Regionalliga Nord

Last-Minute-Gegentor trifft HSV-U21 ins Mark: "So grausam kann Fußball sein!"

06. September 2020, 16:43 Uhr

Alessandro Dente (li.) brach nach seinem Last-Minute-Ausgleich in unbändigen Jubel aus. Foto: KBS-Picture.de

Es war ein reiner Abnutzungskampf. Eine Partie, die eine Stunde lang ohne jeden spielerischen Höhepunkt auskam. Eine Begegnung, in der Torchancen bis zu jenem Zeitpunkt nicht nur Mangelware, sondern schlichtweg nicht vorhanden waren. Ein Aufeinandertreffen, in dem beiden Mannschaften die Corona-Pause überdeutlich anzumerken und ein Matchplan nicht wirklich zu erkennen war - weder hüben noch drüben. Doch dann kam sie, die eine Aktion, die das Duell zwischen der U21 des HSV und dem Lüneburger SK Hansa zu einem echten Fußballspiel machte (alle Highlights im LIVE-Ticker).

Faride Alidou (2. v. re.) erzielt den Führungstreffer für den HSV-Nachwuchs. Foto: KBS-Picture.de

Ein kurz ausgeführter Standard, ein Pass des bis dato sehr fehlerbehafteten Jonah Fabisch, und eine Einzelaktion von Faride Alidou, der sich rechts im Strafraum irgendwie durchwurschtelte und das Spielgerät mit dem langen Fuß ins Lüneburger Gehäuse spitzelte - der Führungstreffer für die U21 des Hamburger SV (61.) und die eine Aktion, die an der Hagenbeckstraße endlich für ein Fußballspiel sorgte. "Zu einem ansehnlichen Spiel gehören immer zwei Mannschaften - und ich würde gerne über nur meine Mannschaft sprechen", entgegnete Pit Reimers, der bei den "Rothöschen" die Nachfolge von Hannes Drews, der nun dem Profi-Trainerstab von Daniel Thioune angehört, angetreten hat. "Ich finde schon, dass wir versucht haben, viel Fußball zu spielen und viele fußballerische Lösungen zu finden. In der ersten Halbzeit haben wir es noch nicht ganz so oft geschafft, uns durchzuspielen. Nach der Pause hat man dann aber gemerkt, dass die Lüneburger viel gelaufen sind und die Lücken in die Räume etwas größer wurden." Daraus konnte man aber nur einmal Kapital schlagen. Denn nach dem 1:0 verpasste es der HSV-Nachwuchs, das zweite Tor nachzulegen. Vor allem der stärkste Hamburger Bryan Hein, der mit seinem Versuch am glänzend reagierenden Roman Biryukov (66.) scheiterte, hätte für eine beruhigendere Führung sorgen können.

"Mit dem zweiten Tor wäre das Spiel entschieden gewesen"

Das Tor widmete die Mannschaft dem schwer verletzten Torhüter Bennett Schauer. Foto: KBS-Picture.de

Und so kam es, wie es fast schon kommen musste: In der letzten Minute der Nachspielzeit bugsierte der spät eingewechselte Alessandro-Claudio Dente das Runde - nach einem ruhenden Ball und in Folge eines von Moritz-Broni Kwarteng noch geblockten Schusses - für den bis dato fast ausschließlich mit langen Bällen operierenden LSK ins Eckige (90. +3). Der Jubel bei den Gästen kannte keine Grenzen mehr! "So grausam kann Fußball sein. Heute waren wir die Leidtragenden", ärgerte sich auch Reimers über den Last-Minute-Gegentreffer, befand aber auch: "Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir haben 92 Minuten lang für einen ersten Spieltag ein gutes, engagiertes und couragiertes Spiel gemacht. Wir waren gut im Gegenpressing. Das Einzige, was wir uns wirklich vorwerfen lassen müssen: dass wir das zweite Tor nicht gemacht haben. Sonst wäre das Spiel entschieden gewesen", mutmaßte er.

"Vielleicht hätten wir ein bisschen mehr auf das Zweite gehen müssen"

Der LSK feiert den späten Ausgleich wie einen Sieg. Foto: KBS-Picture.de

Auch der neue "Abwehrboss" beim HSV II, Marc Hornschuh, sprach von einem "sehr bitteren" Ende. "Man hat gesehen, dass wir 92 Minuten lang das Spiel super im Griff hatten." Das reichte allerdings nicht. "Ich glaube, wir müssen heute einmal die Faust in der Tasche haben - aber dann ab morgen weiter arbeiten und gegen Altona eine Reaktion zeigen", blickte der vom Lokal-Rivalen FC St. Pauli verpflichtete Routinier bereits voraus - und bemängelte: "Wir haben nicht genug klare Torchancen herausgespielt. Wir hätten noch besser und klarer von hinten rausspielen müssen, so dass wir schneller nach vorne kommen - und dann auch schneller den Abschluss suchen." Vor allem in der ersten Halbzeit ließen die "Rothöschen" - trotz des hohen Ballbesitz-Anteils - jegliche Durchschlagskraft vermissen. "Das haben wir in der zweiten Halbzeit besser hinbekommen, Chancen kreiert und das Tor gemacht. Vielleicht hätten wir ein bisschen mehr auf das Zweite gehen müssen. Aber das ist typisch für die Regionalliga, dass du dann noch so ein Ding bekommst", bilanzierte der Ex-Profi.

Autor: Dennis Kormanjos