HR verliert nach Führung beim HTB: „Wir sind einfach komplett leergelutscht!“

1:3-Auswärtsschlappe: Der Spitzenreiter muss seinen Personalproblemen Tribut zollen

25. April 2018, 15:00 Uhr

„Die zweite Reihe hat dann doch nicht so die Qualität, um um Platz eins oder zwei mitzuspielen“, befand HR-Coach Heiko Barthel niedergeschlagen. Foto: KBS-Picture.de

Es waren knapp 70 Minuten gespielt, da wurden die Verletzungssorgen von Heiko Barthel, dem Coach des Hammonia-Landesligisten SV Halstenbek-Rellingen, noch größer. Nachdem mit Sottorf, Ernst, Richert und Krohn bereits vier Akteure kurzfristig ausgefallen waren, musste nun auch Kapitän Sebastian Krabbes raus. Ein „komplett krampfender Körper“ verhinderte einen längeren Einsatz. Ohne den Abwehrchef gab der Tabellenführer dann eine 1:0-Führung aus der Hand, kassierte noch drei Gegentreffer und fuhr am Ende ohne Punkte vom Auswärtsspiel beim Harburger TB nach Hause.

Angesichts der Personalsituation befand Barthel dann auch: „Diese Englischen Wochen jetzt sind schwer. Wenn Ümit Karakaya, der auch fraglich war, sich nicht bereit erklärt, bin ich als Trainer der dritte Einwechselspieler. Mein Co-Trainer Sebastian Loether hat heute von Anfang an gespielt. Wir sind einfach komplett leergelutscht! Die Birne ist leer. Ich kann den Jungs gar keinen Vorwurf machen. Die zweite Reihe hat dann doch nicht so die Qualität, um um Platz eins oder zwei mitzuspielen.“ 


Dabei sahen die Zuschauer einen ausgeglichenen Beginn der Partie. Die Gastgeber vom HTB boten HR gut Paroli. Klare Torchancen waren jedoch in Durchgang eins Mangelware. Die erste bessere Gelegenheit hatte Stürmer Marcel Jobmann, der nach einer Ecke einen Kopfball über das Tor setzte (15.). Dann versuchte es Schöttke mit einem satten Schuss aus kurzer Distanz, Jobmann spekulierte auf den Abpraller, doch Harburg-Keeper Sowa konnte den Ball festhalten (25.). Kurz vor der Pause wurden die Gastgeber gefährlich: Nach einer Flanke von Eken kam Golke per Kopf an den Ball, konnte die Kugel aber nicht in Richtung Tor lenken (44.). So blieb es beim 0:0-Halbzeitstand.

Prielipp: „Das Spiel war sehr wichtig für uns“

Rafael Kamalow brachte die Gäste zunächst in Führung. Foto: KBS-Picture.de

Kurz nach der Pause ging dann der Favorit in Führung. Ausgerechnet der als Spieler nur aushelfende Co-Trainer Loether setzte sich auf links durch, brachte eine starke Flanke und bediente so Kamalow. Dieser traf per Kopf zum 0:1 (51.). Doch die Gastgeber ließen sich davon nicht verunsichern und suchten den Weg nach vorne. „Das Spiel war sehr wichtig für uns, um sehen zu können, wo wir stehen. Wir wollten uns mit einer so erfahrenen und reifen Mannschaft wie HR messen. Ich habe den Jungs schon zur Halbzeit gesagt, dass wir ein gutes Spiel machen. Das hätte ich wohl auch attestiert, wenn wir knapp mit 0:1 verloren hätten. Aber, dass wir uns vom Rückstand erholen und das Spiel noch drehen konnten, ist sehr gut“, befand Harburgs Trainer Steffen Prielipp.


Zunächst hatte HR zwar noch eine Gelegenheit, um die Führung auszubauen – Jobmann zog in den Sechzehner, brachte unter Bedrängnis aber nur einen harmlosen Schuss zustande –, doch dann kam die 76. Minute, in der die Partie komplett kippte: Loether wollte einen Sicherheitspass zurück in Richtung des eigenen Tores spielen, fand mit seinem ungenauen Zuspiel aber keinen Mitspieler. Stattdessen spritzte Golke dazwischen, ließ Torhüter Marcel Jobmann stehen, zog vorbei und schob ins leere Tor zum 1:1 ein (76.).

