Landesliga Hammonia

HEBC, TuRa – oder wird’s am Ende einen lachenden Dritten geben?

27. Februar 2020, 17:17 Uhr

Die Rückrunde verspricht ein heißer Tanz zwischen dem HEBC und TuRa Harksheide zu werden - oder gibt's am Ende doch einen lachenden Dritten? Foto: Both

52 Punkte heimste der HEBC in den ersten 20 Saisonspielen ein – und damit nur drei Zähler weniger als der VfL Lohbrügge in der Parallel-Staffel. „Der Unterschied ist aber, dass Lohbrügge 14 Punkte Vorsprung hat – und wir nur zwei“, weiß Stilianos „Speedy“ Vamvakidis, dass ihm und seinem HEBC eine äußerst spannende Rest-Runde in der Landesliga Hammonia bevorsteht – und TuRa Harksheide, die SV Halstenbek-Rellingen sowie der Eimsbütteler TV nur auf Ausrutscher lauern und warten werden…

Nikola Kosanic (Mi.) verließ im Winter den abstiegsgefährdeten FK Nikola Tesla und könnte zu einem Faustpfand für HEBC im Titelkampf werden. Foto: Kormanjos

Während im Tabellenkeller bereits eine Art Vorentscheidung gefallen zu sein scheint, bahnt sich im Titelrennen ein spannender Kampf bis zum Schluss an. Ganz unten im Tableau dürfte derweil BW 96 Schenefeld (Zehn Punkte Rückstand) und dem VfL Pinneberg (Neun Zähler zurück) nur noch ein Wunder helfen. Auch dem FK Nikola Tesla stehen noch extrem schwierige zehn verbleibende Spiele ins Haus. Der Rückstand aufs rettende Ufer hält sich mit fünf Pünktchen zwar noch in Grenzen – die Testspiel-Ergebnisse lassen aber keine große Aufholjagd vermuten. Teilweise setzte es gegen unterklassige Teams hohe Niederlagen. Hinzu kommt, dass man mit Nikolas Kosanic den fußballerisch besten Mann an Spitzenreiter HEBC verloren hat. Weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist auch die U23 des Niendorfer TSV. Jahrelang kickten die „Sachsenwegler“ im oberen Drittel mit, nun befindet man sich – punktgleich mit Liga-Neuling Inter Eidelstedt – in der bedrohten Zone. Es müsste aber schon viel zusammenkommen – und zwar im negativen Sinne –, sollten beide Teams unter den berühmt-berüchtigten Strich rutschen. Doch der Fußball hat schon oft gelehrt: Abgerechnet wird am Schluss!

"Die Situation ist ähnlich wie bei RB Leipzig und Bayern"

HEBC-Trainer Özden Kocadal erhält nicht nur vom eigenen Manager, sondern auch von dem des Lokal-Nachbarn ein großes Lob. Foto: KBS-Picture.de

So auch an der Spitze. „Das klare Ziel war es vor zwei Jahren nicht, und ist es auch jetzt nicht“, entgegnet Vamvakidis auf die Frage, ob die Rückkehr ins Hamburger Oberhaus denn nun auch das offen formulierte Ziel sei. Allerdings erklärt er auch: „Natürlich ist es so: Wenn du da stehst, was soll ich dann mit dieser Mannschaft anderes sagen, als dass wir so lange wie möglich da oben dabei sein wollen. Aber es gibt ja noch mindestens eine weitere Mannschaft, die auch ganz nah dran ist.“ Womit der Manager der Eimsbütteler auf den ärgsten Widersacher aus Harksheide anspricht. Bei TuRa geht der Blick aber auch nach unten. „Die Mannschaft hat jetzt den ganzen Winter über auf die Tabelle geguckt – und das mit dem Gefühl, sechs Punkte vor HR und neun Punkte vor dem ETV zu sein. Da merkt man, dass man wieder was zu verlieren hat. Das ist natürlich eine Sache, die man als junger Spieler erstmal abschütteln muss“, so TuRa-Trainer Jörg Schwarzer. Er wolle und könne die Situation nicht mit der in der Bundesliga und mit dem Titelkampf zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern vergleichen, wie er sagt, „aber es ist zumindest ähnlich. Die haben auch den ganzen Winter über auf die Tabelle geguckt. Da besteht dann die Gefahr, dass man nicht richtig in Gang kommt.“

TuRa mit straffem Programm: "Da musst du dich erstmal durchsetzen"

TuRa-Trainer Jörg Schwarzer möchte vorrangig das Polster auf den Dritt- und Viertplatzierten verteidigen, aber da sein, sollte der HEBC patzen. Foto: Küch

Zumal seinem Team gleich mal zu Beginn drei schwierige Partien gegen den Viert-, Fünft- und Sechstplatzierten bevorstehen. Bereits am Freitagabend kommt es am Exerzierplatz zum Topspiel gegen Verfolger ETV (bei uns im LIVE-Ticker). „Der ETV hat eine sehr spielstarke Truppe – genauso wie wir. Wir haben sie dort auf dem Platz gepresst, das wird hier auf dem großen Platz schwierig werden“, deutet Schwarzer bereits die Marschroute an – und betont: „Das wird ein richtungsweisendes Spiel.“ Doch auch in den Wochen danach wird es nicht unbedingt einfacher. „Wir haben sehr schwere Auswärtsspiele auf kleinen Plätzen gegen aggressive Mannschaften wie Lokstedt, Niendorf II oder auch Hansa 11. Das ist natürlich ein Programm, wo man sich erstmal durchsetzen muss.“ Klar sei aber auch, dass man die sechs Punkte Vorsprung auf den Rang-Dritten HR „mitnehmen will. Wir haben es uns erarbeitet und auch verdient, dort zu stehen. Wir wollen versuchen, das mit aller Macht bis zum Ende durchzuziehen.“

