Labiadh: „Werde leider nicht mehr das blau-gelbe Trikot tragen!“

„Mo“ verlässt BU und findet im Interview deutliche Worte

28. März 2018, 10:45 Uhr

Geht auf seine Abschiedstournee: Mohamed Labiadh (re.) wird BU am Saisonende mit noch unbekanntem Ziel verlassen. Foto: KBS-Picture.de

Mit seinen 28 Jahren gehört Mohamed Labiadh schon zu den erfahrenen Leuten beim HSV Barmbek-Uhlenhorst. Nach Stationen beim VfB Lübeck, VfL Bochum II oder auch im Ausland bei AS Gabès (Tunesien) und dem FC Lahti (Finnland) sowie weiteren Aufenthalten in der Hansestadt beim Oststeinbeker SV und dem SC Victoria ist der Offensiv-Allrounder nunmehr seit 2015 - mit kurzer Unterbrechung - bei BU zu Hause. Am Saisonende werden sich die gemeinsamen Wege jedoch trennen, wie uns Labiadh verrät. Im Interview spricht er ganz offen über die Trennung, Unruhen und Respektlosigkeiten sowie über den neuen Trainer...

Eiskalt vor dem Tor: In der vorigen Pokalsaison brachte Labiadh seine Barmbeker gegen Favorit Norderstedt in Führung - zur Überraschung langte es am Ende aber nicht (1:4). Foto: KBS-Picture.de

FussiFreunde: Bei BU ist in den letzten Wochen personell eine ganze Menge passiert. Deshalb die erste Frage: Wird Mo Labiadh auch in der kommenden Saison noch das blau-gelbe Trikot tragen?

Mohamed Labiadh: „Nein, ich werde in der kommenden Saison nicht mehr das blau-gelbe Trikot tragen! Es ist ziemlich schade. Aber so ist das manchmal im Fußball. Spieler kommen und gehen. Der Verein steht immer über allem.“

Wie kam es zu dieser Entscheidung – hast du sie selbst getroffen oder kam sie vom Verein?

Labiadh: „Die Entscheidung an sich hat der Verein beziehungsweise der neue Trainer getroffen. Ich selbst habe aber auch mit dem Gedanken und mit der Absicht gespielt, was ganz einfach daran lag, dass Woche für Woche nicht mit mir gesprochen und stattdessen eine Neuverpflichtung nach der anderen verkündet wurde. Da habe ich für mich schon gemerkt, dass ein bisschen was komisch läuft. Und ehrlich gesagt, ich finde es auch etwas respektlos. Deshalb habe ich für mich parallel entschieden, dass ich unter dem neuen Trainer nicht weitermachen werde.“

Grundsätzlich war in den letzten Wochen eine Menge los und es wurde auch schon viel über neues Personal berichtet. Wie kam das bei der aktuellen Mannschaft, die ja derzeit noch auf dem Platz steht und die Kohlen aus dem Feuer holt, an?

Labiadh: „Bei der Mannschaft kam es nicht immer gut an. Vor allem das eine oder andere Interview klang der aktuellen Mannschaft gegenüber sehr respektlos. Der eine oder andere hat sich da ziemlich inszeniert. Aber am Ende hat es uns eher amüsiert und als Team noch enger zusammengeschweißt. Wir sind nach dem Ganzen, was dort passiert ist, mit dem Motto in die Spiele gegangen, die verbleibende Zeit einfach zu genießen und so viele Siege wie möglich zu holen. Das haben wir uns intern geschworen. BU hat in den letzten Jahren immer eine gewisse Ruhe und Souveränität in der Außendarstellung ausgestrahlt. Das war, zumindest meiner Meinung nach, in den letzten drei Monaten anders und nicht mehr so sehr der Fall. Sowohl intern als auch extern gab es Unruhe, was eigentlich überhaupt nicht zu BU passt und was ich hier auch noch nie erlebt habe.“

Nach seinem 1:0 gegen Regionalligist Norderstedt jubelte Labiadh (3. v. re.) mit seinen Teamkollegen. Foto: KBS-Picture.de

Wie hält man denn die Motivation aufrecht, wenn man weiß, dass man nächste Saison gar nicht mehr da ist – oder eben, wenn noch unsicher ist, wie die Zukunft aussieht?

Labiadh: „Ich bin ein Wettkampftyp und wenn ich auf dem Platz stehe, blende ich all diese Dinge aus, gebe immer alles für meine Mannschaft und für den Verein und will alle Spiele gewinnen. Deswegen ist es gar nicht so wichtig, ob ich nächste Saison noch da bin oder nicht.“

Neben einigen Spielern wird ja auch das Trainerteam den Verein am Saisonende verlassen. Wie bewertest du als Spieler die Arbeit des Gespanns?

