Regionalliga Nord

Ist der AFC wettbewerbsfähig? Golz: "100-prozentig!"

21. Oktober 2021, 21:05 Uhr

Sportchef Richard Golz sieht den AFC in der Regionalliga Nord als wettbewerbsfähig an. Foto: noveski.com

Ein Sieg in elf Spielen, lediglich fünf Zähler auf der Habenseite - Tabellen-Schlusslicht: Der Altonaer Fussball-Club läuft der Musik in der Regionalliga Nord hinterher. Deutlich hinterher - zumindest was die Punkte betrifft. Nach der neuerlichen Niederlage gegen Top-Team Holstein Kiel II (0:3), als der AFC über die gesamten 90 Minuten gesehen letztendlich chancenlos war, konstatierte Sportchef Richard Golz dennoch: "So schlecht habe ich es nicht gesehen." Vielmehr müsse man "die wenigen Chancen, die wir haben, auch nutzen", so Golz anschließend.

Nur fünf Punkte nach elf Spielen - dennoch blickt Golz optimistisch in die Zukunft. Foto: noveski.com

Durchhalteparolen oder doch noch - trotz der augenblicklichen Situation - der feste Glaube daran, die Trendwende zu schaffen? Oder anders gefragt: Ist der AFC wettbewerbsfähig? "100-prozentig!", entgegnet Golz vehement. "Wir müssen das nur mit Punkten hinterlegen." Doch genau diese Punkte bleiben bisher größtenteils aus. "So lange wir Torchancen haben, ist ja die Chance da, dass wir auch Tore machen. Wir müssen nur zielstrebiger sein und hinten konsequenter sowie konzentrierter", befindet der Sportchef. Ob das allein ausreicht, darf jedoch zumindest stark angezweifelt werden. Wenngleich der Sportliche Leiter anmerkt: "Es geht immer um das Gefühl, mit dem man aus einem Spiel rausgeht. Wir hatten einen wirklichen Ausreißer. Das war in Lübeck. Aber ansonsten waren wir in fast jedem Spiel dran und hatten in vielen Spielen auch die Chance, zu punkten. Das, was da jetzt steht, fühlt sich anders an, als das, was wir auf dem Platz bringen. Und deswegen bin ich nach wie vor zuversichtlich", betont Golz.

"Die Rahmenbedingungen haben uns das im Prinzip vorgegeben"

Nichtsdestotrotz wisse auch er, dass man "irgendwann in eine Situation" geraten könne, "wo man dann die ‚richtigen‘ Spiele gewinnen muss. Aber das gibt der Modus, der nun mal viel Interpretationsspielraum lässt, her. Von daher kommt uns der vielleicht sogar entgegen. Aber man weiß jetzt noch nicht, wie die Tabelle nach 20 Spielen aussieht. Von daher ist es gut, jeden Punkt mitzunehmen, den man kriegen kann." Und davon bräuchte der AFC generell mal welche. Denn Fakt ist auch, dass der Druck immer weiter steigt und man Gefahr läuft, der Musik komplett hinterherzuhinken. Vor allem mit einer so jungen Mannschaft. "Die Rahmenbedingungen haben uns das im Prinzip so vorgegeben. Und trotzdem haben wir ja den einen oder anderen Spieler dazu bekommen, der normalerweise nicht zu unserem Beuteschema gehört", nennt der einstige Bundesliga-Keeper unter anderem Andrè Wallenborn (Alemannia Aachen) und den kurzfristig zum Team gestoßenen Dren Feka (ehemals HSV, zuletzt VfB Lübeck) als Beispiele. Ansonsten müsse man vor allem "mit jungen Spielern zusehen und gucken, dass man die eine oder andere Gelegenheit nutzt".

"Es kommt oft eben doch ganz anders"

André Wallenborn (Mi.) kam von Alemannia Aachen und ist einer von nicht vielen höherklassig erfahrenen Spielern beim AFC. Foto: noveski.com

Obwohl der AFC fraglos nicht über die Mittel anderer Vereine verfügt, wird die Kritik an der Personalpolitik bleiben. Denn bis auf die bereits angesprochenen Wallenborn und Feka sowie Torhüter Jasin Jashari (Holstein Kiel II) konnte Golz fast ausnahmslos nur mit Spielern aus der "Goldschmiede" des ETV aufwarten. Jungspunde, die ihre ersten Gehversuche im Herrenbereich machen. "Wenn ich daran denke, wie und mit welchen Spielern auf dem Platz wir die Saison geplant haben", dann müsse er feststellen, "dass es oft eben doch ganz anders kommt", spricht er auf die vielen Ausfälle an. Doch das allein kann und wird es sicher nicht sein. Stattdessen findet Golz, "dass die Jungs – gerade die Jungen – das richtig gut machen. Das müssen wir jetzt in Punkte ummünzen."

"Wir warten jede Woche darauf, dass sich die Mannschaft mal belohnt"

Die Frage zu seinem Verbleib - auch bei einem möglichen Abstieg - versteht Golz (re.) nicht. Foto: noveski.com

Klingt zumindest ein wenig nach Durchhalteparolen. Oder wartet man doch den Moment ab, bei Öffnung des Transferfensters noch einmal zuzuschlagen? Wohl eher weniger. "Das hängt von vielen Dingen ab. Möglich ist alles. Aber dafür müssen die Bedingungen auch da sein", und die scheinen eher nicht gegeben. "Es ist nicht so, dass wir sagen können, wir holen jetzt einfach mal eben noch einen Spieler", macht der 53-Jährige keinen Hehl aus den kaum vorhandenen Möglichkeiten. Bleibt die Frage: Was stimmt ihn optimistisch, dass der AFC das fast Unmöglche doch möglich macht? "Dass die Mannschaft in jedem Spiel daran glaubt, intakt ist und zusammenhält. Sie glaubt an das, was wir spielen." Aber: "Es ist halt jede Woche so, dass wir darauf warten, dass sie sich auch mal belohnt", hält das Warten weiter an.

"Man muss sich mal von den Mechanismen des großes Fußballs frei machen"

Und sollte es am Ende doch zum "Worst Case" kommen, in dem Fall der Abstieg aus der Regionalliga, will nicht nur Trainer Andreas Bergmann, wie er unlängst verkündete, an Bord bleiben. Jedenfalls kontert Golz: "Ich verstehe die Frage gar nicht. Die Antwort ist und war schon vorher bei ihm unabhängig von irgendeiner Liga. Man muss sich mal von den Mechanismen des großen Fußballs frei machen. Deswegen sehe ich gar keinen Grund, darüber nachzudenken."

Autor: Dennis Kormanjos