"Wollen den zweiten Platz verteidigen - und wenn HEBC patzt, wollen wir da sein"

ETV-Manager Koray Gümüs trauert ein wenig den Punktverlusten gegen die "vermeintlich schwächeren Teams" hinterher. Foto: Verein

Während sein Team extrem jung daherkommt, „macht HEBC das über die Erfahrung“, so Schwarzer. „Sie haben nochmal etwas nachgelegt und haben es vor der Winterpause geschafft, beim ETV zu gewinnen, womit ich nicht unbedingt gerechnet habe. Das macht die Konstellation etwas schwieriger. Wenn wir gegen den ETV spielen, bin ich zufrieden, wenn wir einen Punkt holen. Wenn HEBC dann gegen Lokstedt gewinnt, sind sie bereits vier Punkte weg. Das wäre dann schon ein Brett neun Spieltage vor Schluss“, weiß er um die Bedeutung des anstehenden Spitzenspiels. Nichtsdestotrotz sieht er sein Team auf einem guten Weg – und macht eine klare Ansage: „Wir haben hier Zuhause den ETV, HR und HEBC – und ich sage auch: Wir wollen unser Licht nicht untern Scheffel stellen. Wir spielen einen guten Ball und haben eine gute Truppe. Das, was wir vor zwei Jahren angefangen haben, hat sich bewahrheitet. Die Jungs arbeiten gut. Wir wollen auf jeden Fall den zweiten Platz verteidigen – und wenn es dann möglich ist und HEBC patzt, dann wollen wir da natürlich auch vorbeigehen. Das ist klar!“

"Sie haben einen Stürmer, der Spiele entscheidet, und nach Mitteregger den besten Trainer"

Nicht nur Gümüs weiß, dass Janosch Rinckens (2. v. li.) ein Stürmer ist, der Spiele im Alleingang entscheiden kann. Foto: Both

Während sich die SV Halstenbek-Rellingen im Winter mit Moussa Mané, Boamah Rüster (SV Rugenbergen) und Alfa Zazi Saibou (SC Nienstedten) noch einmal verstärkt hat und der lachende Dritte werden könnte, sieht Koray Gümüs, Manager des dahinter lauernden ETV, bei seiner vor dieser Saison bereits getätigten Aussage: „Nicht die beste Mannschaft wird am Ende aufsteigen, sondern die, die am konstantesten punktet . Leider haben wir es in der Hinrunde verpasst, wichtige Punkte gegen vermeintlich schwächere Mannschaften zu holen.“ Dennoch bleibe man in Lauerstellung, so Gümüs. „Unser Ziel ist es, in jedes Spiel zu gehen und die maximale Ausbeute von drei Punkten mitzunehmen.“ Im Vordergrund stehe die Weiterentwicklung der Mannschaft sowie die Tatsache, „gewisse Eindrücke zu sammeln und in die kommende Saison zu übertragen“, verrät Gümüs – und macht den großen Lokal-Nachbarn vom Reinmüller zum Titelanwärter Nummer eins: „Weil sie einen Stürmer haben, der Spiele entscheidet, und nach Dennis Mitteregger den besten Trainer der Liga“, spricht Gümüs auf HEBC-Goalgetter Janosch Rinckens sowie Coach Özden Kocadal an.

Bei Oberliga-Aufstieg besser gewappnet? "Theoretisch ja"

So eng wie hier zwischen Kjell Brumshagen (li.) und HEBC-Kapitän Chris Flick dürfte es auch in der Tabelle zwischen TuRa und den Eimsbüttelern zugehen. Foto: Both

Fakt sei aber auch, betont Vamvakidis jedenfalls, dass „mit der Hinserie“, die sein Team gespielt habe, „und was die reine Punktzahl angeht, so nicht zu rechnen war“. Die Mannschaft habe sich unter dem Trainer-Gespann Kocadal/Geist „nicht nur fußballerisch entwickelt, sondern auch mehr Variation und Klarheit in Sachen Aufgabenverteilung in unserem Spiel“. Es sei „eine relativ klare Handschrift zu erkennen.“ Nicht umsonst haben die „Veilchen“ vorzeitig mit dem Duo verlängert. Auch wenn es „weder vor zwei Jahren noch jetzt das klare Ziel“ sei, in die Hamburger Fußball-Beletage zurückzukehren, kann Vamvakidis auch keinen Hehl daraus machen: „Natürlich wollen wir so lange wie möglich oben dabei bleiben. Aber damit erzähle ich ja auch nichts Neues.“ Auf die Frage, ob er den Verein bei einem möglichen Aufstieg besser gewappnet sieht, als beim letzten Oberliga-Anlauf, entgegnet er: „Theoretisch ja. Aber was alles passieren kann, haben wir nach dem Aufstieg ja gesehen: Der Trainer bricht weg, zwei, drei andere Unwägbarkeiten, die du nicht planen oder vorhersehen kannst, kommen dazu. Aber in der Konstellation, wie es läuft und wie sich das entwickelt hat, glaube ich schon, dass wir besser vorbereitet wären auf das, was kommt.“ Doch zunächst einmal stellen sich zehn Hindernisse, die sich am Ende zu Unwägbarkeiten mausern könnten, in den Weg der Lila-Weißen. Dennoch spricht die Erfahrung für den HEBC...

Autor: Dennis Kormanjos