Testspiel

Iscan kann’s – noch immer: Neu-Meiendorfer ärgert Ex-Trainer

30. August 2020, 18:51 Uhr

Gökhan Iscan (Mi.) machte mit seinem Freistoßtreffer den Unterschied zugunsten des Oberligisten. Foto: Kormanjos

In frühesten Jugendjahren trainierte er ihn bei HT 16. Nun ist er 33 Jahre alt – kann‘s aber immer noch! Davon musste sich Matthias Nagel höchstselbst überzeugen. Im Testspiel seines Ahrensburger TSV gegen den Meiendorfer SV machte nach 90 Minuten lediglich ein Treffer den Unterschied (Highlights im LIVE-Ticker). Diesen erzielte ausgerechnet sein einstiger Zögling Gökhan Iscan – und das auf äußerst sehenswerte Art und Weise.

Das Ahrensburger Trainerteam Matthias Nagel (li.), der den Siegtorschützen Gökhan Iscan in der Jugend trainierte, und Jan Fricke. Foto: Kormanjos

„Ich glaube, dass wir nicht schlechter waren. Meiendorf hatte in der entscheidenden Situation nur einen geilen Freistoßschützen“, unkte Nagel. Einen, den er eben gut kennt und vor vielen Jahren auf den Weg in den Herrenbereich begleitet hat. Einer, dem er auch das Standard-Gen mit auf den Weg gegeben hat? „Vielleicht ein bisschen“, hielt sich der ATSV-Coach zurück, ehe ironischer Weise ausgerechnet ein gewisser Gökhan Iscan an ihm vorbei huschte – und mit einem leichten Schmunzeln erwiderte: „Ich unterschreibe alles, was ‚Matze‘ sagt“, woraufhin dieser entgegnete: „Also, ja“, bis sich Nagel und Iscan in die Arme fielen. „Die täglichen Spätstunden nach dem Training haben sich ausgezahlt“, so der Neu-Meiendorfer. Nagel konterte: „Ich habe schon vorher gesagt, die Jungs sollen auf Zehenspitzen stehen.“ Doch auch das war zwecklos gegen den Kunstschuss des Mittelfeldakteurs, der vom SV Curslack-Neuengamme an die B75 gewechselt ist. „Aber so kann ich besser damit leben, als wenn ein anderer getroffen hätte…“, verriet Nagel.

"Er war heute genau so, wie ich ihn mir vorstelle"

ATSV-Torjäger Mihai Bitez (re.) fehlte an diesem Nachmittag das Abschlussglück. Foto: Kormanjos

Eine gute halbe Stunde war auf dem Stormarnplatz vorüber, als sich der neue Meiendorf-Leader den Ball in der Nähe des linken Strafraumecks zurechtlegte, über die Mauer hinweg schlenzte – und einen verdutzt drein blickenden Niklas Issem, der keinerlei Regung zeigte, zurückließ. „Wir haben ja eine sehr, sehr junge Truppe. Gökhan, Youssef (Sbou, Anm. d. Red.) und ‚Ibo‘ (Özalp) sind die einzigen Spieler, die über 25 sind. Da ist Gökhan mit seiner puren Erfahrung enorm wichtig. Er soll als Trainer auf dem Platz Ruhe ausstrahlen und Kommandos geben. Das hat er gemacht“, urteilte Gökhan Acar, der die Geschicke beim MSV innehat. „Er war heute genau so, wie ich ihn mir vorstelle: ruhig am Ball, mit wenig Kontakten – und er hat die Jungs mitgenommen.“ Wie wichtig Iscan für die Meiendorfer – trotz seiner inzwischen schon 33 Jahre – ist, wurde nicht zuletzt deutlich, als er den Platz Mitte des zweiten Durchgangs verließ. „Im Vergleich zu den letzten Spielen hat mir gut gefallen, dass wir bis zum Schluss wollten und aufs Tor aus waren. Am Ende haben ein paar Körner gefehlt. Aber grundsätzlich war es ein Spiel auf Augenhöhe, das wir auch hätten gewinnen können“, befand ATSV-Co-Trainer Jan Fricke – und fügte an: „Wir hatten sogar einen Tick mehr Chancen.“ Dem pflichtete Nagel bei: „Nagel: Wir hatten seit langem mal wieder das Gefühl, dass die Mannschaft unbedingt gewinnen wollte. Am Ende hätten wir das nicht verlieren müssen.“

"Dass es etwas abflacht, war klar"

Nach dem Spiel richtete Meiendorf-Coach Gökhan Acar noch einige Worte an seine Mannschaft. Foto: Kormanjos

Auch wenn auf seinen Gegenüber vor dem Oberliga-Start mit einer nahezu neuformierten Mannschaft noch jede Menge Arbeit wartet, um in Hamburgs Beletage bestehen zu können, gab es einige Aspekte, die ihm zugesagt haben: „Wille und Laufbereitschaft waren da“, so Acar. „Die ersten 15, 20 Minuten haben wir gebraucht, um reinzukommen. Man merkt, dass man lange nicht mehr gespielt hat. Auch wir haben vier Wochen lang fast nur trainiert und erst zwei Testspiele zuvor bestritten.“ Dass es in der zweiten Halbzeit „ein Stück weit abflacht, war klar“, konstatierte Acar – was daran gelegen hätte, dass man viel gewechselt habe und einige Jungs auf dem Platz standen, die zuvor noch nicht Oberliga gespielt haben. „Das hat man gemerkt. Aber ansonsten war es okay, eine gute Trainingseinheit.“ Was ihm eher weniger gefallen habe, waren „die Standards gegen uns - gerade die Einwürfe. Da haben wir Probleme gehabt.“ Doch der Neu-Landesligist konnte daraus – trotz guter Chancen, auch vom Ex-Meiendorfer Athanasios Alexandros Tatsis, der die Stormarner als Kapitän aufs Feld führte – kein zählbares Kapital schlagen. Alles in allem sei es „ein guter Test gegen einen guten Landesligisten“ gewesen.

Autor: Dennis Kormanjos