Langer Hafer gegen die Abstiegsangst

Silberlocke Wullwage schießt HSV VI mit Fünferpack aus dem Keller

10. Mai 2018, 18:40 Uhr

Foto: Björn Meyer

Vielleicht sollten die Profis des arg abstiegsbedrohten HSV einmal bei ihrer eigenen Sechsten vorbeischauen, kann sich diese nach einem 8:2-Knaller, ausgerechnet im Windschatten des Millerntorstadions, als nahezu gerettet betrachten.

Gegen fahrige Hanseaten lag der Schlüssel dabei im schnellen Überbrücken des Mittelfelds, was nach einer knappen Viertelstunde erstmals richtig gut gelang, als die Kugel über Mosstefa Nassri und Kapitän Jaime Ramirez Farias beim sicher von halbrechts einnetzenden Robert Wullwage landete. Zu diesem Zeitpunkt ein wenig überraschend, gehörte das Chancenplus bis dato den Gastgebern, die aber schnell reagierten, indem Philipp Endlers 22-Meter-Schuss mit etwas Hilfe des Gegners und des Innenpfostens den raschen Ausgleich bedeutete (18.). Der HSV, mit einem dünnen Vorsprung von zwei Zählern auf den Abstiegsplatz 14 gegangen, hatte jedoch ein funktionierendes Konzept. Nacheinander hebelten Bartlemiej Lokaj (21.) und Hakan Akkoc (25.) die zu hoch stehende Verteidigungslinie der Hanseaten mit langen Bällen aus, sodass die startenden Sami Ghauoar und wieder Robert Wullwage den Spielstand auf 1:3 stellten.


Und weiter ging das lustige Konterspiel des Hamburger SV, erhöhte Lars Lilie auf Einladung von Spielertrainer Jerzy Kopij, mit dem er bereits beim VfL Hammonia gemeinsam kickte, auf 1:4. Alles unterstützt durch ein weitgehend abenteuerliches Defensivverhalten des SC Hansa 11, der auch auf der anderen Spielfeldhälfte seine Probleme hatte. Selbst, als der sonst formidabel haltende Luis Alvarez Sanchez mit seinem Fehlpass für Jasper Voget auflegte, dieser aber an einer Rettungstat des sofort korrigierenden Torhüters scheiterte (34.).

In bewährter Manier zeigten ihnen Lilie, wie man es richtig macht: Von Ramirez Farias trotz taktischen Fouls am ebenfalls Ex-Hammonen auf die Reise geschickt, war das 1:5 frei vor dem Tor nur eine Routineaufgabe (41.). Mit neuem Elan und vor allem mit etwas tiefer gestaffelten Innenverteidigern schien Hansa die Mission Ehrenrettung passend anzugehen, taugte Yannick Galaskes 2:5 aus günstiger Strafraumposition als kleines Lebenszeichen der ebenfalls noch nicht endgültig geretteten Feldstraßenkicker. Was allerdings folgen sollte, war keineswegs eine spektakuläre Aufholjagt der Schwarz-roten, sondern die Hattrick-Show des Robert Wullwage, der binnen 29 Minuten dreifach zum 2:8-Endstand feuerte. Besonders schön geriet dabei sein Rechtschuss, der aus 23 Metern zum zwischenzeitlichen 2:7 rechtsunten einschlug.

Der gebürtige Rostocker und die anderen Rothosen haben die eigenen Abstiegssorgen somit nahezu beseitigt, müssten sich an den letzten beiden Spieltagen schon seltsame Dinge zutragen, damit der aktuelle Vier-Punkte-Vorsprung samt bestem Torverhältnis aller Konkurrenten auf die Gefahrenzone noch in die Binsen gehen sollte.

Text: Björn Meyer