Jordan zurück bei „seinem“ HSV – „Ich trage die Raute im Herzen!“
Ex-U21-Leistungsträger wechselt aus Erndtebrück zur "Dritten"
Feierte am vergangenen Sonntag sein Debüt für den HSV III: Dominik Jordan. Foto: Patrick Franck
Zwölf Jahre lang spielte er für den Hamburger SV, durchlief in dieser Zeit diverse Jugendteams des Vereins und schaffte den Sprung in die U21, wo er drei Jahre lang unumstrittener Stammspieler war und 77 Spiele absolvierte. Es folgten Stationen beim FC Schönberg 95 (Regionalliga Nordost/24 Einsätze) und TuS Erndtebrück. Beim West-Regionalligisten bestritt Dominik Jordan in der Hinserie 15 Partien, kam auch in der Erstrunden-Partie des DFB-Pokals gegen den späteren Titelträger Eintracht Frankfurt über die vollen 90 Minuten zum Zug, ehe er sich im November 2017 das Kreuzband riss und seitdem ausfiel. Nun ist der 24-Jährige zurück in der Hansestadt – und zwar bei „seinem“ Verein…
Jordan (li.) im Duell mit Schanze-Kapitän Nikolas Couybes. Foto: Patrick Franck
Am vergangenen Sonntag kam es zum Debüt von
Dominik Jordan im Dress des
HSV III. Erstmals stand der „Blondschopf“ im Aufgebot des Hammonia-Spitzenreiters und auf Anhieb gehörte er zur ersten Elf. Kein Wunder, denn Jordan war die letzten fünf Jahre stets in der Regionalliga „zu Hause“. Keine acht Zeigerumdrehungen waren vergangen, da hatte er auch gleich die erste Chance für sein Team im Gastspiel beim SC Sternschanze. Doch nur fünf Minuten später war die Begegnung für Jordan beendet: Nach einem Steilpass von
Marco Schröder startete Jordan auf der rechten Seite durch, war kaum mehr zu halten, griff sich dann aber an den linken Oberschenkel und sackte zu Boden. Nach kurzer Behandlung von Physiotherapeutin Jindra Nesteriuk war klar: Für den gebürtigen Rendsburger geht es nicht weiter – nach einer Viertelstunde war das Debüt beendet. Am Ende gewann sein Team durch einen Freistoßtreffer von
Marcell Jansen mit 1:0 – und wir haben uns mit Jordan über seine Rückkehr nach Hamburg, den Wechsel zur „Dritten“ sowie die Ziele mit dem Club unterhalten…
Es kam schon etwas überraschend – vielleicht kannst du uns mal erzählen, wie der Wechsel zum HSV III zustande kam?
Nach knapp acht Minuten hatte der Neuzugang der Rothosen die erste Chance des Spiels. Foto: Patrick Franck
Jordan: „Geplant war es bei mir auch nicht. Wenn man mich nach dem letzten Regionalligaspiel gefragt hätte, wo ich mich Ende September/Anfang Oktober sehe, dann hätte ich nicht unbedingt als erstes gesagt: Beim HSV III. Es war aber einfach so, dass ich für mich nach einigen Probetrainings entschieden habe, in Hamburg bleiben und mich – neben dem Fußball – auf ein ‚normales‘ Berufsleben vorbereiten zu wollen. Ich mache jetzt eine Weiterbildung als Sport-Fachwirt – und gucke, dass ich vielleicht beim HSV ein Praktikum machen kann. Durch meine Zeit im Verein war ich auch nach meinem Wechsel mit Christian Rahn, Tino Dehmelt und Torben Wacker im stetigen Kontakt – vor allem mit Tino, da ich lange mit ihm zusammengespielt habe und wir sehr gute Freunde sind.“
Und so hat sich das Ganze dann entwickelt?
Jordan: „Genau. Erstmal hieß es, dass ich mich dort fithalten könnte. Aber mir hat die Truppe gleich sehr gut gefallen – und dann kam es relativ schnell zu einer offiziellen Anfrage. Da habe ich dann eigentlich nicht lange überlegt. Es ist eine super sympathische und junge Truppe. Dadurch, dass ich noch einige Eckpfeiler kenne – insbesondere Christian Rahn als Trainer, der genau weiß, wie ich spiele und ich weiß, wie er spielen lassen möchte –, war es für mich relativ klar, dass ich hier bleibe.“
Als du für dich die Entscheidung getroffen hast, nach Hamburg zurückzukehren, hattest du da zunächst die Ambition weiter auf dem Level „Regionalliga“ zu spielen?
