Landesliga Hansa

Gossow: „Eine entspannte Saison in einem ruhigen Umfeld – ohne Politik“

20. April 2020, 09:27 Uhr

Florian Gossow hofft bei seiner neuen Aufgabe beim SC V/W Billstedt auf eine "entspannte Saison in einem vernünftigen und ruhigen Umfeld – ohne Politik". Foto: Bode

Fast anderthalb Jahre war er von der (Fußball-)Bühne verschwunden – nun ist Florian Gossow zurück. Der sturmerprobte Übungsleiter, der bei seinen vorangegangenen Stationen – ob nun bei TBS Pinneberg, Germania Schnelsen, dem FC Elmshorn, WSV Tangstedt, Teutonia 05 oder zuletzt Concordia – allerhand Wirrungen und Irrungen im Hintergrund erlebt hat, heuert beim SC V/W Billstedt an. Am Öjendorfer Weg wird Gossow künftig mit Onur Ulusoy ein Trainer-Gespann bilden, in letzter Instanz aber das Sagen haben. Das, so Gossow, sei eine seiner Bedingungen gewesen, „es als erster Trainer zu machen.“ Doch darauf würde er in letzter Linie gar keinen großen Wert legen. Denn: „Wir sprechen uns sowieso permanent ab. Und Onur kennt die Truppe gut. Viele spielen nur wegen ihm hier. Das wird sich gut ergänzen“, ist er sich sicher.

Gemeinsam mit Onur Ulusoy leitet Gossow künftig die Geschicke am Öjendorfer Weg. Foto: Bode

Sein Engagement beim Hansa-Landesligisten kam „eigentlich nur durch Zufall“ zustande, wie uns Gossow verrät. Besser gesagt durch zwei seiner Ex-Spieler, mit denen er noch im regen Austausch stehe: Fatih Gürel und Cem Cetinkaya. „Sie haben gefragt, was und ob ich was in der nächsten Saison machen würde.“ Das habe der 46-Jährige verneint. „Sie erzählten mir dann, dass Onur (Ulusoy, Anm. d. Red.) überlegt, ganz aufzuhören, weil er es zeitlich nicht mehr schafft.“ Und so kam letztlich eines zum anderen. „Wir haben uns getroffen, ausgetauscht und erstmal kennengelernt“, erklärt Gossow – und meint: „Das war ein sehr gutes Gespräch - verbunden mit einem sehr guten Gefühl meinerseits. Ich habe gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge sind.“ Zudem habe er in all den Jahre gelernt, „dass man auch mal zurückstecken muss – und das kann ich“.

"Geld macht viel kaputt"

Bei Vorwärts-Wacker freut sich Gossow auf die Zusammenarbeit mit den jungen Spielern. Foto: Bode

Vor allem bei Gossows letzter Tätigkeit bei Concordia, wo zu seiner Zeit als Trainer das blanke Chaos regierte. Im Hintergrund ging es drunter und drüber – öffentliche Treuebekenntnisse in Richtung des Chefcoaches: Fehlanzeige. Blickt man aber mal zurück und vergleicht Cordi zu Gossows Zeiten mit dem heutigen Abschneiden der „Bekkampler“, muss ganz nüchtern betrachtet festgestellt werden: Nach dem neunten Tabellenplatz unter Gossow wurde es unter dessen Nachfolger Frank Pieper-von Valtier sportlich gesehen nicht erfolgreicher. Ganz im Gegenteil. Nach Rang 13 in der Vorsaison steht in der aktuellen Serie nun der zehnte Platz zu Buche – trotz ganz anderer Ansprüche. Doch mit diesem Kapitel in seiner Trainer-Laufbahn hat Gossow mittlerweile komplett abgeschlossen – und blickt stattdessen nur noch voraus. Auch wenn er weiß: „Geld ist immer wieder ein Thema und macht viel kaputt.“

Gossow räumt mit Gerücht auf: "Totaler Quatsch und absoluter Schwachsinn!"

