Oberliga

„Ich kann mich nicht hinstellen und die Spieler kritisieren, aber mich selbst nicht“

14. Januar 2020, 15:19 Uhr

Kommen wir von der Kaderzusammenstellung im Sommer zu der im Winter: Was wird sich bei Cordi personell noch tun, bis es wieder losgeht?

Pieper-von Valtier: Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend sagen. Wir sind bemüht, den Abgang von Sascha de le Cuesta aufzufangen und schauen, wo und wie wir tätig werden wollen und können. Aber da gibt es bislang noch nichts genaues zu vermelden. Ich bin allerdings ein Freund der These, dass Bewegung in einem Kader dem Kader in jeder Transferperiode gut tut.

Wenn der Erfolg ausbleibt, steht immer auch der Trainer in der Kritik. In wie weit hast du dich hinterfragt? Was hast du falsch gemacht?

An ein mögliches Ende seiner Amtszeit bei Cordi verschwendet Pieper-von Valtier keinen Gedanken. Foto: Bode

Pieper-von Valtier: Wenn ich mich nicht hinterfragen würden, dann würde ich alles falsch machen. Ich kann mich nicht hinstellen und die Spieler kritisieren, aber mich selbst nicht. Wir haben einiges falsch gemacht. Ich glaube, wir haben phasenweise in der spieltaktischen Ausrichtung zu viel Flexibilität von den Spielern verlangt. Es wäre für die Mannschaft in Sachen Stabilität besser gewesen, wenn wir uns bei der Aufstellung nicht zu stark an Schwankungen im Training orientiert hätten. Oft waren uns allerdings durch Verletzungen und Ausfälle die Hände gebunden – nehmen wir die Beispiele Grablewski oder Jan Novotny. Auch im Mittelfeld war das der Fall. Eine eingespielte Elf hätte mehr Stabilität gehabt. Das haben wir nicht hinbekommen – auch, weil wir den jüngeren Spilern Vertrauen schenken wollten. Weil sie nahe dran waren. In dieses Hinterfragen gehören auch die Bereiche Trainingssteuerung und -inhalte mit rein. Auf der anderen Seite: Auch bei BU haben wir zwei, drei, vielleicht sogar vier Jahre gebraucht, um ein Team und einen Kader zu formen, der in der Lage war, in der Liga oben mit dabei zu sein.

Zum Abschluss ein kurzer Ausblick: Wo landet Concordia am Ende der Saison?

Pieper-von Valtier: Muss ich da jetzt einen festen Platz nennen oder geht auch eine Platzierung 'von bis'? Wenn ja, dann würde meine Antwort lauten: zwischen Platz sechs und neun. Ich denke, dass wir es hinkriegen, die Spieler von der Trainingssteuerung und auch mannschaftlich durch mentale Betreunung in Form von vielen Gesprächen noch mehr zu fokussieren. Wir sind in der Verantwortung, mit unseren Trainingsinhalten dafür zu sorgen, dass die Mannschaft in den Spielen mehr Stabilität hat. Wir gehen das Ganze Schritt für Schritt an, man wechselt ja vom Laufenlernen als Baby auch nicht gleich in den Vollsprint. Und wenn doch, ist das Risiko, auf die Nase zu fallen, höher.

Letzte Frage: Nehmen wir mal an, die Saison endet für Cordi nicht zwischen Platz sechs und neun, sondern die Restserie verläuft ähnlich wie die bisherige – ist dann die Ära Frank Pieper-von Valtier am Bekkamp im Sommer Geschichte?

Pieper-von Valtier: Diese Frage kann ich nicht beantworten. Wenn ich mich jetzt damit beschäftigen würde, was wäre wenn, dann wäre das das Schlimmste, was ich machen kann. Wenn Tag X gekommen ist, muss man schauen, was ist. Aber damit beschäftige ich mich aktuell nicht. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich mit meiner Prognose am Ende nicht unrecht haben werde. Ich bin einfach nicht der Typ, der sich mit Was-wäre-wenn-Fragen wie dieser auseinandersetzt. Außerdem: Wer Angst hat, macht Fehler.

Interview: Jan Knötzsch