Wenig später verletzte sich Jordan (re.) und musste von Physiotherapeutin Jindra Nesteriuk behandelt werden. Foto: Patrick Franck
Jordan: „Ich will natürlich so hoch spielen, wie möglich. Dennoch ist es so, dass ich hauptsächlich wieder Spaß am Fußball haben und mich wohlfühlen möchte. Es war jetzt die letzten zwei Jahre so, gerade nach meinem Kreuzbandriss vor knapp neun Monaten, dass ich mir gesagt habe: Die Reha wird eine harte Zeit. Da geht es danach erstmal nur darum, wieder Spaß am Kicken zu haben. Das habe ich mit der Truppe – und darum ging es mir hauptsächlich. Ich habe jetzt nicht nach einem Verein gesucht, der möglichst in der Regionalliga spielt. Denn ich möchte einfach auch ein bisschen Zeit für meine Fern-Weiterbildung haben – denn die mache ich nicht an der Uni in Hamburg, sondern in Düsseldorf. Deshalb ist das vom Aufwand her etwas angenehmer, als wenn man fünfmal in der Woche trainiert und dann noch nach Oldenburg, Braunschweig oder Wolfsburg reisen muss.“
Gab es denn die Option, in die U21 des HSV zurückzugehen?
Jordan: „Nein, denn die sind kadertechnisch voll. Ich wollte mich da zuerst fithalten, was nicht geklappt hat, weil da inzwischen ja auch ein neuer Trainer ist, ein großer Umbruch stattgefunden hat und nahezu eine komplett neue Mannschaft auf dem Platz steht. Dafür habe ich auch vollstes Verständnis! Was die Zukunft bringt, wird man sehen. Aber ich glaube, dass ich noch Regionalliga drin habe im Körper – auch wenn ich mich jetzt im ersten Spiel nach 13 Minuten verletzt habe (lacht). Jetzt geht es für mich aber erstmal darum, dass ich mich – neben dem Fußball – auf etwas anderes abseits des Platzes fokussiere.“
Wie siehst du denn das Niveau der Mannschaft, wenn du das mit dem vergleichst, wo du zuletzt gespielt hast?
Nach kurzer Behandlung ging es für ihn nicht weiter... Foto: Patrick Franck
Jordan: „Ich war überrascht, wie gut wir sind. Da sind wirklich gute und vor allem junge Kicker dabei. Natürlich ist es zur Regionalliga nochmal ein Unterschied – auch im Vergleich mit der Oberliga, wo wir mit der Mannschaft keine so schlechte Rolle spielen würde, glaube ich zumindest und sage es auch mal so selbstbewusst. Man muss einfach nur die ekligen Spiele gewinnen. Denn spielerisch sind wir gut – und ich denke, wer uns spielen lässt, wählt den falschen Ansatz. Aber das Niveau der Mannschaft ist wirklich erstaunlich gut.“
Du hast die Oberliga eben schon kurz angesprochen. Ist es denn das Ziel, mit der Mannschaft in dieser Saison in die höchste Hamburger Spielklasse zurückzukehren?
Jordan: „Ich war ja bei den Gesprächen vor der Saison, wo es auch um die Zielsetzung ging, nicht dabei. Aber von der Qualität her ist es schon das Ziel, oben mitspielen zu wollen. Wenn man konstant seine Spiele gewinnt und am Ende Erster sein sollte, sagen wir natürlich nicht Nein dazu. Ich persönlich bin sehr ehrgeizig, stecke mir immer die höchstmöglichen Ziele und möchte mit der Mannschaft aufsteigen – aber wie die Teamzielsetzung ist, dazu kann ich relativ wenig sagen. Natürlich ist es der Anspruch, mit der Truppe unter die ersten Drei zu kommen. Das sollte drin sein. Aber dafür muss man auch so knappe Spiele wie gegen Niendorf II (0:0; Anm. d. Red.) irgendwie dreckig gewinnen. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass wir im Aufstiegsrennen eine gute Rolle spielen können.“
Ist der HSV III denn für dich ein durchaus langfristiges „Projekt“ – oder wirst du den Sprung nochmal versuchen, wenn höherklassige Angebote kommen sollten?
Eine lange Pause steht Jordan aber wohl nicht bevor. Foto: Patrick Franck
Jordan: „Was im Sommer sein wird, weiß ich jetzt noch nicht. Aber ich habe nicht vor, jedes Jahr den Verein zu wechseln und von einem zum anderen zu springen. Wenn ein Regionalliga-Angebot reinkommen sollte, dann überlegt man natürlich, muss alles abwägen und auch gucken, wie weit ich mit dem Fernstudium bin – alles natürlich in Absprache mit dem Verein. Sollten wir aber tatsächlich hochgehen, dann auf keinen Fall! Ich fühle mich schon in den ersten drei Wochen hier sehr wohl. Deshalb muss man auch überlegen, inwieweit das überhaupt in mein Leben passt. Wenn wir aufsteigen und Anfragen von Oberliga-Vereinen kommen sollten, dann bleibe ich hier. Der HSV III hat mich als neuen Spieler mitten in der Saison aufgenommen. Warum sollte ich also, wenn ich mich hier wohlfühle, den Verein verlassen? Was ja auch noch hinzu kommt: Ich trage die Raute im Herzen, bin HSV-Fan, habe zwölf Jahre hier gespielt und gehe jetzt in mein 13. Jahr! Und wie heißt es so schön: Zuhause ist es eh am schönsten.“
Vielen Dank an Patrick Franck für das zur Verfügung stellen der Bilder!