„Ich will aufsteigen und im Pokal so weit kommen, wie möglich“

Lohbrügges Stürmer Antonio Kobas im FussiFreunde-Gespräch

08. November 2017, 11:49 Uhr

In der laufenden Saison traf Antonio Kobas bislang 14 Mal für den VfL Lohbrügge ins Schwarze. Foto: Mathias Merk

Er trifft und trifft und trifft: Wenn es um den Erfolg des VfL Lohbrügge geht, dann ist Antonio Kobas einer der Bausteine, der immer wieder genannt wird. Mit Recht. Denn aus der ohnehin bereits hochklassig besetzten Offensive der Kicker vom Binnenfeldredder ragt der 25-Jährige noch einmal heraus. 14 Mal traf der Stürmer in der laufenden Saison bisher für seinen Verein ins Schwarze. Damit belegt er in der Torjägerliste der Landesliga Hansa hinter Andrej Blum (17 Treffer) derzeit den zweiten Platz. Wir haben – unter freundlicher Mithilfe von Lohbrügges Trainer Mato Mitrovic, der als Dolmetscher fungierte – mit Kobas über seine Karriere, seinen Weg nach Deutschland, das Leben fernab der Heimat sowie seine Pläne für die Zukunft gesprochen.

Das wichtigste Wort kann er sogar schon in der Sprache, die nicht die seines Heimatlandes ist. „Oberliga“, ist herauszuhören, nachdem Mato Mitrovic für Antonio Kobas die Frage nach dessen Zielen übersetzt hat. Mit dem VfL Lohbrügge in Hamburgs höchste Spielklasse aufsteigen wolle er, lässt der Angreifer mitteilen, „und im Pokal so weit kommen, wie es möglich ist.“ Die Zeichen dafür, dass Kobas mit dem VfL tatsächlich wieder an das Tor zu der Liga anklopft, in der die Lohbrügger vor einigen Jahren schon einmal spielten, stehen nicht schlecht. Zweiter ist der Club vom „Binner“ derzeit im Klassement der Landesliga Hansa. Auch wegen Kobas: 14 Saisontreffer weißt die Statistik für den Mittelstürmer derzeit aus. Klare Tendenz: es dürften noch mehr in dieser Spielzeit werden. Schon für die vergangene Saison, die Kobas noch im Trikot des FC Bergedorf 85 absolvierte, stehen 20 Saisontore zu Buche. Und das in einem Team, das anders als der VfL derzeit, final nicht um den Aufstieg mitspielte.

„In Deutschland ist alles schneller, stressiger und hektischer“

In seiner Heimat Bosnien spielte Kobas (hier beim Kopfballduell) in der Ersten Liga. Foto: Mathias Merk

Den Ehrgeiz, diese Zahl in der laufenden Spielzeit zu toppen, hat Kobas aber ganz sicher. Bestes Beispiel dafür: Am vergangenen Samstag im Spiel gegen den Klub Kosova traf der Mann aus Bosnien-Herzegowina zwei Mal ins Netz, jubelte jedoch sehr zurückhaltend. „Ich war von Anfang an nicht mit mir selbst zufrieden. Ich habe gewusst, dass die Chancen kommen werden und auf sie und die Tore gewartet. Aber ich war nicht von der ersten Minute an bei 100 Prozent. Deswegen bin ich nicht so aus mir herausgegangen, was die Freude angeht“, lässt Kobas seinen Coach ins Deutsche übersetzen. Zwischen den beiden, das merkt man sofort, bestehen engere Bande als nur die des Übersetzers oder Trainers. Kein Wunder, war es schließlich doch Mitrovic, der Kobas nach Deutschland holte. „Er hat bei HNK Orasje gespielt und ist dann zu Dinamo Donja Mahala gegangen. Da habe ich früher selbst gespielt, kenne den Trainer und viele andere dort. Dadurch ist die Verbindung entstanden. Ich habe Antonio geholt und ihm einen Job gegeben. Er arbeitet bei mir und meinem Sohn in der Firma, dadurch kann er hier Fußball spielen“, erklärt Mitrovic.

Bei Orasje spielte Kobas in der bosnischen Premier League. „Das ist die höchste Liga in Bosnien, so wie hier die Bundesliga“, so der Offensivmann, „das ist schon Profi-Fußball mit zwei Mal Training am Tag und das vier oder fünf Mal in der Woche, aber man verdient nicht das Geld, das man in Deutschland als Profi verdient.“ Vom dem Geld, was in Bosnien gezahlt wird „kann man nicht leben, das ist zu wenig.“ Zudem sei es schwierig, weil es dort keine Arbeit gibt. Außerdem stieg HNK Orasje ab, so dass Kobas „den Weg und Arbeit in Deutschland gesucht“ hat. Über seine Verbindung zu Mitrovic und weil er die Ex-„85“- und Jetzt-VfL-Spieler Duro Arlovic und Anto Zivkovic kennt, „ist er damals zu uns nach Bergedorf gekommen“, berichtet Mitrovic, „er hat gesagt: Hier will ich leben und Fußball spielen.“ Inzwischen ist aus der sportlichen Heimat Bergedorf 85 der VfL Lohbrügge geworden. „Mir gefällt es hier. Die Mannschaft ist gut, hier wird gut gearbeitet. Die Menschen in Deutschland allgemein  – und beim VfL speziell – sind super. Ich bin freundlich aufgenommen worden“, erklärt Kobas, der das Leben in Deutschland „schneller, stressiger und hektischer“ als daheim findet: „An das Tempo und an die Lebensart muss man sich gewöhnen. In der Heimat geht es eher nach dem Motto: Was ich nicht heute mache, mache ich morgen.“

„Es ist normal, dass man es probieren will, wenn ein höherklassiges Angebot kommt“

Ein bisschen Heimweh verspürt Kobas schon. „Klar, das kommt zwischendurch vor. Ich mache hin und wieder Urlaub in der Heimat, aber ich weiß, dass meine Zukunft hier in Deutschland liegt“, sagt er. Aber liegt sie auch in Lohbrügge? Oder besser gesagt: Wie sehr ist die Zukunft von Antonio Kobas mit Mato Mitrovic verknüpft? „Er sieht keinen Grund, dass ich hier beim VfL nicht mehr Trainer sein könnte“, übersetzt Mitrovic die Worte des Stürmers, „er würde mit mir kommen, wenn ich in eine höhere Liga oder woanders hin wechsle.“ Eine höhere Liga? Das dürfte doch so oder so das Ziel eines Spielers sein, der in seinem Heimatland erstklassig spielte – oder? „Es ist normal, dass man so etwas probieren will, um zu sehen, ob man es schafft, wenn so ein Angebot käme“, so Kobas.

Jan Knötzsch/Mathias Merk