Landesliga Hansa

„Ich habe einfach keinen Beweggrund gesehen, zu wechseln – dann muss ich auch nicht gehen“

Altengammes „2024-Mann“ Sandro Schraub im Interview

24. Oktober 2019, 17:13 Uhr

Sandro Schraub (re.) spricht im Interview übers Toreschießen, den SVA und seinen Langzeit-Vertrag. Foto: Bode

Er ist das, was man gemeinhin als die personifizierte Lebensversicherung eines Vereins bezeichnet: Sandro Schraub. Egal, welches Wochenende man auch betrachtet – man wird den Eindruck nicht los, dass Schraub trifft und trifft. Kaum eine Partie des SV Altengamme endet, ohne das der Stürmer des Hansa-Landesligisten nicht einnetzt. In den beiden vergangenen Spielzeiten schoss der 23-Jährige zusammen insgesamt 50 Tore. Auch in der laufenden Saison bringt er es bereits wieder auf stolze 15 Einschläge im gegnerischen Netz. Ein Gespräch über das Geheimrezept beim Toreschießen, den bisherigen Saisonverlauf des SV Altengamme, den Teamgeist und seinen Langzeit-Vertrag am Gammer Weg sowie die Oberliga. 

Sandro, in den letzten beiden Spielzeiten hast du insgesamt 50 Tore in der Liga geschossen, in dieser Saison sind es auch schon wieder 15 Treffer. Erzähl uns doch mal, wie du das machst: Was ist dein Geheimrezept?

Schraub: Ich glaube, es liegt an der Routine. Ich habe vor dem Spiel meine gewissen Rituale, meine Abläufe. Ich gehe vor dem Spiel zum Beispiel nochmal Szenen im Kopf durch, die passieren können: Was mache ich? Wie gehe ich zum Ball? Wie schieße ich?

Und wie ist das, wenn der Stürmer Sandro Schraub ohne einen eigenen Treffer vom Platz geht: Hängt dann der Haussegen schief? Oder ist es trotzdem genau so geil, wenn andere treffen?

Schraub: Es steht nicht im Vordergrund, dass oder ob ich treffe. Die Mannschaft – oder besser gesagt: der Erfolg als Mannschaft – steht an erster Stelle. Wenn ich nicht treffe, aber beispielsweise zwei Vorlagen gebe oder mit einem Ball einen Angriff einleite, der am Ende zu einem Treffer eines anderen Spielers führt, dann bin ich auch zufrieden.

Du sprichst es schon an: Der Teamgeist wird immer wieder genannt, wenn es um die Vorzüge beim SV Altengamme geht. Wie würdest du euch aus fußballerischer Sicht charakterisieren?

Zielsicher aus allen Lagen: In den letzten beiden Spielzeiten erzielte Schraub (re.) zusammen 50 Tore, in der laufenden Saison kommt er auf 15 Treffer. Foto: Bode

Schraub: Wir sind extrem stark im Umschalten nach vorne. Das geht bei uns verdammt schnell. Das spielen wir richtig stark – vom Verhalten im Zweikampf, wenn sich einer den Ball schnappt, über den dann folgenden Aufbau des Spiels bis hin zum Abschluss.

Hinter euch liegen die erfolgreichete Saison der Vereinsgeschichte mit Platz vier (53 Punkte) und zuletzt ein sechster Platz mit 45 Punkten. Aktuell seid ihr Dritter. Wo läuft der SVA zum Ende dieser Saison ein?

Schraub: Mein Ziel ist es, dass wir am Ende nicht wieder nur um die „goldene Ananas“ spielen, so wie es zum Abschluss der letzten Saison der Fall war. Wir wollen auf den ersten Plätzen landen. Eine Platzierung unter den Top Fünf ist das Ziel. Wenn wir zwischen Platz eins und Platz drei einlaufen würden, dann wäre das die Kür.

Die Platzierungen zeigen, dass ihr immer ganz oben dran seid. Was fehlt euch noch zum ganz großen Wurf – sprich: dem Aufstieg in die Oberliga?

Schraub: (überlegt lange) Was uns fehlt... Das ist eine gute Frage. Ich würde mich bei der Antwort an dem orientieren, was Jan (Krey, der Coach des SVA, Anm. d. Red.) uns sagt: Wir müssen einfach noch eine Spur konstanter spielen. Gegen den Düneberger SV am vergangenen Wochenende zum Beispiel haben wir vor der Pause keine so gute Phase und zwei, drei Momente, wo es wir es nicht gut machen, danach drehen wir dann komplett auf. Aber wir müssen nicht nur über zwei Halbzeiten, sondern auch über mehrere Spiele konstant sein.

Stichwort Oberliga: Es gab immer wieder Interessenten aus der höchsten Spieklasse Hamburgs. Warum hast du dich bislang nicht für den Sprung dorthin entschieden?

Schraub: Ich fühle mich in Altengamme sehr wohl und ich bin zudem ein Spieler, bei dem das Umfeld passen muss. Je höher man spielt, desto schwieriger ist das. Dass ich nicht gewechselt bin, hat aber nichts mit Bequemlichkeit zu tun. Ich spiele vom Grundsatz her einfach gerne mit den Jungs in einer Mannschaf, mit denen ich jetzt in Altengamme zusammenspiele. Wir machen so viele Sachen zusammen, das ist unglaublich. Wir unternehmen vieles gemeinsam, auch wenn es nicht um Fußball geht. In Altengamme gibt es zum Beispiel über die Saison auch insgesamt fünf Mannschaftsabende. Und ich spreche da nicht nur von einer zusätzlichen Weihnachtsfeier oder so. So etwas gibt es woanders in dieser Häufigkeit nicht.

Vorerst läuft dein Vertrag beim SVA bis 2024. Warum hast du für einen so langen Zeitraum zugesagt?

Bis 2024 läuft Schraubs Vertrag am Gammer Weg. Foto: Bode

Schraub: Ich habe einfach keinen Beweggrund gesehen, zu wechseln – dann muss ich auch nicht gehen. Ich weiß, was ich an Altengamme habe. Aber das gilt nicht nur für mich, sondern für beide Seiten.

In wie fern bleibt die Oberliga aber dennoch ein Ziel? Du wärest ja auch dann mit 28 Jahren noch im besten Fußball-Alter...

Schraub: Da muss ich erstmal mal kurz nachrechnen... (lacht). Nein, mal ernsthaft: Ich habe mir ehrlich gesagt bislang noch keine Gedanken gemacht, was in der Zukunft nach dem Vertragsende sein wird.

Kommen wir zur Abschlussfrage. Wenn du am Saisonende die Wahl hättest: Aufstieg oder Torschützenkönig?

Schraub: Aufstieg! Aus dem Grund, weil uns das als Mannschaft und den Verein nochmal weiter nach vorne bringen würde. Das letzte gallische Dorf, wo nicht so bezahlt wird wie anderswo, in der Oberliga – das wäre eine riesige Sache. Auch für uns als Feiertruppe (lacht).


Interview: Jan Knötzsch