekommen“, musste auch Jospovic anerkennen, dass zunächst der NTSV II das Heft des Handelns in der Hand hatte. „Wir haben Fehler gemacht, Niendorf hat zwei davon sehr gut ausgenutzt, Sie waren einfach wacher, schneller und präsenter als wir. Wir hatten nur Möglichkeiten, die wir halbherzig nicht genutzt haben“, ließ der Eintracht-Übungsleiter die Anfangsphase des Spiels Revue passieren. Auch eine Phase, in der der NTSV den Gästen mehr Spielfluss gestattete, überstand der Gastgeber. Luis Gleich traf zwar mit einem sehenswerten Freistoß zum 1:2 (55.), doch Niendorf antwortete, als Moritz Kwamena Hayfort mit seinem ersten Ballkontakt das 3:1 machte. Eigentlich lief spätestens jetzt alles auf einen NTSV II-Sieg hinaus. Aber eben nur eigentlich – denn das Loether/Ramelow-Ensemble hatte seine Rechnung ohne Luis Gleich gemacht.

Der bereitete erst das 2:3 durch Martin Duwe (82.) vor, ehe er sich dann eben in der letzten Minute des Spiels noch einmal in die Lüfte schraubte und den sicher geglaubten NTSV II-„Dreier“ dem Erdboden gleich machte. „Nach dem 1:2 habe ich gedacht: Wir kommen rein, sind wir aber nicht. Stattdessen macht Niendorf das 3:1 und hat Chancen, das Spiel endgültig zu entscheiden. Danach kommen wir unfassbar heftig zurück. Aufgrund der Moral und der Tatsache, dass Niendorf den Sack nicht zugemacht hat, ist es wegen der zweiten Halbzeit ein verdientes Remis. Wobei wir uns absolut nicht hätten beschweren können, wenn Niendorf schon früher für die Entscheidung gesorgt hätte“, erklärte Jospiovic, der in den 90 Minuten zuvor wie eh und je lautstark an der Seitenlinie mitging. Dass er selbst hätte noch mehr mitwirken können – das war nach der Begegnung auch der Wunsch von Sebastian Loether.    

Loether: „Wir haben zum Ende hin alles vermissen lassen, was wir uns vorgenommen hatten“

Das NTSV II-Trainerduo Jan Ramelow und Sebastian Loether (re.) konnte vor allem mit der Schlussphase nicht zufrieden sein. Foto: Knötzsch

„Ich bin früher gerne in jeden Zweikampf gesprungen“, erklärte der NTSV II-Coach nach dem Match – und genau dies hatte ihm in den letzten Minuten auf Seiten seiner Schützlinge gefehlt. „In der Pause haben wir gesagt, dass wir kompakt stehen und clever im Zweikampfverhalten sein wollen. Wir waren aber weder kompakt noch clever. Lokstedt ist aggressiv über die Physis ins Spiel gekommen, Die haben Power und überwinden den inneren Schweinehund. Bei uns war es so, dass sich die Jungs komplett aus dem Spiel raus genommen haben. Das geht gar nicht. Das darf keiner. Jeder, der denkt, dass das geht, ist hier fehl am Platz. Da müssen wir hart dran arbeiten“, ärgerte sich Loether, „zum Schluss ist es einfach ärgerlich, weil Lokstedt genau mit den Dingen Erfolg hat, die wir in der Woche im Training angesprochen und auch vor dem Spiel nochmal erwähnt haben. Es ist nicht unverdient, dass das Spiel unentschieden ausgegangen ist. Wir müssen jetzt den Mund abwischen, Das war der erste Spieltag. Wir wachsen zusammen und die Landesliga wird noch viel Spaß an uns haben.“

Denn: „Wir haben viele gute Dinge gesehen. Wenn wir schnell spielen, dann werden es auch gestandene Landesliga-Teams schwer haben, dagegenzuhalten“, befand Loether und erklärte: „Ich würde sagen, wenn man sich unseren Altersdurchschnitt von 20,5 Jahren ansieht, dann war das heute ein reiner Abnutzungskampf – ich hoffe, die Jungs nehmen das als Erfahrung mit. Lokstedt ist schon eine erfahrene Mannschaft. Da sieht man den Unterschied. Ich hätte es gerne gesehen, wenn wir noch spielstärker gewesen wären. Aber wir haben in der zweiten Halbzeit zum Ende hin alles vermissen lassen, was wir uns vorgenommen hatten.“ Genau das brach dem NTSV II letztlich das Genick. Aber: „Wir hatten auch in der ersten Hälfte schon Glück. Phasenweise hat Lokstedt das gut gemacht. Wenn sie die eine oder andere Situation besser ausgespielt hätten, dann wäre der Spielstand zur Pause schon ein anderer gewesen. So sind wir nicht unbedingt glücklich, aber auch nicht unbedingt verdient mit der Führung in die Pause gegangen“, so Loether. Das bittere Ende ist bekannt...

Jan Knötzsch 

Mehr zum Thema