Oberliga

„Ich würde mir wünschen, dass es weitergeht – die Jungs haben Bock, sich noch zu belohnen“

28. April 2020, 14:12 Uhr

Bis zum Saisonende ist Yusuf Akbel Trainer des HSV Barmbek-Uhlenhorst. Foto: Bode

Seit dem Wochenende ist es raus: Marco Stier, der eigentlich erst zum Saisonende aus seinem Amt als Trainer bem HSV Barmbek-Uhlenhorst ausscheiden wollte, wurde nach dem verbalen Hin und Her zwischen dem Nun-Ex-Coach und dem Verein mit sofortiger Wirkung freigestellt. Als seinen Nachfolger ernannte der Oberligist den bisherigen Co-Trainer Yusuf Akbel, der nun bis zum Ende der laufenden Saison das Sagen haben wird, ehe dann mit dem Beginn auf die Vorbereitung zur neuen Spielzeit Jan Haimerl den Trainerposten übernimmt. Wir haben uns mit Akbel darüber unterhalten, wie es ist, auf einmal als „Co“ Nachfolger des „Chefs“ zu werden, was er in der nächsten Saison vorhat, wie er die aktuelle Situation einschätzt und damit umgeht, vielleicht zu einem ganz besonderen Trainer in der BU-Vereinsgeschichte zu werden.

Einen Moment lang schweigt Yusuf Akbel, dann lacht er. „Daran habe ich auch schon gedacht“, sagt der 35-Jährige, der in seiner aktiven Zeit Profi war, unter anderem auf Karrierestationen wie den türkischen Club Sivaspor und den FC St. Pauli verweisen kann und im Amateurfußball der Hansestadt als Spieler für den TuS Germania Schnelsen auflief. „Daran“ – das heißt in diesem Fall, dass Akbel unter Umständen der einzige Coach sein könnte, der als BU-Übungsleiter nie in den Genuss kommt, überhaupt einmal an der Seitenlinie zu stehen. Corona lässt (leider) grüßen.

„Wir müssen gucken, was kommt – obwohl wir nicht wissen, was da kommt“

Yusuf Akbel (Mitte) an der Seitenlinie im Dialog mit Nico Schluchtmann (li.). Foto: Bode

Denn dann, wenn sich der Hamburger Fußball-Verband, der sich in der kommenden Woche gemäß seiner aktuellsten Pressemitteilung zu diesem Thema zum weiteren Vorgehen in Sachen Spielbetrieb äußern will, dazu entscheidet, die Saison abzubrechen – ja, dann würde Yusuf Akbel ohne einen einzigen Einsatz als verantwortlicher Cheftrainer der Barmbeker, der er bis zum Saisonende nun einmal ist, bleiben. „Das“, sagt der 35-Jährige, „ist in der aktuellen Situation aber erstmal zweitrangig, Es gibt derzeit viel wichtigere Dinge als Fußball, auch wenn man sich natürlich wünscht, dass es nochmal weitergeht. Aber momentan ist die Sache einfach schwierig. Keiner weiß, wann oder ob es weitergeht. Ich selbst gehe mit der Corona-Situation so um, wie alle anderen auch: Ich halte mich an die Vorgaben der Bundesregierung, dass man möglichst wenig direkten Kontakt haben soll. Ich erledige Dinge, zu denen man sonst nie kommt, zudem mache ich ein bisschen Sport.“

Und: Yusuf Akbel beschäftigt sich nichts desto trotz natürlich auch mit dem HSV Barmbek-Uhlenhorst. „Zu der ganzen Angelegenheit, die zwischen Marco Stier und dem Verein abgelaufen ist, möchte ich nichts sagen. Das steht mir nicht zu, das ist nicht mein Recht“, gibt der Ex-Stürmer klipp und klar zu verstehen. „Dass der Verein dann nach der Trennung auf mich zukommt, kam jetzt nicht völlig aus heiterem Himmel. Ich bin dem Club und den handelnden Personen aus dem Vorstand dankbar, dass sie mir das Vertrauen schenken und mich jetzt erstmal zum neuen Trainer berufen haben und mir eine Chance geben.“ Die würde er nur allzu gern auch aktiv wahrnehmen. Allein schon, „weil auch die Jungs richtig Bock haben, die Saison zu Ende zu bringen und sich für die Arbeit, die wir bis jetzt geleistet haben, belohnen zu können. Es wäre schade, wenn das nicht mehr passiert. Ich würde mir wünschen, dass es weitergeht“

„Wer mich kennt weiß, dass ich keinen Club haben muss, wo viel Kohle dahinter ist“

Der Vorgänger und sein Nachfolger: Ex-BU-Trainer Marco Stier (re.) und Yusuf Akbel. Foto: Bode

Denn: „Wir haben uns intern Ziele gesetzt“, verrät Akbel – und eines davon wäre ja im Falle eines Weiterspielens noch erreichbar: das Finale im LOTTO-Pokal. „Man hat ja zuletzt auch irgendwann mal gehört, dass man am ehesten vielleicht den Pokalwettbewerb noch beenden könnte...“, sinniert der 35-Jährige, weiß aber auch, dass das reine Zukunftsmusik ist und eine Austragung der noch ausstehenden Runden inklusive des Endspiels an der Hoheluft in den Sternen steht. Und so beschäftigt sich Akbel erst einmal mit dem, was derzeit ist. „Wir stehen mit den Spielern in Kontakt. Wir haben da unsere Whatsapp-Gruppe. Unser Fitness-Trainer Andi Höhn, der auch an meiner Seite wäre, wenn es nochmal weitergeht, gibt dort die Trainingsprogramme und -übungen, mit denen sich die Spieler fithalten sollen, vor. Die Jungs halten sich daran, setzten das Ganze jeden Tag um. Aber die Situation ist eben schwierig. Im Moment herrscht in Sachen Fußball einfach ein gewisser Stillstand. Stillstand ist irgendwie aus meiner Sicht auch ein Rückschritt für alle. Wir müssen gucken, was kommt – obwohl wir nicht wissen, was da kommt. Das wird die Zeit zeigen“, erklärt uns der Mann, der bis zum Ende der Spielzeit Coach der Barmbeker ist.

Und danach? Was passiert dann mit Yusuf Akbel? Schließlich übernimmt Jan Haimerl zur neuen Saison das Amt, das Akbel derzeit inne hat. „Für mich war bereits seit einiger Zeit klar, dass ich zum Saisonende als Co-Trainer aufhören wollte, diese Rolle ein Ende haben sollte und ich nach einer neuen Herausforderung suche“, berichtet der 35-Jährige. „Aber in dieser Sache ist die Situation für mich im Moment auch nicht gerade einfach. Die Vereine können einem aktuell aufgrund der Unklarheit, wann ob und wie es weitergeht, noch gar nichts Richtiges sagen. Viele Clubs haben ihre Trainerstellen für die nächste Saison aber auch schon längst besetzt“, weiß Akbel, der aber dennoch „ein, zwei Anfragen von Vereinen“ hat(te). „Ich bin für alles offen“, sagt er unmissverständlich und geht ins Detail: „Wer mich kennt, der weiß auch, dass ich nicht unbedingt einen Verein als neuen Club haben muss, wo viel Kohle dahinter ist. Das muss nicht sein. Es kommt auch auf andere Dinge an: Was hat der Verein vor? Welches Ziel verfolgt er? Wie kann man das erreichen.“