Dass er selbst Geld mitbringen würde, sei "totaler Quatsch und absoluter Schwachsinn", stellt Gossow klar. Foto: Bode

Geld, das er bei seinen vorigen Stationen auch reininvestiert hat – zumindest war davon stets zu hören. Ein Gerücht, mit dem Gossow nun vehement aufräumen möchte: „Das ist totaler Quatsch und absoluter Schwachsinn!“, entgegnet er – und fügt an: „Ich empfinde dieses Gerede als negativ – und möchte als Trainer aufgrund meiner Qualitäten auf dem Platz geholt werden und nicht, weil da irgendwas über meine Person herumgeistert.“ Auch deshalb freue er sich nun auf seine neue Aufgabe, „weil das dort zu keiner Zeit ein Thema war“. Bei Vorwärts-Wacker habe man „keinen großen Etat, macht aber das Bestmögliche daraus“. Position vier in der Landesliga Hansa ist Ausdruck dessen. „Das ist eine junge Truppe, die bewiesen hat, dass sie guten und erfolgreichen Fußball spielen kann. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten. Deshalb ist es unser Ziel, die Jungs im Verein zu halten. Wir müssen auch gar nicht groß aktiv werden. Die Truppe hat untereinander ein großes Interesse, weiter zusammenzuspielen. Also werden wir zusehen, den Kader so zusammenzuhalten“, betont Gossow, der nur punktuelle Verstärkungen einplant und bisher durchweg positive Rückmeldungen aus den Spielergesprächen erhalten habe.

"Michi ist auch ein ganz wichtiger Faktor für uns - und im Verein"

Mit Michael Meyer hat Gossow bereits bei Teutonia 05 zusammengearbeitet - nun sei er am Öjendorfer Weg "ein ganz wichtiger Faktor" und der verlängerte Arm auf dem Platz. Foto: Bode

Dass ihm einige seiner langjährigen Weggefährten an den Öjendorfer Weg folgen würden, glaubt er indes nicht: „Das kann ich mir allein schon aufgrund der Entfernung nur schwer vorstellen.“ Schließlich habe er mit der Landesliga Hansa bis dato keinerlei Berührungspunkte gehabt. Stattdessen werde man einige Spieler aus der eigenen A-Jugend in den Liga-Kader hochziehen, erzählt er. „Das ist auch das, was mich an der Aufgabe reizt.“ Zusammen mit Ulusoy und Michael Meyer („Er ist auch ein ganz wichtiger Faktor für uns und im Verein – und hat auch die Entscheidung mit meiner Person begrüßt“), dem zu gemeinsamen Teutonia-Zeiten kein sonderlich gutes Verhältnis zu Gossow nachgesagt wurde, möchte man in Billstedt wieder etwas aufbauen. Wenngleich dem neuen Mann im „Führungstrio“ wichtig ist, „die aktuelle Entwicklung abzuwarten“. Da momentan keiner vorhersagen kann, wann der Ball endlich wieder rollt, finde er es „ganz schwer“, eine Einschätzung abzugeben, wo die Reise hingehen kann. „Ich finde es aber gut, dass vom Verein keinerlei Druck herrscht.“

"Es soll rein um den Fußball gehen und der Spaß im Vordergrund stehen"

Und nach den ganzen Ereignissen und Vorkommnissen bei seinen Ex-Clubs steht für Florian Gossow bei seinem neuen Engagement sowieso etwas ganz anderes im Vordergrund: „Aufgrund der gesammelten Erfahrungen der letzten Jahre geht es mir in allererster Linie darum, eine entspannte Saison in einem vernünftigen und ruhigen Umfeld – ohne Politik, sondern wo es wirklich rein um den Fußball geht und der Spaß im Vordergrund steht – zu spielen.“

Autor: Dennis Kormanjos