Barthel: „Es wurde von Minute zu Minute brenzliger und das Eis immer dünner“

Kerim Eken (re.) traf zum zwischenzeitlichen 2:1 für den HTB. Archivfoto: noveski.com

HR-Coach Barthel hatte schon vor der Partie befürchtet, dass es schwer werden würde: „Auch wir sind nur einfache Menschen. Ich hatte schon so ein Bauchgefühl heute. Der HTB macht es zuhause gut. Wir wussten, dass es das ekligste Spiel für uns jetzt wird. Wir sind dann zwar in Führung gegangen und man dachte, vielleicht wuppen wir das irgendwie. Aber es wurde von Minute zu Minute brenzliger und das Eis immer dünner.“ Nach dem Ausgleich war HR dann sichtlich verunsichert und kassierte kurz darauf das zweite Gegentor. 


Kerim Eken wurde nicht richtig angegriffen und stellte mit einem Schuss von innerhalb des Strafraums auf 2:1 (79.). Wenig später machte Kirill Schneider mit einem Freistoß beinahe schon den Deckel drauf. Das Aluminium rettete für HR (85.). So hatten die Gäste nochmal eine große Ausgleichschance durch Besart Tara. Dessen Schuss klärte Keeper Sowa aber glänzend zur Ecke (90.+1.). Infolge dieser entstand eine Kontergelegenheit, die der kurz zuvor eingewechselte Biedermann zum 3:1 nutzte (90.+2). Direkt danach war Schluss.

Harburg-Coach Prielipp erklärte zum Sieg über den Tabellenführer: „Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Ich wusste, als ich hier angefangen habe, dass das Team Potenzial hat. Deshalb überrascht mich die gute Tabellenposition nicht, auch wenn man natürlich nicht damit rechnen konnte. Das Ziel für die kommenden Spiele muss jetzt sein, konstanter zu werden. Wir sind eine junge Mannschaft, da sind Leistungsschwankungen normal. Aber wir haben jetzt keine Teams mehr von ganz oben vor der Brust und wollen noch ein paar Punkte holen. Der Tabellenplatz am Saisonende ist erstmal zweitrangig, kommt mit guten Ergebnissen aber ganz automatisch.“

Barthel: „Gegen den HEBC kommt das ultimative Spitzenspiel!“

„Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft“, erklärte HTB-Trainer Steffen Prielipp nach dem Sieg. Archivfoto: noveski.com

Sein Gegenüber, Halstenbek-Rellingens Trainer Heiko Barthel, wusste die Niederlage richtig einzuordnen: „Es gab ja mit den Verletzten nur Hiobsbotschaften. Wir hätten gerne irgendwas mitgenommen, aber das Maximum wäre heute ein Punkt gewesen. Das ist total normal, dass du willst, aber es nach so vielen Spielen am Stück und mit der heutigen Personalsituation nicht mehr auf den Platz bekommst.“ Am Sonntag steht für HR das Gipfeltreffen der Landesliga Hammonia gegen den HEBC an, der mit einem Sieg am Donnerstag gegen Harksheide als Tabellenführer in das Duell gehen kann. 


„Wir wollen am Wochenende gewinnen! Das Hinspiel haben wir verdient verloren (1:4 aus HR-Sicht, Anm. d. Red.). Aber jetzt kommt die Partie auf eigenem Platz. Das ist das Spiel, das wir uns die ganze Saison erarbeitet haben – es wird das ultimative Spitzenspiel! Trotzdem wird auch danach die Entscheidung, wer Meister wird, noch nicht gefallen sein. Wir freuen uns auf die Partie. Ich glaube die Niederlage heute wird für den Kopf dann keine Rolle mehr spielen. Das größte Problem ist, wen ich am Wochenende in den Ring werfen kann. Das kann ich noch gar nicht einschätzen“, erklärte Barthel.

Autor: Josa Schnell