Hanssen: „Wir ziehen das Ding mit breiter Brust durch“

Entscheidung gefallen: SCALA bringt die Saison zu Ende

06. Dezember 2018, 08:00 Uhr

Holger Hanssen zieht die Saison mit seinem SC Alstertal-Langenhorn "bis zum bitteren Ende" voll durch. Foto: Hanno Bode

Vier Punkte auf der Habenseite, 15 Zähler Rückstand aufs rettende Ufer – und damit abgeschlagenes Schlusslicht in der Landesliga Hammonia: Nicht umsonst spricht SCALA-Coach Holger Hanssen von der „schwierigsten Saison meines Lebens“. Am 17. Oktober 2018 berichteten wir über die aktuellen Zustände beim SC Alstertal-Langenhorn und den Schritt des Vereins, in der kommenden Saison die Zweite Herren zur neuen Liga-Mannschaft zu machen. Heißt: Das jetzige Team ist eigentlich nur noch „Platzhalter für die jetzige Zweite“, wie selbst Hanssen seinerzeit meinte.

Dennoch kündigte der Übungsleiter der Alstertaler schon damals an, die Saison durchziehen zu wollen – sollten seine Spieler diese Entscheidung mittragen. In der vergangenen Woche kam es nun zur finalen Sitzung, auf der beschlossen wurde: „Bis auf Florian Kurzberg (SC Poppenbüttel; Anm. d. Red.), Tamer Dönmez (Ziel unbekannt), Leandro Indulto (Co-Trainer beim ETV unter Dennis Mitteregger), das war ein Deal zwischen uns beiden, und Hasan Yaylaoglu, der ins Trainer-Geschäft einsteigt, wird kein Spieler den Verein verlassen“, so Hanssen, der zudem betont, dass Kurzberg, Dönmez und auch Indulto schon länger nicht mehr dabei sind – und das auch nicht aufgrund der Situation im Verein. Dennoch betont er: „Das sind schon schwere Einschläge für diese Mannschaft.“ Aber: „In meiner Brust schlagen zwei Herzen: Zum einen das für den Verein, was nicht mehr ganz so doll schlägt – und dennoch habe ich der gesamten Mannschaft gegenüber eine Verantwortung. Wenn vier, fünf Spieler gehen, stehe ich mit zwei, drei Etablierten da, die jede Woche acht Stück kriegen. Deshalb habe ich gesagt: ‚Jeder Spieler, der geht, wird ausnahmslos gesperrt – außer er hat einen Amateurvertrag. ‘ Ich weiß, dass das meinen Spielern gegenüber hart ist. Aber das ist fair gegenüber unseren Gegnern und dem Verein.“

"Ich lasse niemanden im Stich und ziehe das durch"

Eine überaus bemerkenswerte und respektable Denkweise. Denn: „Ich bin 62 Jahre alt und habe auch nicht Bock, jede Woche zu verlieren. Ich könnte auch gehen – aber ich stehe zu meinem Wort. Was der Verein macht, ist Vereinssache. Ich lasse da niemandem im Stich. Wir ziehen das bis zum bitteren Ende durch.“ Und das, obwohl selbst Hanssen von der schwierigsten Saison seines Lebens spricht. „Ich bin schon mal mit UH-Adler aus der Landesliga abgestiegen – allerdings mit 36 Punkten. Das war schon brutal. Aber diese Saison ist einfach unglaublich. Man glaubt gar nicht, was ich hier alles erlebe...“ Nichtsdestotrotz werde man „das Ding mit breiter Brust durchziehen“, erklärt Hanssen, der sich innerhalb der Mannschaft schon einige „Flachsereien“ anhören muss. Der Grund: Beim bisher einzigen Saisonsieg gegen den SC Sternschanze war er selbst nicht dabei. „Sowas habe ich noch nie erlebt!“

"Es ist wirklich toll, dass alle Spieler noch da sind"

Trotz der sportlich ausweglosen Situation sei die Stimmung innerhalb der Mannschaft gut – soweit dies überhaupt möglich ist: „Wir haben Spaß, verstehen uns auch gut. Aber man muss sich vorstellen, dass man eigentlich schon in das Spiel geht und weiß: Du verlierst – zumindest in einigen Fällen. Aber wir gehen nicht so auf den Platz“, sagte er nach der 0:5-Niederlage beim HSV III am vergangenen Freitag, wo man dem Favoriten lange Zeit Paroli bot und erst in der Schlussphase vom Ergebnis her deutlich unterlegen war. „Der Verein ist schwer, die Situation ist brutal.“ Dennoch werde man „jetzt eine vernünftige Vorbereitung machen und dann zusehen, dass wir wieder vernünftig spielen. So wie wir das bei Paloma und gegen Tornesch gemacht haben. Unser Problem ist: Wenn diese Mannschaft ein, zwei Tore kriegt, dann ist sie wieder in diesem Tsunami drin, aus dem du keine Motivation mehr ziehen kannst.“ Auch wenn er um die Härte der Aufgabe weiß, freut sich Hanssen über die Zustimmung aus dem Team: „Es ist wirklich toll, dass alle Spieler noch da sind.“

Autor: Dennis Kormanjos