Kein Kick für Keeper: Gruhne fliegt, doch Dassendorf siegt – weil Heuer patzt...

TuS feiert „schwer erkämpftes, schmutziges 2:1“ gegen den HSV III

28. Oktober 2017, 02:15 Uhr

Dassendorfs Schlussmann Christian Gruhne sah nach 20 Minuten die Rote Karte. Foto: KBS-Picture

Die Rollen vor dem Spiel des Hamburger SV III gegen die TuS Dassendorf waren klar verteilt: Hüben die Gäste, die an der Tabellenspitze rangieren. Drüben die Heimmannschaft, die als Schlusslicht mit dem Rücken zur Wand steht. Die Prognose: Alles andere als ein Sieg für den Ligaprimus wäre eine Überraschung. So kam es dann auch: Der „Leader“ der Oberliga aus Dassendorf hatte beim 2:1 vor 121 Zuschauern in Norderstedt am Ende wieder einmal die Nase vorn. Allerdings knapper, als erwartet. Und das hatte seine Gründe... 

Am ersten Moment war er selbst beteiligt, den zweiten, letztlich entscheidenden bekam Christian Gruhne noch nicht einmal mit. „Ich habe das Tor nicht gesehen, weil ich nach meinem Platzverweis in die Kabine gegangen bin und dort traurig gesessen habe. Ich dachte, es steht 1:1, als die Jungs zur Pause reingekommen sind. Doch alle haben gelacht und mir erzählt, dass wir 2:1 führen. Trotzdem bin ich am Ende traurig, es war ein scheiß Tag für mich. Die Szene aus der 20. Minute muss ich auf mich nehmen“, erklärte der Torhüter der TuS Dassendorf nach der Begegnung beim Hamburger SV III und schlug damit den Bogen zwischen jenen zwei Momenten, die sich letztlich in einem Satz zusammenfassen lassen: Der Kick vor den 121 Zuschauern auf dem Kunstrasen der Paul-Hauenschild-Sportanlage in Norderstedt war keiner, bei dem die Torhüter beider Teams unbedingt Gefallen an dem fanden, was geschah.

Gruhne: „Das war eine dumme Aktion von mir, sie hat uns aus dem Spiel gebracht“

Unglücksrabe: HSV III-Torhüter Yannick Heuer legte sich den Treffer zum 1:2 selbst ins Netz. Foto: KBS-Picture

Denn: Die Szene, die Gruhne nicht sah, war ein Eigentor. Im Luftduell mit TuS-„Capitano“ Amando Aust stieg HSV III-„Goalie“ Yannick Heuer hoch. Der Schlussmann der „Rothosen“ kam zwar auch an den Ball, doch Heuer haute sich die Kugel selbst ins Netz, statt zu klären. Es war der 2:1-Führungstreffer für Dassendorf in der vierten Minute der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Und diese Zusatz-Zeit war entstanden aus einem Moment, an den Gruhne in Zukunft wohl nicht gerne zurückdenken wird: In der 20. Minute hatte Dassendorfs Torhüter im Strafraum den Ball eigentlich schon längst abgefangen, als HSV III-Offensivkraft Kristijan Augustinovic ihn anlief. Urplötzlich hob Gruhne sein Knie – die typische Torhüter-Schutzhaltung. Augustinovic prallte vor selbiges und ging zu Boden. Schiedsrichter Johannes Mayer-Lindenberg (Harburger TB) wertete Gruhnes Aktion als grobes Foulspiel, zeigte dem Keeper die Rote Karte und entschied zudem auf Elfmeter. Stanislaw Lenz musste sich fertig machen und zwischen die Pfosten. Den Strafstoß von Michael Ulbricht konnte „Stani“ nicht stoppen – 1:1.

