Klub Kosova und Elazig Spor liefern sich hitzigen Kampf

Dilgin: „Am Ende hat der gewonnen, der den größeren Kampfgeist gezeigt hat“

20. November 2017, 10:30 Uhr

Rathwan Al Radi sorgte für viel Tempo über die rechte Seite, konnte aber nicht die Niederlage seines Klub Kosova abwenden. Archivfoto: Mathias Merk

Schönen, schnellen und ansehnlichen Fußball bekamen die 19 anwesenden Zuschauer an der Dratelnstraße zwar schon zu sehen. Das allerdings nur in der ersten halben Stunde. Denn anschließend gerieten die Akteure beider Teams immer wieder aneinander, weshalb es teilweise sogar mehr Unterbrechungen, als spielerische Akzente zu bewundern gab. Am Ende behauptete sich der Gast in diesem Abnutzungskampf, weil man „den größeren Kampfgeist zeigte“, wie Trainer Yilmaz Dilgin befand. Kosova-Coach Daniel Sager konstatierte derweil: „Vom Spielverlauf her war das Ergebnis nicht ganz gerecht, aber ich sage auch: Wer am Ende mindestens ein Tor mehr auf der Habenseite hat, hat zumindest nicht unverdient gewonnen.“ Außerdem gab es noch einen Einwechselspieler, der zum tragischen Helden wurde...

Kosova-Coach Daniel Sager war nicht erfreut über die Art und Weise seines Teams. Archivfoto: Mathias Merk

Bereits vor Spielbeginn war anzunehmen, dass das Aufeinandertreffen zwischen dem Klub Kosova und dem FC Elazig Spor zu einem hitzigen Duell werden könnte, da in beiden Teams der eine oder andere temperamentvolle Spieler aktiv ist. Genau diese Annahme bestätigte sich bereits nach einer knappen halben Stunde. Elazig-Trainer Yilmaz Dilgin sagte dazu: „Ab der 25. Minute war das kein schönes Spiel mehr. Ab diesem Zeitpunkt ging es nur noch mit vielen Fouls über den Kampf.“ Und auch Kosova-Coach Daniel Sager musste nach der Partie eingestehen, dass seine Truppe - genauso wie die Gäste - kein flüssiges Fußballspiel zustande brachten. „In der ersten Halbzeit meinte der eine oder andere von uns, seinen Senf zu allem dazugeben zu müssen. Und das ist etwas, was ich überhaupt nicht mag. Damit haben wir selbst unseren Spielfluss abreißen lassen, weil wir uns auf diese Art von Elazig zu sehr eingelassen haben. Und genau das habe ich in der Pause angesprochen, weil mich das extrem gestört hat. Denn Elazig hat das komplett gefordert, dass es so temperamentvoll auf dem Feld abging. Wenn sie damit am Ende zum Erfolg kommen, muss es ja nicht unbedingt schlecht sein, aber ich will das bei uns nicht. Und ich finde, dass wir uns dann in der zweiten Hälfte nicht mehr so sehr darauf eingelassen haben.“ Sagers Gegenüber ging diesbezüglich ähnlich kritisch mit seiner Mannschaft ins Gericht: „Wir haben uns dadurch unser Spiel selbst kaputt gemacht. Es wurde zu viel geredet und das nicht nur positiv. Dadurch kam so eine hitzige Stimmung auf. Wobei ich aber auch sagen muss, dass der Gegner ebenfalls seinen Teil dazu beigetragen hat.“ Da dieses „Gesabbel“ aber erst ab der Mitte des ersten Durchgangs begann, wurde wenigstens bis dahin vernünftiger Fußball gespielt.

