Hansen: „Gefahr bestand, dass wir keine Mannschaft melden können“

Lieths Kapitän und Erster Vorsitzender über gute sowie schlechte Zeiten

26. Januar 2016, 16:29 Uhr

Gibt auf dem Platz immer Vollgas: Lieth-Captain Bo Hansen. Archivbild: KBS-Picture.de

Vier Jahre lang gehörte die SV Lieth zum festen Inventar der Landesliga Hammonia. Zuletzt ging es jedoch steil bergab. Nach zwei Abstiegen sind die „Klein Nordender“ in der Kreisliga angekommen und haben einen Neuanfang hinter sich. Einer, der sowohl in guten wie auch in schlechten Zeiten dabei war, sich nach wie vor auf sowie abseits des Platzes für den Klub engagiert und hauptberuflich als Schauspieler arbeitet, ist Bo Hansen. Der 32-Jährige stand in der Hinserie in 16 der 17 Spiele von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz, ist Kapitän der Mannschaft und zugleich Erster Vorsitzender der SVL. Wir haben mit ihm gesprochen…

FussiFreunde: Nach dem Landesliga-Abstieg 2013 ging es zuletzt bis in die Kreisliga runter, die SV Lieth verschwand ein Stück weit von der Bildfläche. Du hast alles miterlebt, bist seit Jahren eine feste Institution. Vielleicht magst Du uns mal erklären, worin der Absturz begründet war?

Sein langjähriges Markenzeichen, der Zopf. Foto: KBS-Picture.de

Hansen: „Zuerst einmal war es für einen kleinen Verein, wie die SV Lieth einer ist, eine Sensation in der Landesliga gespielt zu haben. Uns war von Anfang an bewusst, dass es schwierig werden würde diese Liga zu halten. Bis auf das erste Jahr haben wir immer gegen den Abstieg gespielt und den Klassenerhalt zweimal erst am letzten Spieltag geschafft. Das konnte nicht immer gutgehen – zumal uns in solch einer Konstellation immer wieder der eine oder andere wichtige Spieler verlassen hat. Als der Abstieg in die Bezirksliga feststand, war man als Verein gefragt, die Mannschaft nicht auseinanderbrechen zu lassen, um einen vernünftigen Neuanfang eine Klasse tiefer zu starten. Leider wurde dies versäumt und man hat lediglich ‚Flickschusterei‘ am Kader betrieben, so dass am Ende der Abstieg in die Kreisliga das Resultat war. Für mich als alter Liether ist das natürlich eine traurige Geschichte. Umso wichtiger war es, dass man bei der SV Lieth jetzt einen kompletten Neuanfang gestartet hat.“

FussiFreunde: Wie schwer war es für Dich und für den gesamten Verein, diese Negativspirale zu durchbrechen?

Hansen: „Man muss in solch einem Verein erstmal erkennen, dass es an der Zeit ist, neben personellen Wechseln, eine ganze Sparte neu zu strukturieren. Das hat irgendwann auch der letzte im Verein verstanden – nachdem durch die anhaltende Negativspirale der Ersten Herren nach dem Abstieg in die Kreisliga die Mannschaft komplett auseinander zu brechen drohte (Es standen nur noch sechs Spieler für die kommende Saison zur Verfügung), die Zweite Herren geschlossen zu Holsatia Elmshorn gewechselt ist und die Dritte Herren sich aufgelöst hat. Somit bestand die Gefahr, dass die SV Lieth keine Herrenmannschaft melden kann, wodurch genug Argumente für einen Neuanfang gegeben waren. Dies ging dann zum Glück relativ schnell. Wir hatten viele Befürworter aus dem Gesamtverein, die uns bei der Entscheidung unterstützt haben. Dadurch haben wir es geschafft, zum Saisonstart weitere Spieler des vorherigen Kaders zu halten und neue hinzu zu holen, um eine vernünftige Saison zu spielen und diesen Abwärtstrend nicht noch weiter fortzusetzen.“

FussiFreunde: Aktuell befindet man sich ja auf dem Weg der Konsolidierung, überwintert in der Kreisliga 8 auf dem vierten Tabellenplatz. Wie sahen die Ziele im Vorfeld der Saison aus wie zufrieden seid ihr mit dem bisherigen Abschneiden?

