Regionalliga Nord

Guter Auftritt aber: „Punktetechnisch kannst du dir da nichts von kaufen“

HSV II-Trainer Steffen Weiß sieht nur einen Ansatz zur Kritik nach dem Wolfsburg-Match

26. Februar 2019, 11:15 Uhr

Das hältst du doch im Kopf nicht aus: Coach Steffen Weiß sah ein gutes Spiel seiner Mannschaft – aber mit schlechtem Ausgang. Foto: KBS-Picture.de

Als alles vorbei war, beschlich Steffen Weiß ein unguter Gedanke. „Jetzt dreieinhalb Stunden mit dem Bus zurück nach Hamburg und das ohne Punkte...“, sinnierte der Trainer der Zweitvertretung des Hamburger SV nach dem Match gegen den VfL Wolfsburg II, das seine Mannschaft zuvor trotz eines ansprechenden Auftritts mit 2:3 verloren hatte. Der Gedanke, der dahinter steckte, aber war klar: Die Rückreise der Mannschaft gen Hansestadt nach der Partie am gestrigen Montagabend würde alles andere als eine Fahrt mit bester Stimmung werden. Zu tief saß der Stachel der Enttäuschung bei den „Rothöschen“. Verständlich.

Denn viel fehlte nicht und der HSV II hätte aus dem AOK-Stadion in Wolfsburg tatsächlich etwas Zählbares mit nach Hause genommen. Doch es fehlte nur ein gefühlter Wimpernschlag. Der drückte sich auf dem Platz im Elfmeter in der 89. Minute aus, an dem Morten Behrens zwar dran war, aber nicht verhindern konnte, dass der Ball zum entscheidenden 3:2 für die VfL-Reserve einschlug (hier geht’s zum Spielbericht). Ausgerechnet Behrens. Zuvor hatte der 21-Jährige vortreffliche Momente gehabt, seine Mannschaft gleich drei Mal vor einem Rückstand bewahren können. Zwei Mal vor der Pause und dann – mit einem unfassbaren Reflex – auch in der 63. Minute noch einmal. Logisch, dass auch seine Stimmung nicht gerade die beste war.  

„Wenn wir zehn Meter höher verteidigen, kommt der Ball nicht dahin, wo er hingekommen ist“

„Ich weiß nicht, ob der Schiedsrichter den Elfmeter geben muss“, erklärte HSV II-Keeper Morten Behrens. Foto: KBS-Picture.de

„Das kotzt mich an“, erklärte Behrens gegenüber „amateur-fussball-hamburg.de“ mit Blick auf den „Elfer“, den er selbst verursacht hatte, als er nach einem Freistoß aus seinem Kasten eilte und dabei im Strafraum mit Wolfsburgs Robin Ziegele zusammenprallte. „Ich weiß nicht, ob der Schiedsrichter den Elfmeter geben muss. Ich treffe den Ball und den Gegner. Es ist die selbe Situation, wie wenn zwei mit dem Kopf aneinander hauen“, umschrieb Behrens die Szene, die zur Niederlage führte, gegenüber der „Hamburger Morgenpost“ und konstatierte mit Blick auf das gesamte Spiel: „Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, dann haben wir zu viel zugelassen.“ Worte, mit denen Behrens genau die Richtung einschlug, in die auch Steffen Weiß in seiner Analyse nach dem Spiel gegangen war.

„Es ist sehr bitter, wenn du vom Platz gehst und von allen Seiten nur Lob dafür bekommst, was du gegen den souveränen Tabellenführer gemacht hast, aber am Ende so eine strittige Szene entscheidet. Ich muss ehrlich sagen: Ich habe die Szene nicht genau gesehen und will sie nicht bewerten, aber das tut natürlich weh“, sagte Weiß und lobte seine Equipe: „Das war ein sehr sehr starker Auftritt. In der zweiten Halbzeit haben wir die Ruhe verloren und nicht mehr so in unsere Zielräume gespielt, wo wir hin wollten. Am Ende machst du dennoch das 2:2, bist in Euphorie und bekommst dann einen doofen Freistoß.“ Genau da setzte auch der einzige Vorwurf an, den Weiß seinem Team machen wollte.

„Wir haben den Freistoß schlecht verteidigt. Wir haben klare Prinzipien, die wir durchdrücken müssen – egal wie der Spielstand ist. Wenn wir da zehn Meter höher verteidigen – da, wo wir normalerweise stehen – kommt der Ball nicht dahin, wo er hingekommen ist und dann fällt das Tor auch nicht, In dem Moment war da wohl ein Angstgedanke“, resümierte der HSV II-Übungsleiter und ärgerte sich: „Wir haben alle drei Gegentore auf die gleiche Art bekommen. Das müssen wir Mann gegen Mann in der Boxverteidigung besser machen.“ Dennoch habe er seinem Team „in der Kabine gesagt, dass das ein guter Auftritt war.“ Einziges Manko: „Punktetechnisch kannst du dir da nichts von kaufen“

Jan Knötzsch