Regionalliga Nord

Gegen zu viel „Larifari und Alibi“: Ulbricht-Grätsche sorgt für nächste „Rosi“-Krönung an der Hoheluft

26. Februar 2023, 19:25 Uhr

Julian Ulbricht (re.) bejubelt seinen spielentscheidenden Siegtreffer zum 1:0 für die U23 des FC St. Pauli im Derby beim FC Teutonia 05. Foto: Küch

„Natürlich war das ein sehr besonderes Gefühl, einige Spieler und Verantwortliche, mit denen ich letztes Jahr noch zusammengearbeitet habe, wiederzusehen“, gestand Jan-Philipp Rose - und erinnerte an seine Zeit als Co- und Interimstrainer beim FC Teutonia 05. Eine Zeit, die mit dem Erfolg an der Hoheluft im LOTTO-Pokal triumphal vollendet wurde. Dementsprechend machte der jetzige Co-Trainer des FC St. Pauli II nach der Rückkehr (alle Highlights im LIVE-Ticker) auch keinen Hehl daraus: „Hierher komme ich immer wieder gerne zurück. Hier habe ich viele positive Erlebnisse gehabt.“ Und am Sonntagnachmittag kam ein weiterer Höhepunkt dazu: „Der Sieg ist natürlich der krönende Abschluss“, strahlte Rose über das ganze Gesicht.

Johann von Knebel (Mi.) bereitete das einzige Tor des Spiels mustergültig vor. Hier behauptet er sich gegen Emanuel Mirchev (li.) und Sebastian Hertner. Foto: Küch

Es lief bereits die Schlussminute, als Fabian Istefo klarmachte, was er von dem Spiel hielt - und seinem Frust freien Lauf ließ. Nach einer viel zu lang geratenen Flanke von Ole Wohlers drosch Istefo das Spielgerät über den Fangzaun hinweg und auf die andere Straßenseite am Lokstedter Steindamm. Dass sich kurz darauf beinahe doch nochmal die Chance bot, zumindest einen Punkt mitzunehmen und die Ungeschlagen-Serie aufrechtzuerhalten, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu erahnen. Und letzten Endes kam es auch nicht mehr zu eben jener Möglichkeit, da die Pfeife von Referee Kevin Rosin nach einem glasklaren Schubser von Lennart Appe gegen den zum Kopfball ansetzenden Maik Lukowicz stumm blieb (90. +1).

"Zwei ganz klare Elfmeter!"

Maik Lukowicz (li.) wird im allerletzten Moment von Lennart Appe geblockt. Foto: Küch

„Warum sollte er sich denn fallen lassen, wenn er eine glasklare Situation hat und den Ball mit dem Kopf reinmachen kann? Das war ein bisschen unglücklich“, haderte Teutonen-Trainer David Bergner. Und selbst Rose sah einen „klaren Elfmeter“, wie er hinterher offen zugab - allerdings auch auf der anderen Seite. Im ersten Abschnitt war es Franz Roggow, der wenige Augenblicke zuvor nach Zuspiel von Johann von Knebel noch an Marius Liesegang hängenblieb (32.), dessen Fuß von Kevin Weidlich weggezogen wurde (36.). Elfmeter? Fehlanzeige!

Nichtsdestotrotz war es die Phase, in der die vom Abstieg bedrohten „Kiezkickerchen“ die zuletzt sechsmal in Folge siegreichen Teutonen genau da hatten, wo sie die Mannen von der Kreuzkirche haben wollten. „Wir müssen schon konstatieren, dass St. Pauli sehr gut verteidigt und die Räume echt eng gemacht hat. Wir hatten zwar die Spielkontrolle, aber man hatte dennoch so ein bisschen das Gefühl, dass wir große Angst vor den Tempo-Gegenstößen des Gegners hatten. Da waren wir nicht so klar im Gegenpressing. Uns hat so ein bisschen der Mut gefehlt, gegen den Ball nach vorne zu verteidigen“, sprach Bergner von „trügerischem Ballbesitz“ - und fügte an: „Wir hatten in Positionen den Ball, wo es dem Gegner nicht wehgetan hat. Das war so ein bisschen Larifari und Alibi.“

"Wir machen aus 14, 15 Ecken nichts - die aus zwei Ecken ein Tor"

Julian Ulbricht (re.) grätscht den Ball ohne jede Gegenwehr in die Maschen. Auch Tjark Scheller (li.) hätte das Runde unbedrängt im Eckigen unterbringen können. Foto: Küch

Wehtun können hätte Lukowicz dem zu Beginn sehr tief stehenden Gegner schon früh im Spiel, schoss aber freistehend am langen Eck vorbei (6.). „Wir wollten erstmal kompakt stehen und uns so ins Spiel reinarbeiten. Das ist uns sehr gut gelungen. Wir wussten auch, dass wir jederzeit ein Tor machen können“, vertrauten Elard Ostermann und Rose auf die Stärken ihres Teams, das in der 66. Minute den goldenen Schuss setzte. Nach einer nur unzureichend geklärten Ecke brachte von Knebel das Leder noch einmal scharf vors Tor - und plötzlich durfte Julian Ulbricht das Runde völlig ohne Gegenwehr innerhalb des „Fünfers“ per Grätsche ins Eckige bugsieren!

Apropos Standardsituationen: „Ich weiß gar nicht, wie viele Ecken wir heute hatten, aber wir schaffen es aus 14 oder 15 Eckbällen nicht, mal einen über die Linie zu drücken. Ich glaube, der Gegner hatte zwei Ecken - und macht aus einer das Tor. Das ist natürlich unglaublich ärgerlich, aber brutal effektiv“, so Bergner. Die Ungedulg bei seinen Mannen wurde immer größer und vorne fehlte es „an der Zielstrebigkeit, das Tor machen zu wollen“. Und so musste er schlussendlich feststellen: „Man muss mit einer Favoritenrolle auch umgehen können. Hoch zu kommen, ist schon schwer genug. Aber dort zu bleiben und das jede Woche zu bestätigen, das ist nochmal etwas ganz anderes. Vielleicht sind wir noch nicht so weit.“

"Das war der Schlüssel zum Sieg"

Anschließend feierte Ulbricht (Mi.) seinen Torerfolg mit den Teamkollegen. Foto: Küch

Die „Ostermänner“ spielten nach dem Führungstor etwas befreiter auf, wie auch Rose befand. „Aber im Endeffekt ist es in der Situation egal, ob wir gut oder schlecht gespielt haben. Wir haben die drei Punkte - und die sind gerade im Kampf gegen den Abstieg sehr wichtig für uns“, betonte „Rosi“ - und bilanzierte abschließend: „Natürlich haben wir gesagt, dass wir herkommen und gewinnen wollen. Aber wir wussten schon um die Stärke und den Lauf von Teutonia. Die Jungs haben toll gefightet, alles gegeben - und am Ende war der Kampf der Schlüssel zum Sieg.“ Und zu einem weiteren erfolgreichen Nachmittag für Jan-Philipp Rose im Stadion Hoheluft...

Autor: Dennis Kormanjos