Labiadh: „Frank und das gesamte Trainerteam machen einen überragenden Job! Nicht nur jetzt, sondern in all den drei Jahren, die ich jetzt hier bin. Die Erfolge mit der Vize-Meisterschaft, dem Pokalsieg und der Teilnahme an der ersten Runde im DFB-Pokal sprechen ja für sich. Und man darf nicht vergessen, dass er den Verein in der Landesliga übernommen hat. In den letzten zwei Jahren musste man das Spiel ein wenig umstellen, da wir nun auf Kunstrasen zu Hause sind. Das ist uns anfangs etwas schwer gefallen. Aber wenn man die bisherige Rückrunde betrachtet, sieht man schon, dass das Trainerteam noch intensiver darauf eingegangen ist, Trainingsinhalte geändert hat und wir als Mannschaft einen sehr ansehnlichen und mittlerweile auch attraktiven Ball spielen. Sie haben es geschafft, dass der Kader sehr gut zueinander gefunden hat und inzwischen auch gut eingespielt ist. Auch deshalb ist es ein bisschen schade, dass für viele im Sommer Schluss ist. Denn ich bin mir sicher: Wären wir zusammengeblieben, hätten wir kommende Saison den nächsten step machen können. Ein Platz unter den ersten Fünf wäre mit dem Trainerteam und mit dem aktuellen Kader absolut möglich gewesen. Die bisherigen Leistungen in der Rückrunde bestätigen das ja auch so ein wenig. Deshalb bewerte ich die Arbeit als ‚sehr gut‘. Man muss ja auch immer die Möglichkeiten sehen, die ein Verein hat. Deshalb hat Frank über die Jahre, die ich ich beurteilen kann, eine überragende Trainer-Arbeit abgeliefert.“

Zusammen mit Korczanowski und Heuermann ist Labiadh (li.) mit sieben Treffern bester BU-Schütze. Foto: KBS-Picture.de

Nun hast du uns ja schon verraten, dass deine Zukunft woanders liegen wird. Wo?

Labiadh: „Wohin es für mich geht, kann ich noch nicht sagen. Ich spreche gerade intensiv mit anderen Vereinen, lasse mir da aber auch Zeit und konzentriere mich jetzt erstmal auf die laufenden Aufgaben mit BU und mit den HSV-Panthers. Was ich allerdings ziemlich bedauerlich finde, ist die Tatsache, dass die jüngeren Spieler von uns zum Teil immer noch nicht wissen, woran sie sind, weil mit ihnen noch nicht gesprochen wurde. Man darf nicht vergessen, dass wir uns bald im April befinden und dass es gerade für die jungen Spieler nicht einfach ist, im Falle einer Trennung, einen neuen und ambitionierten Verein in der Oberliga zu finden.“

Wenn wir mal bei deiner Zukunft bleiben: Inwieweit spielt bei der Entscheidung, wo du in der neuen Saison kicken wirst, auch das Thema Futsal eine Rolle?

Labiadh: „Das müsste auf jeden Fall zueinander und miteinander passen. Von einem ‚Futsal-Verbot‘ halte ich gar nichts. Aber da sind inzwischen ja schon sehr viele Vereine offen für und deshalb denke ich auch, dass es kein großes Problem ist.“

Generell gefragt: Wie siehst du deine Zukunft im Futsal und wo liegen die nächsten Ziele?

Labiadh: „Die erste Priorität ist ganz klar: Die Deutsche Meisterschaft zurück nach Hamburg holen! Das ist sehr, sehr wichtig für uns, da wir es letztes Jahr selbst ein Stück weit ‚verhauen‘ haben. Allein schon durch die Kooperation mit dem HSV müssen wir auf jeden Fall ein Zeichen setzen und den Titel zurückholen. Der Anfang soll am 7. April im Viertelfinale um die DM in der Sporthalle Wandsbek gemacht werden. Weitere persönliche Ziele für mich sind: In naher Zukunft mal wieder einen Afrika-Cup mit Tunesien spielen oder sogar an einer WM teilnehmen. Das wäre natürlich der größte Traum!“

Wo die Reise des Angreifers hingeht, steht derzeit noch nicht fest. Nach unseren Informationen haben bereits drei Vereine ihre Fühler nach Labiadh ausgestreckt. Foto: KBS-Picture.de

Kommen wir abschließend noch einmal zurück zu BU: Was hältst du von der Verpflichtung von Marco Stier als neuem Trainer und wie ist der erste Eindruck von ihm?

Labiadh: „Die Entscheidung kam sehr überraschend – sicher auch für viele in ganz Hamburg. Auch mich hat es gewundert – zumal er mit seiner Mannschaft in Bayern gerade nicht ganz so erfolgreich dasteht. Aber man sollte ihm Zeit geben und ich hoffe für den Verein, dass es die richtige Entscheidung war und erfolgreich wird. Was ich zu dem Thema sagen kann, ist: Ich fand die Art der Vorstellung – nach einem unserer Spiele im Beisein des aktuellen Trainerteams – etwas unangebracht. Aber ich weiß nicht, inwieweit das von allen Seiten so gewollt war. Der erste Eindruck war normal. Allerdings finde ich persönlich, dass sehr viel öffentlich inszeniert und zu viel darüber erzählt wurde, was er als Spieler geleistet und erreicht hat, anstatt sich mit Bescheidenheit auf die neue Traineraufgabe vorzubereiten.“