Karadiken: „Wir wissen, dass wir kleinere Brötchen backen müssen“

B85: Kroaten-Fraktion weg - Neun Spieler aus der eigenen Jugend hochgezogen

22. Juni 2017, 13:27 Uhr

Hakan Karadiken möchte beim FC Bergedorf 85 "als Bindeglied zwischen A-Jugend und Liga-Mannschaft" fungieren. Archivbild: noveski.com

Die Zukunft des FC Bergedorf 85: Ein Thema, das in den vergangenen Monaten immer wieder heiß diskutiert wurde. Wie geht es an den Sander Tannen weiter – und wie sehen die Perspektiven der „Elstern“ aus? Steht eventuell sogar eine Fusion mit dem ASV Bergedorf 85 an? Alles Fragen, denen wir mal nachgegangen sind. Neu- und Wieder-Teammanager Hakan Karadiken gewährt uns einen kleinen Ausblick auf die kommende Saison und sagt unter anderem offen und ehrlich: „Wir werden nicht weiter unnötige Gelder ausgeben. Stattdessen werden wir unsere Jugendmannschaften weiter fördern. Uns ist bewusst, dass wir kleinere Brötchen backen müssen.“

Die Aufräumarbeiten haben begonnen. Mal wieder. Mehr oder weniger unfreiwillig steht beim FC Bergedorf 85 der nächste Umbruch an. Die komplette Kroaten-Fraktion hat sich verabschiedet. Der Großteil folgt Ex-Trainer Mato Mitrovic zum VfL Lohbrügge. Gleiches gilt für Alexander Ballach und Gerrit Betzin. „Wir haben den Spielern keine Steine in den Weg gelegt“, lässt uns 85-Manager Hakan Karadiken wissen. Heißt auch, dass auf eine Ablösesumme von Seiten der „Elstern“ verzichtet wurde, was Karadiken wie folgt begründet: „Die Spieler haben ihre Abmachung gehalten und bis zum Ende bei uns durchgezogen.“ Nach den wiederkehrenden Unruhen und dem plötzlichen Abschied von Mitrovic während der vergangenen Spielzeit stand das ganze Konstrukt FC Bergedorf 85 nämlich (mal wieder) auf sehr wackeligen Beinen. Der Kompromiss damals: Spielen die kroatischen Akteure um Top-Torjäger Antonio Kobas die Saison beim FCB zu Ende, lässt man diese dann ablösefrei ziehen.

Acht Spieler werden aus der eigenen Jugend hochgezogen

Bei den ganzen Abgängen stellt sich die Frage, wie es denn in Sachen Kaderplanung für die Saison 17/18 an den Sander Tannen aussieht. Karadiken dazu: „Ich habe vor vier Jahren als Trainer in der B-Jugend angefangen. Mit der Truppe sind wir bis in die A-Verbandsliga aufgestiegen. Neun Spieler, die jetzt dort spielen, werden wir hochziehen.“ Auch wenn die A-Jugend der Bergedorfer wieder in die Landesliga absteigt, werden Deniz Kanar, Serdem Altun, Nick Gette, Joel Richard, Mario Radzuweit, Angelo Rodrigues da Silva, Jama Sedique-Amir, Munib Saqib und Deniz Kaya den Sprung in die Liga schaffen. „Ich bin natürlich sehr stolz, dass so viele Jungs, die unter mir gespielt haben, jetzt hochgezogen werden“, so Karadiken, der uns gegenüber zudem die Verpflichtungen von Nick Fischer aus der A-Regionalliga des SC Victoria und von Joe Boateng (SC Condor A-Regio) bekannt gibt. „Mit zwei weiteren Spielern aus der A-Jugend-Regionalliga stehen wir noch in Gesprächen.“

Die neue Marschroute ist damit klar: Beim Hansa-Landesligisten sind die Zeiten, in denen mit den Scheinen gewedelt wurde, vorbei. Stattdessen will man auf die Jugend setzen – auch, weil man dazu gezwungen ist. „Mit so vielen jungen Spielern denke ich, dass es für uns gegen den Abstieg gehen wird. Es wird darauf ankommen, wie schnell sich die Jungs an die Herrenluft gewöhnen und wie sie im Training mitziehen“, glaubt Karadiken, der mit seinen „Elstern“ kein Geld für externe Neuzugänge aus dem Herrenbereich ausgeben will. „Ich habe vollstes Vertrauen in die Spieler, in den Trainer und in alle Verantwortlichen.“ Jene Verantwortliche lobt Karadiken derweil über den grünen Klee und sagt: „So einen ehrlichen und sauberen Vorstand habe ich lange Zeit in Bergedorf vermisst!“

Fusion mit dem ASV? - "Ich sehe keinen Mehrwert"

Dass dem Verein dennoch eine überaus schwierige Saison bevorstehen wird, ist auch den handelnden Personen klar. Deshalb sagt Karadiken, der sich als „Bindeglied zwischen A-Jugend und Liga“ sieht, auch: „Grundsätzlich gibt es keinen großen Unterschied zwischen der Landes- und der Bezirksliga – für uns zumindest. Ich bin mir sicher, dass wir in zwei, drei Jahren wieder zu einer guten Adresse in Hamburg gehören werden.“ An ein vorzeitiges Ende des „neuen“ Projekts verschwendet der 41-Jährige keinerlei Gedanken. Auch wenn viele Beobachter dem FC Bergedorf 85 eine schwierige, angesichts der Abgänge und des dünnen Kaders, fast schon aussichtslose Situation bescheinigen. „Sobald mein Name mit drin steckt, packe ich etwas voll an und ziehe es auch durch!“, verspricht er – und das mit Tayfun Oezuersakiz. „Ich unterstütze Tayfun voll und ganz. Er kommt bei der Mannschaft gut an“, erklärt Karadiken. Etwas ungewöhnlich ist jedoch, dass der Übungsleiter im Winter einen Ein-Jahres-Vertrag unterzeichnete und demnach nur die erste Halbserie an den Verein gebunden ist. „Wir wollen mit ihm weitermachen. Aber er hat auch eine langjährige Vergangenheit bei Besiktas Istanbul. Im letzten Winter hatte er eine Anfrage von einem Berliner Regionalligisten. Aus der Türkei kommen ständig Anfragen.“

Aufgrund der aktuell noch in Frage stehenden sportlichen Zukunft kamen in der jüngeren Vergangenheit auch stets Gerüchte auf, dass eine Fusion mit dem ASV Bergedorf immer heißer wird. Karadiken bestätigt zwar, „dass es von Vorstandsseite Gespräche gab“, meint aber auch abschließend: „Ich persönlich sehe den Mehrwert nicht – und so etwas macht keinen Sinn, wenn nur eine Seite davon profitiert.“

Autor: Dennis Kormanjos