Sager: „Das Spiel ging für uns ganz schlecht los“

Elazig-Spieler Youssef Sbou (re.) bereitete den ersten Treffer vor und erzielte das zweite Tor selbst. Archivfoto: Mathias Merk

Direkt nach Spielende kam Elazig-Verteidiger Gökhan Ermis auf das Feld gelaufen und betonte: „Ich sage schon seit Wochen: Wenn unser Team mal wieder komplett ist, treten wir endlich wieder anders und erfolgreicher auf.“ Sein Coach Yilmaz Dilgin verdeutlichte die Aussage von Ermis mit den Worten: „Heute war es seit dem siebten Spieltag wieder das erste Mal, dass unsere Stammelf aufgelaufen ist.“ Und das durch diesen positiven Umstand, laut Ermis, wieder ein besseres Team auf dem Platz steht, als noch in den Wochen zuvor, wollte die Gastmannschaft direkt zu Spielbeginn unter Beweis stellen, was ihnen zunächst auch gelang. Denn ab der ersten Sekunde waren alle 22 Akteure offenbar hellwach, was dazu führte, dass sich sofort ein sehr ansehnliches Spiel entwickelte, in dem Elazig während der Anfangsminuten noch einen Deut griffiger in den Zweikämpfen war und mehr Ballkontrolle inne hatte. So fiel bereits in der fünften Minute das 1:0 für die Gäste - eine Standardsituation führte zu diesem frühen Führungstreffer: Youssef Sbou brachte einen Eckball hoch in den Sechzehner, wo Richie Cudjoe recht unbedrängt in die Luft stieg und das Leder genau in den rechten Winkel köpfte.

Sager: „Das ging für uns ganz schlecht los. In dieser Situation fehlte bei uns absolut die Zuordnung. Deshalb ist der Spieler überhaupt so blank zum Kopfball gekommen.“ Doch was seine Jungs in dieser Situation vermissen ließen, machten sie nach dem Rückstand besser. Denn anstatt die Köpfe hängen zu lassen, fing Kosova nun an, selbst das Heft in die Hand zu nehmen. Und so kam es auch nicht überraschend, dass die Wilhelmsburger nach einer knappen Viertelstunde den Ausgleich erzielten. Dieses Mal stieg Fatmir Arif nach einem von Lukasz Sosnowski getretenen Standard hoch beförderte den Ball per Kopf in die Maschen (13.). Die Antwort auf das frühe Gegentor war gegeben, doch im weiteren Verlauf verpassten es die Kosova-Kicker, einen weiteren Treffer nachzulegen.

In der 18. Minute gab es die größte Gelegenheit dazu, doch ein Schuss von Rathwan Al Radi klatschte an den linken Innenpfosten und von dort wieder zurück ins Feld. „Ich weiß gar nicht, wie der Ball nicht reingehen konnte. Der war so sehr am Innenpfosten, dass der doch eigentlich gefühlt nur reingehen konnte. Aber so ist Fußball“, wunderte sich „KK“-Coach Sager. Stattdessen übernahmen die Gäste wieder das Toreschießen. Ein schnelles Umschalten führte dazu, dass Morad Sbou im gegnerischen Halbfeld an den Ball kam und diesen dann in den Lauf von Youssef Sbou über die Abwehr lupfte. Dieser ließ den Ball noch einmal auf dem Boden aufkommen und zog dann per Vollspann ab, sodass die Pille aus 15 Metern mit einem leichten Bogen über Kosova-Keeper Suleyman Huxho zum 1:2 genau unter die Latte zischte (21.). war kam Burhan Bedrolli sieben Zeigerumdrehungen später noch zu einer Kopfballchance, doch der Ball flog links am Tor vorbei.

Bis dahin gab die Partie einen hohen Unterhaltungswert her. Beide Teams kombinierten gut und ließen den Ball schnell durch die eigenen Reihen laufen. Doch dann begann die Zeit, in der es mehr Unterbrechungen als sportliche Aktionen gab. Viele Fouls, Rudelbildungen, Diskussionen mit dem Schiedsrichter und zum Teil auch theatralische Szenen dominierten das Geschehen. Es dauerte eine geschlagene Viertelstunde, bis es mal wieder zu zwei vollständigen Spielzügen hintereinander kam. Beide Teams erarbeiteten sich so dann doch noch kurz vor der Pause jeweils zwei Möglichkeiten, um einen weiteren Treffer zu erzielen. Bei den Chancen blieb es dann aber auch. 

