Jerry spielt mit Eidelstedt Katz und Maus!

„Mehr als nur ein Klassenunterschied“: Wachter-Fünfer bei Osdorf-Kantersieg

02. Februar 2017, 11:36 Uhr

Mit einem Schmunzeln quittiert Torben Krause (li.) den fünften Streich von Jeremy Wachter - nachdem er ihm gerade bedient hatte. Foto: noveski.com

Als die letzten Minuten anbrachen, suchte Osdorfs Chef-Dompteur Piet Wiehle den Kontakt zu seinem verletzten Außenverteidiger Felix Schlumbohm und dem gerade ausgewechselten Abwehrhünen Dennis Schmidt. Der exakte Wortlaut jener Konversation ist zwar nicht übermittelt, aber dem Vernehmen nach spielte auch der mittlerweile vorhandene Klassenunterschied zwischen dem TuS und dem SV Eidelstedt eine Rolle. In der vergangenen Saison waren beide Teams nämlich noch Liga-Kontrahenten – nun trafen sie in einem Testspiel aufeinander, das für die Gäste ganz bitter endete…

Aus fast unmöglichem Winkel vollendet Wachter (re.) mit dem linken Außenrist ins lange Eck zum 3:0. Foto: noveski.com

Als die letzte Minute anbrach und Felix Spranger sowie Henrik Schmidt ein „Doppelpass-Solo“ durch die Eidelstedter Hintermannschaft hinlegten, hätte letztgenannter die Zehn vollmachen können. Ein Glück für den SVE, dass Torwart Dennis Lippert etwas dagegen hatte und die komplette Schmach verhinderte. Aber auch so war der Klassenunterschied zwischen Osdorf und Eidelstedt schon gravierend. „Wenn man bedenkt, dass wir im letzten Jahr noch Punktspiele gegeneinander bestritten haben, dann muss man schon sagen, dass wir in dieser Zeit nicht nur einen, sondern gleich zwei Schritte nach vorne gemacht haben“, konstatierte auch Wiehle, der sogar noch auf zahlreiche Stammkräfte verzichten musste. Bei Kapitän Bennet Krause besteht der Verdacht auf einen Meniskusriss und „Sturm-Hoffnung“ Maximilian Meijer-Werner (kam vom SC Nienstedten) droht mit einem Mittelfußbruch, der noch nicht endgültig bestätigt ist, lange auszufallen.

Bonewald eröffnet Torreigen

Patrick Meins (li.) ärgert sich über seinen Schnitzer, der Wachter das 4:0 ermöglichte. Foto: noveski.com

Während die Neuzugänge Marcel Peters (ehemals VfL Lohbrügge) in der ersten und Stanley Owusu (SC Victoria) in der zweiten Halbzeit in der Innenverteidigung kaum gefordert wurden, hatte auch Patrick Hartmann (Eintracht Norderstedt) zwischen den Pfosten so gut wie gar nichts zu tun. Nur einmal durfte er seine Extraklasse unter Beweis stellen, als er nach einem Pass von Mehmet Eren gegen Waldemar Gräfenstein im Eins-gegen-Eins zur Stelle war (4.). Ansonsten diktierte und dominierte nur eine Mannschaft das Spiel – und vor allem ein Akteur drückte diesem seinen Stempel auf: Jeremy Wachter. Der Osdorfer „Blondschopf“ machte da weiter, wo er in der Hinrunde aufgehört hat und erzielte beim 9:2-Kantersieg gleich fünf Tore!

Den Anfang machte aber „Mittelfeld-Motor“ Melvin Bonewald, der von Germain Hounsiagama in Szene gesetzt wurde und aus 16 Metern mit perfekter Schusstechnik ins linke untere Eck traf (7.). Nachdem Kevin Trapp, der vom rechten Strafraumeck SVE-Keeper Patrick Meins im kurzen Eck ganz alt aussehen ließ (28.), legte Wachter noch vor der Pause doppelt nach: zunächst war er nach einem Steilpass von Gianluca D’Agata nicht mehr zu halten und vollendete aus nahezu unmöglichem Winkel – fast von der rechten Grundlinie – mit dem linken Außenrist ins lange Eck (32.), ehe der Torjäger einen Katastrophen-Fehler von Meins eiskalt bestrafte, diesem das Leder abluchste und damit ins verwaiste Gehäuse spazierte (38.). 4:0.

