„Ich messe mich nicht an meinem Bruder, er ist ein anderes Kaliber“

Süderelbes Edison Sa Borges Dju im Porträt

16. August 2018, 14:38 Uhr

Je zwei Treffer gegen Meiendorf und den HEBC und drei gegen Niendorf: Für Edison Sa Borges Dju läuft's derzeit. Foto: KBS-Picture.de

Die Bilanz ist beeindruckend: 245 Minuten lang stand Edison Sa Borges in den bisherigen drei Spielen der Oberliga-Saison 2018/2019 für den FC Süderelbe auf dem Platz. So weit, so gut – das allein allerdings ist noch nichts besonderes. Aber: In diesen 245 Minuten erzielte der 24-Jährige bereits sieben (!) Saisontore – und das als Spieler, der in der vergangenen Saison noch im Kader des Landesliga-Clubs Dersimspor stand und zum Teil sogar nur in der Bezirksliga-Reserve des Clubs von der Baererstraße spielte. Wir haben mit „Eddy“ über seine bisherige Karriere und den derzeitigen Aufwind gesprochen. 

Von dem ist selbst der Protagonist überrascht, wie er sagt. „Nein, ich hab nicht damit gerechnet, dass es so läuft, wie es jetzt läuft. Ich habe gedacht, dass ich zu Beginn nicht oft spielen werde. Die Konkurrenz in der Offensive ist bei uns groß. Ich hab zudem in der Vorbereitung die eine oder andere Chance ausgelassen. Der Trainer hat mir trotzdem das Vertrauen gegeben – und das versuche ich jetzt mit meinen Toren so gut wie möglich zurückzuzahlen“, verrät Edison Sa Borges Dju, von dem sein Coach Markus Walek sagt: „Es war harte Arbeit, Edison in der Vorbereitung in unser neues Konzept zu integrieren. Doch er ist mit sehr viel Qualität zu uns gekommen.“

„Damals habe ich mir die Regionalliga nicht zugetraut“

Zwei gegen einen: Sa Borges Dju war in dieser Saison bisher schwer aufzuhalten. Foto: KBS-Picture.de

„Ich habe, als ich mit dem Fußball angefangen habe, als Stürmer gespielt. Im Laufe meiner Karriere wurde ich dann zum Flügelstürmer. Markus Walek verlangt von mir, dass ich als Stürmer tief hinter der Viererkette stehe. Da hat man wenig Spielanteile“, schildert Sa Borges Dju die Umstellungen, die ihn am Kiesbarg in den letzten Wochen und auch in Zukunft erwarten. Trotz des aktuellen Höhenflugs: Eine feste Zahl an Treffern hat sich der Portugiese für die laufende Spielzeit nicht vorgenommen, wie er sagt, sondern geht das Ganze entspannt an: „Darüber habe ich mir keine Gedanken. Gerade läuft es gut. Ich möchte eine positive Saison spielen. Man wird dann sehen, was am Ende dabei rauskommt“, erklärt Sa Borges Dju und verrät: „Ich werde schon gefragt: Was hast du noch vor, wenn das so weitergeht?“

Die Antwort darauf? „Die Regionalliga habe ich derzeit für mich nicht geplant“, gibt Sa Borges Dju zu Protokoll und ergänzt anschließend: „Dieses Mal würde ich es allerdings versuchen, wenn es so weit kommt, dass es ein Angebot gibt.“ Dieses Mal? Auch da kann der Offensivmann des FCS Aufklärung leisten: „Als ich noch bei Dersimspor war, habe ich nach meiner ersten Landesliga-Saison dort eine Anfrage von Altona 93 gehabt“, so der 24-Jährige, der die Offerte des Clubs von der Griegstraße aber ausschlug: „Damals habe ich mir den Schritt nicht zugetraut. Wenn es jetzt geht, würde ich es zumindest versuchen wollen.“

„Vielleicht war ich auch einfach nicht reif genug dafür“

Bereit zum Jubel: Edison Sa Borges Dju (re.) feiert eines seiner Saisontore mit Tim Baris Schulze. Foto: KBS-Picture.de

