Testspiel

„Ich bin ein bisschen erschrocken – die haben uns überall so richtig auseinander genommen!“

01. Februar 2020, 22:02 Uhr

HUFC-Coach Sidnei Marschall war trotz der harten Einheit am Vortag „ein bisschen erschrocken“ vom Auftritt seiner „Geächteten“ im Testspiel bei BU. Foto: Bode

Als sich Sidnei Marschall vor dem Spiel mit BU-Coach Marco Stier über den Stand der Vorbereitung und die letzten Einheiten sowie Eindrücke austauschte, dachte sich der Übungsleiter des Hamm United FC: „Okay, scheiße!“ Der Grund: „Marco hat mir gesagt, dass seine Jungs jetzt zwei Tage Pause hatten“, verriet Marschall hinterher – und erklärte: „Wir haben gestern echt viel bei 'Mo' (Athletikcoach Moritz Rieckenberg; Anm. d. Red.) gemacht, das war uns auch klar. Auch, dass BU eine Woche früher angefangen hat und wahrscheinlich spritziger sein wird.“ Aber: „Das ist trotzdem keine Ausrede dafür, dass wir so auftreten, wie wir das gemacht haben. Die haben uns ja überall aber so richtig auseinander genommen!“, lautete Marschalls ernüchternde Erkenntnis nach der Testspiel-Klatsche (alle Highlights im LIVE-Ticker). 

BU-Captain Niklas Sabas eröffnete per Kopf den Torreigen an der Dieselstraße. Foto: Bode

Damit brachte es der Trainer der „Geächteten“ gut auf den Punkt. Seine Equipe sah gegen den Oberliga-Kontrahenten keinen Stich – gar keinen! „Wir haben heute ein brutales Offensivpressing gespielt und nicht eine Torchance zugelassen“, konstatierte ein hochzufriedener Stier, der sich nicht überrascht über die starke Frühform seiner Jungs zeigte, „weil wir auch in den anderen Spielen eigentlich genau so gut gespielt haben“, wie er meinte. „Die Jungs sind fit ohne Ende. Wir wollten vorne hoch verteidigen, mit allen zehn Mann in deren Hälfte pressen – auch mit Mut zum Risiko, dass man mal in einen Konter läuft. Aber wir haben so gut gepresst und auch bei Ballverlusten ein riesiges Gegenpressing gehabt. So entstehen ja auch zwei Tore in der ersten Halbzeit. Da waren sie unsortiert. Das war unser Plan“, erläuterte Stier. Schon mit dem 0:3 nach 45 Minuten waren die Gäste um ihren völlig abgemeldeten und alles andere als fit wirkenden Top-Zugang Dario Kovacic (SV Drochtersen/Assel) gut bedient.

Marschall-Mannen vorgeführt - BU-Neuzugänge deuten Klasse an

Zunächst nickte Niklas Sabas eine Flanke von Narek Abrahamyan in Folge eines Standards wuchtig zur Führung ein (11.). Dann sorgte ein Doppelschlag kurz vor der Pause für klare Verhältnisse. Der nach seiner Suspendierung ins Team zurückgekehrte Abdel Hathat schloss einen blitzsauberen Angriff über Elias Saad und Tim Jeske zum 2:0 ab (41.), ehe BU einen weiteren kapitalen Bock der Marschall-Mannen mit aller Konsequenz bestrafte: Hathat auf Saad – 3:0 (44.). Nach der Pause ging es weiter nur in eine Richtung. Und es wurde sogar noch einseitiger. BU hatte gefühlt 90 Prozent Ballbesitz und ließ den Gegner gar nicht mehr aus der eigenen Hälfte raus. Abrahamyans abgefälschter Freistoß aus 17 Metern ließ das Ergebnis auf 4:0 in die Höhe schnellen (64.). Dann brach die Zeit der Neuzugänge an. Tarec Blohm (TuS Dassendorf), der wenige Augenblicke zuvor zweimal völlig freistehend kläglich vergab, schweißte einen zu kurz abgewehrten Mandel-Freistoß mit seinem schwächeren rechten Fuß aus 13 Metern staubtrocken ins linke Toreck (75.), ehe Steffen Blechner (Eintracht Braunschweig II) nach einem Angriff über Arnold Hoeling und Robin Janowsky (Altona 93) zur Stelle war und das halbe Dutzend voll machte (89.).

"Ein paar Spieler müssen sich echt Gedanken machen"

Zeigte mal wieder eine starke Vorstellung: Barmbek-Youngster Elias Saad. Foto: Bode

„Ich bin schon ein bisschen erschrocken“, gestand Marschall – und fügte mit einem Augenzwinkern an: „Hätte ich gewusst, dass sie zwei Tage nichts machen, dann hätte ich gestern nicht so viel gemacht.“ Er habe kurzfristig noch „ein paar Absagen bekommen, so dass ihm nur 16 der 26 Mann im Kader zur Verfügung standen. Zudem musste der Torwart aus der „Zweiten“, Tristan Berndt, aushelfen. „Und der hat das gut gemacht in der zweiten Halbzeit.“ Deshalb wolle er seiner Mannschaft auch ein paar deutliche Worte mit auf den Weg geben – denn: „Das ist bei manchen einfach viel zu wenig! Wir wollten jetzt auch niemanden rausschmeißen vor der Wechselfrist, weil sie keinen anderen Verein gefunden haben. Aber bei ein paar Spielern müssen wir uns echt Gedanken machen“, sprach er Klartext.

"Hätte nicht gedacht, dass sie so schnell verstehen, was ich von ihnen verlange"

Hatten allen Grund zur Freude: Das Barmbeker Trainer-Gespann Marco Stier (re.) und Yussuf Akbel. Foto: Bode

Weniger Probleme hatte sein Gegenüber, der „sehr zufrieden“ mit dem Auftritt seiner Schützlinge war. „So wie wir spielen, das sieht schon richtig gut aus“, strahlte Stier – auch über die „Feinjustierungen im Winter am Kader und an unserer Spielphilosophie“. Bisher „fruchtet das alles ganz gut“. Insbesondere die Neuen imponieren ihm schon jetzt. „Leider konnte Mark Hinze mit einer Lungenentzündung noch gar nicht mittrainieren und wird auch noch ausfallen. Aber wir sind mit allen Neuen sehr zufrieden. Die machen einen super Job und haben sich gut integriert. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so schnell verstehen, was ich von ihnen verlange. Aber sie gucken sich das von den Jungs ab und setzen das optimal um.“

Autor: Dennis Kormanjos