Hanssen: „Die Jungs gehen auf den Platz, weil sie den Sport lieben“

SCALA-Coach erklärt das „Erfolgsrezept“ und legt sich fest

22. Februar 2018, 17:06 Uhr

Holger Hanssen blickt mit SCALA auf eine erfolgreiche Hinrunde zurück und bleibt dem Verein auch kommende Spielzeit erhalten. Foto: Heiden

Nachdem der SC Alstertal-Langenhorn im Vorjahr „von null auf 100 durchgestartet“ ist, weil der Großsponsor vor der Saison absprang und nur ein letzter Mohikaner übrig blieb, hat es Holger Hanssen schon wieder geschafft: Der erfahrene Coach, der sein Team in der vergangenen Spielzeit mit 39 Punkten zum sicheren Klassenerhalt in der Landesliga Hammonia führte, überwintert mit seiner Equipe auf einem guten achten Tabellenplatz und hat sich praktisch schon jetzt mit 29 Zählern auf der Habenseite aller Abstiegssorgen entledigt – trotz der mal wieder düsteren Prognosen im Vorfeld. „Wenn man am Ende des Jahres 2017 sagen kann, du hast in 2018 eigentlich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun, dann ist das schon erfreulich“, findet Hanssen.

Wenn es um das Erfolgsrezept seiner Schützlinge geht, dann muss Holger Hanssen gar nicht lange überlegen: „Die Mannschaft hat einen tollen Charakter“, erklärt der Übungsleiter, dem mit seinen Alstertalern vor dieser Spielzeit wieder ein schwieriges Jahr prognostiziert wurde. „Die erreichten 29 Punkte sind beachtlich. Damit steht die Mannschaft vor Teams, die mit ganz anderen Zielen in die Saison gestartet sind“, so Hanssen. „Es freut mich wirklich für die Jungs.“ Seine Jungs, die er vor gut anderthalb Jahren auswählte, um den schweren Weg mit ihm zusammen zu gehen. „Die Spieler haben auf viel verzichtet. Trotzdem gehen sie auf den Platz und wollen gewinnen, weil sie den Sport lieben und ihn nicht wegen irgendwelcher materiellen Dinge ausüben.“ Oder anders formuliert: „Der Sponsor geht weg, die Spieler aber nicht. Das zeigt den Charakter. Der Wille ist immer da, der Spaß ist groß. Es passt zurzeit alles.“ Bis auf das Spiel gegen den HEBC habe man „eigentlich nie ein Arschvoll gekriegt“, sagt Hanssen in seiner ganz eigenen Art. „Ansonsten standen nahezu alle Spiele bis zur 50., 60. Minute auf des Messers Schneide.“

"Habe meiner Mannschaft gesagt: ‚Ihr könnt nicht gewinnen. ‘"

Edward Haustein (li.) könnte in den verbleibenden Spielen vom Innenverteidiger zum Stürmer "umfunktioniert" werden. Foto: KBS-Picture

Auch wenn die Situation äußerst komfortabel scheint, weiß der 61-Jährige, in den entscheidenden Momenten die richtigen Reize zu setzen. Ein Beispiel: Vergangene Spielzeit startete SCALA mit Spielen gegen Elmshorn (0:1) und Sternschanze (0:3) nach langer Winterpause ins neue Jahr. „Ich hatte Sternschanze damals in der Vorbereitung gesehen und wusste um unsere Situation. Deshalb habe ich meiner Mannschaft gesagt: ‚Ihr könnt nicht gewinnen. ‘ Die Spieler wollten natürlich sofort dagegenhalten, aber letztlich haben wir klar verloren. Deshalb brauche ich diesmal vor nichts mehr zu warnen.“ Denn der Auftaktgegner am 4. März heißt: SC Sternschanze. „Die Jungs wissen ganz genau, was ich meine, da wir in der exakt selben Situation sind. Das wird nicht nochmal passieren“, ist sich Hanssen sicher – und glaubt im Hinblick auf die restlichen Begegenungen: „Wir können mit unserer Spielweise den einen oder anderen Gegner ärgern und ganz gut mithalten.“

Im Winter konnte man sich sogar „den Luxus erlauben“ und Top-Torjäger Torben Lindholm zu Oberligist SC Victoria ziehen lassen. „Ich sage immer wieder: Ein Stürmer hat’s gut. Denn: Er darf die Tore schießen. Dafür arbeiten zehn andere Spieler um ihn herum.“ Den Abgang Lindholms will man an der Siemershöh im Kollektiv auffangen. „Wir müssen unser Spiel ein bisschen anders aufbauen und ändern.“ Letztgenanntes betrifft vor allem die Position des einen oder anderen Spielers. Edward Haustein, eigentlich als Innenverteidiger bekannt, könnte die Lücke, die Lindholm hinterlässt, schließen. „Eddy hat auch vorne eine Qualität, die wir in der jetzigen Situation anwenden werden. Wir können das kompensieren.“ Bei 19 Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz kann man sich auf einen vermeintlich ruhigen Saison-Endspurt einstellen. Auch Hanssen, der gerne bis zuletzt mahnt, sagt: „Bei allem Respekt und bei aller Vorsicht: Aber der Rückstand der drei Letztplatzierten ist bereits so groß, dass ich mich eines Besseren belehren lassen würde, sollten die Absteiger nicht schon feststehen.“

"Wir haben noch ein paar richtige Brocken vor der Brust"

Angesichts des Trios, das abgeschlagen am Ende des Hammonia-Feldes kauert, betont Hanssen, dass „die nächste Saison wesentlich schwieriger und komplizierter werden wird“. Insbesondere aufgrund der möglichen Auf- und Absteiger, die dazukommen könnten. Apropos nächste Saison: In der wird auch Holger Hanssen wieder an der Seitenlinie stehen. Der Verein hat den Kontrakt mit dem Chefcoach und Assistent Daniel Koppel, der „ein ganz wichtiger Baustein ist“, wie der langjährige UH-Adler-Dompteur meint, um ein weiteres Jahr verlängert. „Wenn wir die gleichen Möglichkeiten wie in dieser Saison haben, dann ist mir nicht bange“, blickt Hanssen bereits voraus. Verzichten müssen wird er dann allerdings auf Bill Hittig, der sich „hinten links zu einem ganz wichtigen Faktor“ entwickelt hat. Der ehemalige Poppenbütteler geht für zwei Jahre nach Kanada. Doch zunächst einmal stehen noch elf Partien in dieser Saison aus. „Wir haben noch ein paar richtige Brocken vor der Brust – und es geht gleich mit dem ersten los“, warnt Hanssen vor dem SC Sternschanze – und erklärt abschließend: „Ich würde gerne noch drei, vier Spiele gewinnen.“ Sollte machbar sein…

Autor: Dennis Kormanjos