Oberliga
„Ich habe viel mehr Spaß als ich je hatte – auch wenn es auf einem anderen Level ist“
Teutonias Dino Fazlic spricht über seine bisherige Karriere, Gegenwart und Zukunft
„Ich bin besessen vom Sieg und hasse es, zu verlieren“
Später stand Fazlic (li.) unter anderem im Profi-Kader des FC Fulham unter Trainer Felix Magath. Foto: KBS-Picture.de
Der große Sprung bliebt ihm aber verwehrt – und so ging es danach zu NK Zadar nach Kroatien. Es folgte eine erneut vereinslose Phase, ein weiterer Abstecher nach England (Kidderminster Harriers und Halifax Town) und dann die Rückkehr nach Deutschland, wo Fazlic vor seinem Wechsel zu Teutonia für TB Uphusen und en VfB Oldenburg spielte. Eine Menge Stationen, aber auch eine Menge Erfahrungen, die Fazlic geprägt haben. „Am meisten hat sich bei mir das Probetraining bei Schalke eingebrannt. Das sind Momente und Bilder, die ich nie vergessen werde – wie ich damals als 18-Jähriger mit den Profis trainieren durfte. In England war ich dann schon viel reifer. Ich war voll im Modus, wusste was ich wollte, habe viel dafür investiert.“ Spiele gegen jetzige Weltstars wie Paul Pogba oder Romelu Lukaku inklusive. „Du hast damals schon gemerkt: Die können was. Aber es war einem noch nicht bewusst, dass das mal Stars werden, die jetzt jeder kennt, der sich mit Fußball beschäftigt“, sagt Fazlic, der in Werders Jugend „auch ein paar Mal gegen Dortmund und Mario Götze“ gespielt hat. „Der Typ war damals schon krass“, erinnert er sich und sagt mit Blick darauf, dass er selbst heute nicht wie viele Gegner und Mitspieler früherer Tage als Profi kickt: „Du musst dafür zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und brauchst mehr als nur ein Quäntchen Glück, um dort Fuß zu fassen. Ich konnte mich glücklich schätzen, dass als ich als vereinsloser Spieler an so einen Trainer wie Magath geraten bin. Ich weiß, dass ich kein Schlechter bin, aber andere haben mehr Glück gehabt.“
Er habe, so Fazlic, „meine Chance nicht bekommen. Ich kann mir nichts vorwerfen, habe immer mein Maximum an Fähigkeiten abgerufen. Wenn du 100 Prozent ablieferst und es reicht nicht, ist das halt so.“ Entsprechend, so der 27-Jährige, „bin ich mit mir im Reinen. Das Leben geht seinen Weg. Ich gönne es all denen, die es geschafft haben. So ein Leben als Profi ist nicht einfach, es verlangt einem auch unheimlich viel ab. Anders als ein Profi kann ich mir ein Eis im Supermarkt holen, ohne 15 Autogramme dabei schreiben zu müssen. Es gibt auch Wege außerhalb des Fußballs, die dir Glück bringen. Ich habe einiges mitgemacht und kann viel erzählen.“ Zum Beispiel, dass „die Jungs nicht alles auf die Karte Fußball setzen sollten, befindet Fazlic, der derzeit bei Teutonia 05 auch als Co-Trainer der A-Jugend fungiert und seine Erfahrungen so weitergibt. Ein erster Schritt auf einem Feld, auf dem er sich eine Zukunft vorstellen kann: „Der Fußball wird immer ein Teil meines Lebens bleiben. Egal, wie viele Rückschläge ich erleben musste: Ich genieße die Zeit, Fußball gibt einem so viele Momente“, konstatiert Fazlic, der als Kicker wegen seiner kompromisslosen Spielweise geschätzt wird. Ein Überbleibsel seiner England-Zeit? „Ich bin von dort jedenfalls als anderer Spieler wiedergekommen als ich es vorher war“, lacht Fazlic „Ich bin lange nicht gerne in Zweikämpfe gegangen, wollte vieles einfach spielerisch lösen. Mit zunehmendem Alter wird man reifer und weiß, wie wichtig auch Mentalität und Alltagstugenden sind.“
„Es wäre schön, einen Stadteil-Verein wie Teutonia 05 am Ende in der Regionalliga zu sehen“
Worte, die perfekt zu einer anderen Aussage passen: „Ich bin besessen vom Sieg, ich hasse es, zu verlieren“, grinst Fazlic, der mit diesem Siegeswillen natürlich allzu gut ins Team von Teutonia 05 passt. „Der Verein ist jetzt seit drei Jahren in der Oberliga dabei und von Anfang an immer ein Titel-Kandidat. Hätten wir in der vergangenen Saison das Liga-Spiel gegen Süderelbe nicht verloren, hätten wir unser Endspiel gegen Altona 93 gehabt und wären vielleicht in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga gelandet. Natürlich ist es unser Ziel, in dieser Saison aufzusteigen. Mit der Prämisse wurde ich hier her geholt. Klar haben wir daher Druck, aber das ist nicht verkehrt. Wir haben uns anfangs der Saison gegen Osdorf und Dassendorf schwergetan, das waren keine einfachen Gegner zu Beginn“, sagt Fazlic und fügt hinzu: „Das soll keine Entschuldigung für den Start sein. Seit dem Spiel Anfang August gegen Dassendorf haben wir in der Liga nicht mehr verloren. Wir sind jetzt fast da, wo wir sein müssen.“ Logisch, dass man diesen Status Quo an der Kreuzkirche beibehalten und möglichst verbessern will: „Es wäre schön, einen Stadteil-Verein wie Teutonia 05 am Ende in der Regionalliga zu sehen und gegen Vereine wie Wolfsburg II, Bremen II oder den HSV II zu spielen“, gibt Fazlic zu Protokoll, weiß aber auch: „Im Fußball ist nichts sicher!“ Das schließlich hat er trotz seines jungen Alters in seiner Karriere schon das eine oder andere Mal selbst am eigenen Leib zu spüren bekommen...
Jan Knötzsch
< Vorherige Seite | Seite 1 / 2 |