So wie er es aktuell beim FC Süderelbe versucht. Auch der war übrigens schon mal an „Eddy“ dran, als er noch bei Dersim spielte. „Für den Wechsel an den Kiesbarg habe ich mich schon vor den anderen Dersimspor-Spielern, die zu Süderelbe gekommen sind, entscheiden. Markus Walek hatte mich schon nach der ersten Saison bei Dersim ‘mal kontaktiert, aber damals hatte ich ich schon für ein weiteres Jahr an der Baererstraße zugesagt“, blickt Sa Borges Dju zurück, der sich nun bereits im Oktober des vergangenen Jahres für den Sprung an den Kiesbarg entschied: „Ich kenne dort viele Leute. Als es bei mir ab Oktober bei Dersim nicht mehr lief, habe ich den Kontakt mit Vedat Düzgüner (Spieler des FC Süderelbe, Anm. d. Red.) gesucht. Der hat den Trainer informiert und der wiederum hat mich dann angerufen.“

Dass Markus Walek bei Sa Borges Dju diesmal auf offene Ohren stieß, liegt daran, dass der 24-Jährige sich an der Baererstraße nicht mehr wohlfühlte. Er absolvierte in der vergangenen Serie nur etwa die Hälfte der Landesliga-Saisonspiele, lief mehrfach in der „Zweiten“ auf. „Ich weiß nicht, woran es genau lag. Es gab verschiedene Gründe. Der Trainer hat mir zwei, drei genannt. Unter anderem, dass es Spieler gab, die mit mir Probleme gehabt hätten. Er wollte mich schützen, damit ich nicht so angemacht werde. Ich war sauer, dass ich nicht gespielt habe und habe nicht wirklich einen Grund gesehen, dass es an meinem Verhalten lag. Ich habe dann gesagt, dass ich den Verein verlassen möchte. Die Ansage war, dass ich mich mit dem Vorstand zusammensetzen sollte. Wir haben dann miteinander geredet und einen Weg gefunden.“ Und der sah eben vor, dass Sa Borges Dju erstmal nur in der „Zweiten“ spielte.

„Ivan hat ein paar Mal bei Spielen zugesehen, er führt mich und gibt mir Tipps“

Gleich schlägt der Torjäger wieder zu: Sa Borges Dju (re.) beim Torschuss im Spiel gegen den HEBC. Foto: KBS-Picture.de

Was darauf später folgte, ist bekannt: Der Wechsel an den Kiesbarg ist bereits Sa Borges Djus dritter Versuch, in Hamburgs höchster Amateurliga Fuß zu fassen. Zuvor stand er bereits bei Concordia und dem FC Türkiye jeweils schon einmal in einem Oberliga-Kader. „Ich bin damals mit einer Verletzung am Knie zu Cordi gewechselt und war einfach nicht zu 100 Prozent fit. Deswegen war der Einstieg für mich seinerzeit schwer. Es hat rückblickend nicht so geklappt. Auch bei Türkiye nicht. Vielleicht war ich auch einfach nicht reif genug dafür. Wenn ich in einem anderen Zustand gewesen wäre, wäre der Einstieg anders und vermutlich auch besser verlaufen“, sagt Sa Borges Dju in der Rückschau.

Damals war der Ausweg aus der Situation der Wechsel zu Dersim. „Ich bin eine Liga nach unten gegangen, weil ich schon gute Erfahrungen in der Landesliga Hansa in meinem ersten Herrenjahr beim MSV Hamburg gemacht hatte. Ich wollte nach der Zeit in der Oberliga nochmal neu anfangen und alles auf Null stellen“, erinnert sich Süderelbes Torjäger. Apropos Sa Borges Dju: In der Beletage des Hamburger Amateurfußballs ist der Name kein Unbekannter, schließlich spielte Ivan Sa Borges Dju (unter anderem BU) bereits dort – und das mit Erfolg. „Ich messe mich nicht daran, was mein Bruder erreicht hat, Er ist ein anderes Kaliber. Aber was er geschafft hat, ist für mich nicht unmöglich zu erreichen“, sagt „Eddy“. Ein wichtiger Ratgeber sei sein Bruder dennoch: „Er hat ein paar Mal bei meinen Spielen zugesehen, er führt mich und gibt mir Tipps.“

Jan Knötzsch