Privat geht Bo Hansen einem eher ungewöhnlichen Hobby nach. Foto: KBS-Picture.de

Hansen: „Zunächst waren wir sehr froh darüber, kurzfristig einen konkurrenzfähige Mannschaft zusammen bekommen zu haben. Einerseits hatte man sich sogar so gut verstärkt, dass man zunächst aus der Euphorie heraus dachte, es könnte wieder direkt um den Aufstieg gehen. Andererseits ist eine Saison sehr lang und die Kreisliga ebenfalls eine ernst zu nehmende Liga. Hinzu kam noch, dass wir uns nach dem Neuanfang erstmal als Mannschaft finden mussten, was und mittlerweile zum größten Teil gelungen ist. Sicherlich ist man das ein oder andere Spiel etwas zu locker angegangen, so dass es deswegen nicht für den Platz an der Sonne gereicht hat, sondern nur für den vierten. Im Großen und Ganzen sind wir mit dem bisherigen Abschneiden jedoch nicht unzufrieden.“

FussiFreunde: Wie sehen die künftigen Ziele aus – also, wann werden wir die SV Lieth zumindest wieder in der Bezirksliga antreffen?

Hansen: „In der nächsten Saison soll ganz klar der Aufstieg angegangen werden. Für mich gehört die SV Lieth in die Bezirksliga. Von der Landesliga in der jetzigen Situation zu sprechen, ist für einen kleinen Verein, wie wir es nun mal sind, absolut utopisch. Ich vergleiche uns gern mit dem FC St. Pauli, der für mich in die zweite Bundesliga gehört, ab und an mal einen kurzfristigen Ausflug nach oben in die Bundesliga hatte, aber auch schon schwierigere Zeiten in der damaligen Regionalliga überstehen musste. Damals hatte man auch einen kompletten Neuanfang gestartet, so wie wir jetzt in der Kreisliga. Wenn in Zukunft mal ein starker Jahrgang aus der Jugend in den Herrenbereich aufrückt oder durch Bekanntschaften interessante Spieler die Mannschaft verstärken können, kann man die Ziele immer noch neu definieren. Momentan gibt es aber nur ein Ziel: Bezirksliga.“

FussiFreunde: Wird es im Winter Zu- und/oder Abgänge geben und wenn ja, kannst Du schon Namen nennen?

Hauptberuflich verdient der 32-Jährige sein Geld als Schauspieler. Foto: KBS-Picture.de

Hansen: „Wir haben uns im Winter von unserem Trainer Christoph Prüfer getrennt. Die Chemie zwischen Trainer und Mannschaft stimmte nicht zu 100 Prozent überein. Den Trainerposten wird sein Vorgänger Michael Radde-Krüger übernehmen. Außerdem ist es uns gelungen, zwei weitere ehemalige Liether zu einer Rückkehr zu bewegen: Tim Henningsen kehrt vom FC Elmshorn zu uns zurück und Jan Lohse hat sich nach längerem Aufenthalt in Köln wieder unserem Kader angeschossen. Verlassen haben uns in der Winterpause Björn Dohrn (FC Union Tornesch), Claas Schönenberg (TuS Hemdingen-Bilsen), Christoph Berg (Holsatia Elmshorn II) und Maximilian Peldszus (Ziel unbekannt).“

FussiFreunde: Wie sehen denn die konkreten Ziele für die Rückserie aus?

Hansen: „Eigentlich liegt unser Augenmerk schon einen Schritt weiter, nämlich auf der nächsten Saison. Realistisch betrachtet wird es diese Saison für uns nicht mehr um den Aufstieg gehen. Dafür hat man im Verlauf der Saison zu viele Punkte unnötig liegen gelassen und der Abstand nach oben ist einfach zu groß geworden. Daher ist unser primäres Ziel für die Rückrunde die Entwicklung einer vernünftigen Struktur in unserem Spiel und die Festigung der Mannschaft, um dann mit einer schlagfertigen Truppe in die Saison 2016/2017 gehen zu können. Nichtsdestotrotz wollen wir unsere elf verbleibenden Pflichtspiele gewinnen und wenn die Mannschaften über uns weitere Punkte liegen lassen sollten, werden wir uns nicht dagegen stemmen, oben anzugreifen.“