"Ich möchte weiter mit Niendorf erfolgreich sein und die Oberliga aufmischen"

Niendorfs Defensiv-Spezialist Fynn Huneke im exklusiven Interview

19. Januar 2018, 12:15 Uhr

Fynn Huneke hat seinen Vertrag beim Niendorfer TSV bis zum Jahr 2020 verlängert. Foto: KBS-Picture

Die starke Entwicklung von Fynn Huneke war eine der Überraschungen in der Hinrunde der Oberliga. Fast gleichzeitig mit der Leistungsexplosion des Niendorfer TSV entwickelte sich der Defensiv- Allrounder zu einer der tragenden Säulen bei den Männern vom Sachsenweg. Noch vor der Saison musste der 23- Jährige wegen einer Meniskusverletzung mehr als ein Jahr pausieren und auch schon vor dieser Leidenszeit hatte das Abwehrtalent mit einem Kreuzbandriss und mehreren Knieverletzungen zu kämpfen. Bei 16 Oberliga-Einsätzen über die volle Distanz in dieser Saison gelangen ihm bislang drei Vorlagen und ein Tor. Wir haben mit Huneke, der gerade noch auf einer Backpacker-Tour in Australien ist, gesprochen.

FussiFreunde: Fynn, war Dein starkes Comeback so zu erwarten oder hättest Du gedacht, dass Du längere Zeit brauchst, um wieder in der Oberliga Fuß zu fassen?

Fynn Huneke: Nach so einer langen Verletzung ist es nie einfach, direkt wieder Fuß zu fassen. Daher war es wichtig für mich, dass ich die komplette Vorbereitung ohne Beschwerden absolvieren konnte. Ich habe immer den Anspruch, zu spielen, wobei es natürlich nicht selbstverständlich ist, direkt wieder aufgestellt zu werden, wenn man so lange gefehlt hat. Dass es in der Hinrunde für mich persönlich so gut gelaufen ist, freut mich deshalb natürlich umso mehr.

Wie war die lange Leidenszeit für Dich? Verletzungen können ja ziemlich nervenaufreibend sein. Hast Du vielleicht sogar mal mit dem Gedanken gespielt, aufzuhören?

Huneke: Die Zeit ohne Fußball ist nie einfach. Besonders nervig ist es natürlich, wenn man bei den Spielen zuguckt und nicht helfen kann. Man vermisst es auch, einfach in der Kabine zu sitzen und die Jungs um sich zu haben. Es war ja nicht meine erste längere Verletzung, deswegen wusste ich direkt, dass ich geduldig bleiben muss und nicht zu früh anfangen darf. Ans Aufhören habe ich nie gedacht, das wäre das Letzte was mir in den Sinn kommen würde.

Du hast nach unseren Informationen gerade erst in Niendorf bis 2020 verlängert – und das, obwohl dich viele Vereine aus der Ober- und Regionalliga auf dem Zettel haben. Was waren Gründe für diese Entscheidung?

"Unserer jetziger Tabellenplatz übertrifft die Erwartungen sehr deutlich", sagt Huneke (hi.) über das bisherige Niendorfer Abschneiden. Foto: KBS-Picture

Huneke: Um ehrlich zu sein, hat sich bei mir persönlich nie jemand gemeldet und deshalb war ein Wechsel für mich bisher auch noch nie eine Option. Außerdem fühle ich mich in Niendorf sehr wohl, mit vielen Teamkollegen unternehme ich auch öfter privat etwas. Dass ich nun nach der Verletzung direkt wieder gespielt habe, spiegelt auch das Vertrauen der Verantwortlichen und des Trainerteams in mich wider. Dieses Vertrauen möchte ich nun einfach mit Leistung zurückzahlen

Hast Du erwartet, dass ihr mit Niendorf in dieser Saison so durchstartet und mit 38 Punkten auf dem dritten Platz steht?

Huneke: Dass es diese Saison so gut laufen würde, hätte ich nicht gedacht. Zwar ist die Oberliga bis auf ein bis zwei Ausnahmen sehr ausgeglichen, aber in den vergangenen Jahren haben wir uns auch immer eher im Mittelfeld wiedergefunden. Deswegen war die Hoffnung auf eine gute Hinrunde oder Saison natürlich da, aber unserer jetziger Tabellenplatz übertrifft die Erwartungen sehr deutlich. Jetzt wollen wir aber oben dran bleiben und an die überragende Hinrunde anknüpfen.

Woran liegt es, dass ihr diese Saison auf einmal so stark spielt? Letztes Jahr musste man ja noch bis kurz vor Schluss zittern...

Huneke: Ich glaube, dass wir unseren Kader qualitativ gut verstärken konnten. In der Innenverteidugung haben wir zwar einen Engpass, der aber dazu beigetragen hat, dass Tim Krüger und ich uns fast blind verstehen. Offensiv sind wir in der Breite stark besetzt, sodass Ausfälle kompensiert werden können und man auch viel rotieren kann. Unsere Qualität ist eindeutig, dass wir als komplette Mannschaft defensiv kompakt stehen. So hat es der Gegner schwer, Tore zu erzielen. Offensiv sind wir diese Saison zudem bisher brutal effektiv.

Könnt ihr dieses Niveau mit Niendorf auch in der Rückrunde halten?

"Ich denke, dass es noch ein paar Jahre brauchen wird, bis alle Voraussetzungen für die Regionalliga erfüllt sind", erklärt Huneke (re.). Foto: KBS-Picture

Huneke: Ich traue es unserer Mannschaft auf jeden Fall zu, den Tabellenplatz und das Niveau zu halten, aber das wird natürlich nicht einfach. Es wird wichtig sein, dass wir uns weiterhin als Einheit präsentieren. Dann wird es jeder Gegner schwer gegen uns haben. Außerdem sind wir auch noch im Pokal dabei – auch da wollen wir möglichst weit kommen.

Reizt dich die Regionalliga – trotz deiner Verlängerung in Niendorf – später vielleicht nochmal? Oder: Ist es vorstellbar, mit Niendorf eventuell schon in naher Zukunft in der Regio zu spielen?

Huneke: Zum Glück bin ich noch ziemlich jung, daher wird es hoffentlich nochmal die Möglichkeit geben, in der Regionalliga zu spielen. Es wäre auf jeden Fall eine coole Sache, die mich auch sehr reizen würde. Aber zunächst möchte ich noch weiter mit Niendorf erfolgreich sein und auch in Zukunft die Oberliga aufmischen Deswegen habe ich meinen Vertrag verlängert. Das Potenzial für mehr ist auf jeden Fall vorhanden – gerade aufgrund des Unterbaus. Wir haben eine sehr junge Ligamannschaft, die noch entwicklungsfähig ist. Daher möchte ich nichts ausschließen. Ich denke aber schon, dass es noch ein paar Jahre brauchen wird, bis alle Voraussetzungen für die Regionalliga erfüllt sind und der Verein bereit dafür ist.

Autor: Leon Schulz