„Ich habe in den letzten Wochen viel auf die Socken bekommen, wenn Spieler mich angelaufen sind. Ich wollte mich diesmal schützen, weil der HSV-Spieler in der Situation durchsprintet“, erklärte Gruhne nach dem Match, gab dann aber selbstkritisch zu verstehen: „Das Knie kam viel zu spät. Ich kann auch aus dem Weg gehen. Das war eine dumme Aktion von mir. Sie hat uns aus dem Spiel gebracht.“ In der Tat. Denn nach dem 1:0 aus der achten Minute, als Aust für Marcel von Walsleben-Schied aufgelegt hatte, und einem nicht gegebenen Elfmeter, als Heuer im Sechzehner von Walsleben-Schied zu Fall brachte (15.), taten sich die Gäste in numerischer Unterzahl doch recht schwer mit den Hausherren und hatten Glück, dass Augustinovic es nach einem Zuspiel von Dimitrij Rikspun fertig brachte, am zweiten Pfosten aus zwei Metern das leere Tor nicht zu treffen (38.). Auf der anderen Seite flogen von Walsleben-Schied und Jeremy Karikari an einer Ecke von Sven Möller vorbei (41.).

Martens: „Entscheidend war, dass wir gefightet und dagegengehalten haben“

Wer zuletzt lacht, lacht am besten: TuS-Trainer Peter Martens und seine Schützlinge hatten trotz Unterzahl das bessere Ende für sich. Foto: KBS-Picture

Nach der Pause hatten dann beide Seiten ihre Chancen, doch unterm Strich war die TuS dem dritten Treffer und damit der Vorentscheidung näher als der HSV III dem Ausgleich. Für die Hausherren vergaben Emre Yasar (56.) und Torben Wacker (71.), die jeweils an Lenz scheiterten, während Hannes Steckel nach einer Ecke knapp neben das Tor köpfte (80.). Für die Gäste vergab Maximilian Dittrich, der am überragend reagierenden Heuer scheiterte (58.), ebenso wie von Walsleben-Schied (66.), Aust (72.) und Henrik Dettmann (74.). Der eingewechselte Lennart Müller hatte in der Schlussphase gleich mehrfach kein Glück. Entweder spielte er sich fest oder zielte im Abschluss zu ungenau. „In der zweiten Hälfte haben wir es in Unterzahl gut gemacht, hätten aber einen der zahlreichen Konter besser ausspielen müssen, um für eine Vorentscheidung zu sorgen“, befand auch TuS-Trainer Peter Martens, der von einem „schwer erkämpften, schmutzigen Sieg“ sprach: „Wir hatten bis zum Platzverweis alles im Griff und haben es bis dahin gut gemacht. Die Situation hat sich durch die Rote Karte natürlich komplett verändert. Es ist super bitter, für Kristof Kurczynski, der sein erstes Spiel von Anfang an macht, und den wir dann runternehmen, weil wir reagieren müssen. Das tut mir unendlich leid.“

Über die Rote Karte, so Martens nach dem Abpfiff, „kann man philosophieren: Aus meiner Sicht muss man die nicht geben. Das Knie kommt hoch und dadurch läuft der Stürmer, der maximal 30 Zentimeter von unserem Torwart entfernt ist, davor. Christian hat in der Szene das Recht, sich zu schützen. Ob er noch einen Schritt zur Seite hätte machen können, ist dabei gar nicht so wichtig. Eine sehr zweifelhafte Entscheidung für mich.“ Und noch etwas stieß dem Übungsleiter des Clubs vom Wendelweg nach der Begegnung übel auf: „Was ich überhaupt nicht verstanden habe, ist, wieso wir nicht nach 15 Minuten schon einen Elfmeter bekommen, Jeder hat den Schlag, den Schied in dem Moment am Fuß abbekommt, gehört. Er versucht auf den Beinen zu bleiben, kommt dann aber aus der Balance. Ein klarer Elfmeter. Der Assistent vor unserer Bank hat zudem einen desolaten Tag gehabt. Ich weiß gar nicht, was der hier überhaupt gemacht hat.“ Entscheidend für den Sieg, so Martens' Analyse war, „gegen eine Mannschaft, die meiner Meinung nach nicht wie ein Abstiegskandidat aufgetreten ist, dass wir gefightet und dagegengehalten haben. Bei elf gegen elf hat man gesehen, wer der Chef im Ring war. In Überzahl haben sie dann Einiges probiert.“

Jan Knötzsch

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