Dilgin: „Dieser Sieg war heute sehr wichtig für uns“

Lukasz Sosnowski steuerte einen Assist und einen Treffer bei. Archivfoto: Mathias Merk

Obwohl Schiedsrichter Alexander Nehls, der sich den größten Respekt verdiente, da er durchgehend ruhig blieb und das hitzige Spiel mit einer klaren Linie leitete, bis zum Ende der ersten Halbzeit bereits vier Mal die Gelbe Karte zückte und sich der eine oder andere Akteur garantiert schon in den Kopf des Unparteiischen „spielte“, kamen beide Mannschaften personell unverändert aus den Kabinen. Dennoch dauerte es nur neun Minuten, bis es den ersten Wechsel auf Seiten von Elazig Spor gab: Für Ridvan Akdemirci kam Mert Güngör, der jedoch schon bald zur tragischen Figur werden sollte. Denn gerade mal 120 Sekunden waren seit seiner Einwechslung vergangen, als er während eines Zweikampfes Mahir Jernane im Strafraum umstieß. Den fälligen Elfmeter verwandelte dann Sosnowski mit einem Schuss unter die Latte (58.). Damit stand es 2:2 und alles war wieder auf Null gestellt.

In der letzten halben Stunde ging es dann weiterhin nur über den Kampf. Zwar ließ die Häufigkeit der hitzigen Szenen im Vergleich zum ersten Abschnitt ein wenig nach, aber ein ordentlicher Spielfluss kam trotzdem nicht mehr zustande. Dennoch war allen Spielern anzumerken, dass sie unbedingt wollten - und die Gäste bekamen dann auch ihr Happyend. Eine Flanke von Youssef Sbou landete vor dem Strafraum bei Gesla, dessen Schuss jedoch deutlich links am Gehäuse vorbei geflogen wäre, wäre da nicht sein Mitspieler Mert Güngör gewesen. Der Joker wurde angeschossen und lenkte das Leder somit entscheidend gegen die Laufrichtung von Keeper Huxha ins Netz (85.). Ausgerechnet Güngör, der kurz nach seiner Einwechslung den Strafstoß verursachte, wurde nun zum Held des Tages für sein Team.

Somit führte Elazig Spor mit 3:2, was die Schützlinge von Yilmaz Dilgin auch über die Zeit brachten und damit ihrem Trainer ein Lächeln ins Gesicht zauberten: „Wenn man auf die Tabelle schaut, sieht man ganz klar, wo wir stehen. Da steht es schwarz auf weiß und daran gibt es nichts zu rütteln. Deshalb brauchen wir jeden Punkt und vor allem jeden Sieg. Deshalb war dieser Sieg sehr wichtig für uns. Endlich haben wir wieder alle Spieler zusammen und ich hoffe, dass das auch so bleibt. Wir haben dieses Jahr noch ein paar Nachholspiele, die wir nutzen wollen, um aus dem untersten Teil der Tabelle wieder rauszukommen. Ich denke, dass das heute der Anfang dafür war.“ Bei Elazig hofft man auf die Trendwende, die beim Klub Kosova weiter ausbleibt. Da auch die Wilhelmsburger mit erheblichen Personalsorgen zu kämpfen hatten, wird nun mit dem Gedanken gespielt, im Winter nachzulegen. „Grundsätzlich bin ich nicht abgeneigt, den Kader mit Qualität aufzubessern, beziehungsweise ihn generell breiter aufzustellen, da wir relativ dünn besetzt sind“, so Sager über die Personalpolitik, ehe er am Schluss noch den verloren gegangenen Punkten nachtrauerte: „Nach unserem Sieg in Bergedorf wollten wir heute gegen Elazig Spor nachlegen, um zum Jahresende eine kleine Serie starten zu können. Das haben wir versäumt und deshalb müssen wir jetzt weiter hart arbeiten.“

Autor: Mathias Merk