Oberliga
Hamm steht seinen Mann – als „geile Gemeinschaft“: „Es tut uns gut, weiter demütig zu sein!“
Sinisa Veselinovic (2. v. re.) fühlt sich bei Hamm United pudelwohl und hebt die "geile Gemeinschaft" hervor. Foto: Bode
Haben derzeit gut lachen: Hamm-Coach Sidnei Marschall (li.) und Präsident Jörn Heinemann. Foto: Bode
„Wir sind eine Mannschaft“, strahlt Hamm-Coach Sidnei Marschall, dem die Situation in der vergangenen Spielzeit lange mächtig zusetzte. So sehr, dass er zwischenzeitlich sogar an einen Rücktritt dachte. Aber: Marschall, sein „Co“ Robert Pietruschka und Liga-Manager Stephan Rahn machten weiter – und wurden belohnt. „Genau das brauchten wir“, spricht „Sid“ auf den frischen Wind innerhalb des Kaders an. „Wir haben einfach wieder Typen dabei, die Bock auf Fußball haben. Wir wollen gemeinsam Spaß haben, Fußball spielen und danach ein Bierchen trinken.“ Zuletzt war es häufiger ein Sieger-Bier.
"Fußball spielen ist das Geilste überhaupt"
Sinisa Veselinovic hat bei den "Geächteten" voll eingeschlagen und bereits sechs Saisontore auf dem Konto. Foto: Bode
Nicht erst am Parkweg habe man die neue Einstellung unter Beweis gestellt. Die Leidenschaft, mit der Hamm als Gesamtkonstrukt den Gegner beackert. Oder wie es Marschall formulierte: „Wir haben hart gearbeitet und jeder hat für jeden gekämpft. Es ist einfach die Einstellung. Und ich sage es den Jungs immer wieder: Fußball spielen ist das Geilste überhaupt. Ich kann es nicht mehr, mein Co-Trainer und der Manager auch nicht mehr. Wir würden es gerne, aber es geht nicht mehr“, sollen seine Spieler das auf dem Platz stehen genießen, so lange es noch möglich ist. „Wir geben den Jungs auch ein bisschen die Freiheiten, Fußball spielen zu dürfen. Das macht es aus. Im Moment sind wir eine gute Mannschaft und einfach gut drauf.“
"Es war die richtige Entscheidung"
Ex-Profi Davidson Eden ist nun ebenfalls im Hammer Park aktiv. Nicht zuletzt dank der Bemühungen von Sinisa Veselinovic, der mit Eden bei Teutonia 05 zusammenkickte. Foto: Bode
Letzteres betont auch Sinisa Veselinovic. Der Wechsel des mit reichlich Regionalliga-Erfahrung ausgestatteten Torjägers in den Hammer Park hat durchaus für Aufsehen gesorgt. „Ich habe mir viel Zeit genommen, zu überlegen, was ich mache. Hamm ist zehn Minuten von mir entfernt. Ich wusste, ich trainiere und spiele auf einem Rasenplatz in einem schönen Stadion. Ich kenne ‚Sid‘ – und kannte ‚Mauri‘ (Maurizio d’Urso, Anm. d. Red.) noch aus der Jugend bei St. Pauli. Die Gespräche waren super. Ich hatte ein gutes Gefühl, dass ich unbedingt gewollt bin.“ Nun könne er sagen: „Es war die richtige Entscheidung!“
Dass „Sini“ schlussendlich Hamm sein Ja-Wort gab, sei auf „eine Kombination aus Spaß und etwas geringeren Aufwand, als ich es aus der Regionalliga kannte“, zurückzuführen, begründet er seinen Schritt. „Hinzu kommt, dass die Heimspiele an einem Freitagabend sind. Das kannte ich seit 14 Jahren nicht mehr. Schlussendlich muss man sagen: Das Gesamtpaket stimmte einfach.“ Und Veselinovic ließ seine Kontakte spielen, lotste auch Ex-Teamkollege Davidson Eden nach Hamm. „Ich habe meinen kleinen Teil dazu beigetragen“, verrät er mit einem leichten Augenzwinkern.
"Ich wusste, worauf ich mich einlasse"
Obwohl man als Tabellendritter im Konzert der Großen mitmischt, will Veselinovic (2. v. li.) weiter "demütig" bleiben. Foto: Bode
Die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern scheint zu stimmen. „Wir sind eine geile Truppe“, schwärmt selbst Veselinovic. „Als ich wusste, dass ‚Robby‘ (Roberto d’Urso, Anm. d. Red.) und Sebastiao (Mankumbani) noch kommen, habe ich mich gefreut. Ich bereue es absolut nicht und bin super happy! Wir haben eine sehr gute Hierarchie in der Mannschaft und jeder zieht mit. Das ist das, worauf ich Bock habe. Keine unnötigen Streitereien, kein Stress. Ich wusste, worauf ich mich einlasse. Hier wurde mit offenen Karten gespielt. Es hat mir gefallen – und alles ist super. Mal sehen, wohin der Weg geht.“
Höhere Ziele? "Im Vergleich zum letzten Jahr, ja"
Denn die Reise hat gerade erst begonnen. Nimmt man die bisherigen Ergebnisse und die Stimmung innerhalb der Mannschaft als Maßstab, können die Ziele der Marschall-Mannen nur andere sein. „Im Vergleich zum letzten Jahr, ja“, entgegnet der Top-Torjäger, führt aber gleichzeitig an: „Wir haben einen Flow, sind noch ungeschlagen und auch im Pokal weiter dabei. Wir nehmen das so mit. Aber ich denke, es tut uns gut, weiter demütig zu sein“, sollen der Spaß und der gemeinsame Erfolg weiter im Vordergrund stehen.