Per Kopf, mit links oder mit Tempo: Wachter macht die Fünf voll

Das halbe Dutzend ist voll: Wachter (re.) per Kopf zum 6:1. Foto: noveski.com

Für den Hammonia-Landesligisten, der am Montag gegen Regionalligist Eintracht Norderstedt in einem Testspiel über zweimal 35 Minuten bereits mit 0:9 unterlag, konnte es nach der Pause nur noch um Schadensbegrenzung gehen. Und unmittelbar nach Wiederanpfiff schien es auch so, als wäre dieses Unterfangen nicht aussichtslos. W. Gräfenstein marschierte die Linie herunter und legte von rechts quer, am zweiten Pfosten finalisierte der gerade eingewechselte Volkan Eren (47.). Doch in der Folge ging es haargenau so weiter wie im ersten Abschnitt. Die Tore im Eidelstedter Gehäuse fielen wie reife Früchte vom Himmel. Den ersten Versuch von Hounsiagama, der völlig blank durch war, konnte der nun für Meins zwischen den Pfosten stehende Lippert noch entschärfen – gegen den Nachschuss war er allerdings machtlos (52.). Dann war wieder „Wachter-Time“. Erst köpfte er einen Eckball von Torben Krause mit Hilfe des Innenpfostens zum halben Dutzend ein (55.), keine 60 Sekunden darauf verwertete er eine erneute Krause-Vorarbeit mit seinem starken linken Fuß zum 7:1 (56.). Seinen Torhunger hatte Wachter aber immer noch nicht gestillt. Mit unheimlich viel Tempo auf der Pedale nahm er einen Trapp-Pass auf, umkurvte Lippert und schoss zum 8:1 ein (62.).

„Man kann schon sagen, dass es mehr als nur ein Klassenunterschied ist“

Das 7:1: Wachter (re.) mit seinem starken linek Fuß - Christoph Heinrichs kann den Einschlag nicht mehr verhindern. Foto: noveski.com

Nach einem Foulspiel an Christoph Heinrichs verwandelte Mehmet Eren den fälligen Strafstoß, betrieb damit aber nicht mehr als Ergebniskosmetik. Denn das letzte Wort hatten die Hausherren in Person von, nein, es war ausnahmsweise mal nicht Jeremy Wachter, sondern Felix Spranger, der nach einem weiten Abschlag und Querpass von Henrik Schmidt den Endstand herstellte (88.). Beinahe hätte das Duo wenige Augenblicke darauf für den zweistelligen Erfolg gesorgt, als sich Spranger bei seinem Vorlagengeber revanchieren wollte. Aber auch so hatte es das Ergebnis in sich.

„Im Endeffekt soll es das letzte Testspiel vor dem Punktspielstart am Wochenende gegen Türkiye gewesen sein. Ich gehe zwar davon aus, dass es nicht stattfinden wird. Aber noch ist es eben nicht abgesetzt worden“, so Wiehle, der anfügte: „Auch angesichts unserer Verletztenmisere war es wichtig, dass wir es schaffen, eine vernünftige Startformation hinzubekommen. Und ich glaube, das ist uns heute ganz vernünftig gelungen. Das war schon eine runde Geschichte.“ Zu der Deutlichkeit des Resultates befand Wiehle: „Das ist eben das, was wir wollen: wir möchten uns stetig weiterentwickeln. Im letzten Jahr war es noch ein Gegner, der fast auf Augenhöhe mit uns war. Dann kann man schon sagen, dass es inzwischen mehr als nur ein Klassenunterschied ist.“ Eidelstedts Ausnahmekönner Mehmet Eren bilanzierte unterdessen: „Uns steckt die Vorbereitung schon sehr stark in den Knochen. Wir haben jetzt fünf Tage hintereinander trainiert oder eben gespielt. Das darf natürlich keine Ausrede für so ein Ergebnis sein, aber ich denke schon, dass die Jungs alle schwere Beine hatten.“